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Logbuch_2015

Magazin | www.kreuzer-leipzig.de 21 * Vollständig aus dem Schwedischen* Vollständig aus dem Schwedischen* Vollständig aus dem Schwedischen* Vollständig aus dem Schwedischen übersetzt von Thomas Steinfeldübersetzt von Thomas Steinfeldübersetzt von Thomas Steinfeldübersetzt von Thomas Steinfeld und mit einem Essay versehenund mit einem Essay versehen * 704 Seiten, mit Abbildungen von* 704 Seiten, mit Abbildungen von Bertil Lybeck * € 24 (D)) »Jetzt liegt das Meisterwerk»Jetzt liegt das Meisterwerk Nils Holgersson in einer gelungenenNils Holgersson in einer gelungenen Neuübersetzung vor … In SteinfeldsNeuübersetzung vor … In Steinfelds Fassung … zeigt sich das Buch taufrisch und zeitlos …« — FAZ— FAZ 2 0 1 5 N OMINIERTFÜR D E N PREIS DER LEIP ZIGERBUCHMESSE W W W.DIE-ANDERE-BIBLIOTHEK.DE W W W.FACEBOOK.COM/DIEANDEREBIBLIOTHEKW W W.FACEBOOK.COM/DIEANDEREBIBLIOTHEK Anzeige Die implodierte PEGIDA www.ahriman.com AHRIMANhatnochvielmehr.Jetztklickenauf: 78S.,zahlr.Abb.,4,50€,ISSN0930-0503/ISBN978-3-89484-259-8 Soebenerschienen! Kreuzer_KB191_1503.indd 1 10.02.15 11:36 Anzeige rührt diese Faszination für Thomas Braschs Werk, die Menschen jeder ­Herkunft und jeden Alters erfassen kann und ­immer noch erfasst? BRASCH: Ja, das ist verrückt, oder? Ich kenne ganz viele junge Leute, die ihn jetzt gerade für sich entdecken. Vermutlich liegt das daran, dass er eine Sprache spricht, die sich in ihrer Klarheit über Zeiten und Moden hinwegsetzt. Und genauso zeitlos und klar sind seine ­Gedanken, wenn er über Widerstände und Hoffnungen spricht. Ich habe mich mit meiner Tochter unterhalten, die jetzt 22 Jahre alt ist. Sie hat gesagt, sie sehne sich nach diesen Widerständen, die er be- schreibt. Heute seien die Wände wie Gummi, man könne sagen, was man wolle, es interessiere niemanden. Dagegen hat Thomas ange- schrieben, und ich glaube, das ist, weshalb er gelesen wird. Immer noch und jetzt erst recht. :logbuch: Brasch hat sich nie kategorisieren lassen – nicht als Dissi- dent, nicht als Exilant, nicht als DDR-Autor, nicht als Repräsentant ­einer Generation. Ist es vielleicht auch diese Haltung, die Brasch ­heute, in Zeiten neoliberaler Konsenspolitik, so besonders macht? BRASCH: Es stimmt, er hat sich von niemandem vereinnahmen oder instrumentalisieren lassen. Die Journalisten damals waren zum Teil ganz schön angepisst, weil er eben nicht mit fliegenden Fahnen ­und voller Dankbarkeit in den Westen kam. Es wäre interessant zu hören, was er jetzt sagen würde zu dem Zustand dieses Landes. :logbuch: Bei Youtube gibt es ein Video von der Verleihung des Bay- erischen Filmpreises 1981. Es kommt zu einem Eklat, als Brasch sich bei der Filmhochschule der DDR für seine Ausbildung bedankt. ­ Wie viel Rock’n’Roll steckte in Ihrem Bruder? BRASCH: Diese Bayern, oder? Danach haben sie ihm übrigens gesagt, er solle seine Hotelrechnung gefälligst selber bezahlen. Ja, das war schon Rock’n’Roll, und ich denke, er wusste sehr genau, was er da tat. Allerdings glaube ich auch, dass es ihm weniger um Wirkung ging als um das, was seine Wahrheit war. Die haben ja damals so getan, als hätte der Westen ihn zum Künstler gemacht. Der war er schon vor- her, und das Rüstzeug hat er in der DDR gelernt, selbst wenn die ihn schlecht behandelt und ihm einen Tritt in den Hintern gegeben hat danach. :logbuch: War Braschs Leben so wie sein Land in zwei Hälften geteilt? BRASCH: Ja, und in keinem von beiden zu Hause, das war sein ­Dilemma. :logbuch: Der Filmemacher Christoph Rüter hat einmal über ­Thomas Brasch gesagt: »Das, was der Kapitalismus anbietet, das hat ihm ­irgendwie nie gereicht, sondern er wollte die Welt immer als eine ver- änderbare erleben und auch sie mit seinen Wünschen durchsetzen. Und so schwieg er dann eben und lebte auch nicht sehr gesund, ­redet ja auch ganz offen über seinen Drogenkonsum, bis er dann wirklich zusammenbrach. Man konnte ihm da auch nicht helfen, und man konn- te einfach nur zuschauen, wie er verbrennt.« Stimmen Sie dem zu? BRASCH: Ich glaube, dass es nicht stimmt, dass ihm die Angebote des Kapitalismus nicht gereicht haben. Auch wenn er bestimmte Vor- züge des Kapitalismus durchaus genossen hat, verachtete er ihn bis ins Mark. Und er hat ja auch immer wieder wütend gegen ihn ange- schrieben. Aber wie wir wissen, ist der Kapitalismus kein guter Zuhö- rer. Dann hat Thomas es eben seinen Drogen erzählt. :logbuch: Nach der Wende hat Brasch sich aus der Öffentlichkeit ­zurückgezogen, ist in Vergessenheit geraten. Ist Brasch mit dem ­Ende der DDR etwas abhanden gekommen? BRASCH: Ja, die DDR ist ihm abhanden gekommen. Und damit meine ich nicht das doktrinäre, restriktive und am Ende völlig marode und muffige System, das sie war, sondern die Idee von etwas anderem. Er hat damals zu mir gesagt, er würde sofort in die SED eintreten, wenn er könnte. Man dürfe doch die Chance nicht verspielen, das Land ­besser zu machen. Aber es war zu spät. Als die DDR 1990 verschwand, ist er in seinem Wörtergefängnis verschwunden, wie er es nannte. Interview: MADELEINE PRAHS 2015 Kreuzer_KB191_1503.indd 110.02.1511:36

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