Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Logbuch_2015

Magazin | www.kreuzer-leipzig.de 29 Jede Menge B E ATDIE Beat-Anthologie Volle Dröhnung auf 304 Seiten, 16 € Harold Norse Beat Hotel, 84 Seiten, 10 € William S. Burroughs Die alten Filme, 132 Seiten, 11 € MaroVerlag · www.maroverlag.de Dreizehn wenig bekannte Stories dieser Ikone der Popkultur. Abgefahren! Das legendäre Pariser BEAT-HOTEL wird in diesem Cut-Up-Text so lebendig als wäre man selbst dabei! Die wichtigsten Beat-Autoren werden hier erstmals auf Deutsch vorgestellt: Kino im Kopf! Anzeige unsere Erfahrung im Veröffentlichen guter Un- terhaltung ins E-Publishing einbringen.« Mit dem Start von Edel:eBooks im Frühjahr 2012 setzte auch das Medienunternehmen von Michael Haentjes auf die Kombination von Old-School- Publishing und Digital-Kompetenz. Dabei kommt den Hamburgern ihre Erfahrung im digitalen Musikgeschäft zugute. Auch Edel:eBook setzt zu 90 Prozent auf Unterhaltungsliteratur in allen Facetten, wobei der Fokus auf vergriffenen Titeln liegt. Die Schlagzahl liegt bei rund 30 Titeln pro Monat, digitale Wiederentdeckungen werden von bis zu drei Originalausgaben (»ePremieren«) flankiert. Mit der langjährigen Random-House- Verlegerin Silvia Kuttny-Walser verpflichtete Edel eine Frau, die weiß, wo sie anrufen muss: »Als Taschenbuchverlegerin habe ich es oft bedauert, wenn tolle Bücher in der Masse untergegangen sind. Viele unserer Titel sind in den Nullerjahren erstveröffentlicht worden, werden aber inzwi- schen schon nicht mehr nachgedruckt, so dass die Rechte an die Autoren oder deren Agenturen zurückfallen.« Während vormalige Print-Verleger heute mit leichter elektronischer Lektüre dem in wilden Wachstumsjahren aufgehäuften Taschenbuch- Berg zu Leibe rücken, hofft eine wachsende Zahl von kleinen, unabhängigen E-Book-only-Startups darauf, dass sich der Markt mittelfristig von rein bestsellergetriebenen Umsätzen emanzipiert. Dabei betritt die Avantgarde des Medienwandels buchstäblich Neuland: Sollten sich nicht auch für E-Books, die mehr sein wollen als digitale Dop- pelgänger des physischen Buchs, tragfähige Ge- schäftsmodelle finden lassen? Noch besetzt man am von Selfpublishern und Genreliteratur domi- nierten Markt eine äußerst überschaubare Nische. Das schwer zu fassende Neue benötigt einen Re- sonanzraum, um wirken zu können. »Visibility«, Sichtbarkeit, ist das Wort der Stunde. Die jungen E-Verleger halten Vorträge, beraten, werden auf Zukunftskonferenzen eingeladen. Auch Christiane Frohmann, die mit ihrem 2011 gegründeten E-Book-Verlag eriginals berlin und dem seit 2012 betriebenen Frohmann Verlag fast schon zu den Veteranen der Szene gehört, hat in den letzten Jahren viel Zeit auf Podien und mit »Meta-Interviews« verbracht. Das Problem: »Bei all dem diskursiven Hype drohte die eigene ver- legerische Vision auf der Strecke zu bleiben.« Eigentlich war Frohmann für neue, offene Litera- turformen, eine neue Art der Kulturwissenschaft angetreten, die »im Print komplett denkunmög- lich wären«. Ein Ansatz, den sie mit ihrem der- zeitigen Projekt »1000 Tode schreiben« wieder aufnehmen möchte. »Don’t cry – work!« So hat es der hibbelige Rainald Goetz in den Kindertagen des Internets mal formuliert. Trotz aller Widrigkeiten spürt Frohmann »Auf- bruchstimmung« in der Szene, gerade in der Hauptstadt: Dort wurden im vorvergangenen Jahr gleich mehrere Digitalverlage gegründet, darunter Nikola Richters Mikrotext, Frisch & Co., Ring-E-Books oder shelff, das neue Projekt von Ex-Blumenbar-Verleger Wolfgang Farkas. shelff ist bewusst als »Labor« angelegt, als »autoren- getriebene Plattform« zwischen einzelkämp- ferischem Self-Publishing und klassischem Ver- legen, das heute nicht zwingend Regalbretter braucht. Farkas sieht Parallelen zur Euphorie der Jahre um 2000, in denen junge Print-Indepen- dents an den Festen der Buchhandels-Welt rüttel- ten. »Verglichen mit damals ist die Lage heute wesentlich komplizierter. Die Vielfalt ist gewach- sen – aber es ist schwieriger geworden, den eige- nen Platz und die eigene Stimme zu finden.« Nicht zuletzt deshalb ist Vernetzung wichtig: Ge- meinsam mit Frohmann und anderen Aktivisten ist Farkas im E-Book-Network Berlin zusammen- geschlossen, ein Kreis, der im Sommer mit der Electric Book Fair die erste Messe für E-Books und neue Digitalverlage organisierte. Unabhängige Vertriebsplattformen wie beam, die 2004 mit acht lieferbaren Titeln startete und heute rund 230.000 DRM-freie E-Books im Sortiment hat, oder die im März 2014 gegründete kleine, feine »E-Book-Boutique« minimore mit einem hand- verlesenen Angebot von rund 50 Independents bieten sich als Alternative zu den großen Shops an. Eine »Filterfunktion«, die für Christiane Froh- mann enorm wichtig ist: »Solche Plattformen bringen mein Programm in einen überschauba- ren, passenden Kontext. Manche Titel verkaufen sich dort besser als bei Amazon oder iTunes.« Sichtbarkeit will erkämpft werden. »Wir müs- sen unsere Strukturen selber aufbauen – und nicht darauf warten, dass große Konzerne plötz- lich ihre Liebe zu den Indies entdecken«, ist Jan Karsten überzeugt. Gemeinsam mit Zoë Beck gründete er 2013 den E-Book-Verlag CulturBooks. Monatlich erscheinen drei bis fünf neue Bücher, Lizenzen, Originalausgaben und elektronische Neuauflagen. Während der Start des Verlags von den Medien freundlich begleitet wurde, hält sich das Echo auf einzelne Titel in engen Grenzen. Dass die Verleger hin und wieder ein E-Book aus- gedruckt an Journalisten schicken, eine leicht absurde Version von Print-on-Demand, ändert nicht viel an der Malaise. Besprechungen laufen eher »über Bande« – ein angesagtes Thema, eine spannende Autoren-Biografie. Manchmal kommt alles zusammen. Ein Scoop, wie er Nikola Richter im Fall ihres syrischen Autors Aboud Saeed glück- te, der auf Facebook seine eigene kleine Revolu- tion anzettelte, ist selten. Dass Richter nun für das zweite Buch von Saeed eine Übersetzungsför- derung von Litprom erhält, weckt ebenso Hoff- nung wie die Tatsache, dass das feministische Missy Magazine, als erste deutschsprachige Zeit- schrift, eine Rezensions-Kolumne ausschließlich für E-Books eingeführt hat. Aufbruchstimmung? Der »Spirit« macht den Unterschied, meint Jan Karsten: »Die Unsicher- heit ist überall in der Branche groß. In der digita- len Szene wirkt sie als kreativer Schub. Man hat Lust, die Zukunft selbst mitzugestalten. Es gibt die Lust am Experiment, die auch das Scheitern in Kauf nimmt – um es danach neu zu probieren.« niLS KaHLeFenDt ▶ Wir sind elektrisch! Die neuen e-Book-Verlage zwischen Hype und Hoffnung – bücher.macher-Podium mit Wolfgang Farkas, Beate Kuckertz, Sascha Lobo u. a. Moderation: Felicitas von Lovenberg, Donnerstag, . März, . Uhr, CCL, Mehrzweckfläche  ▶ www.buechermacher.org »Visibility ist das Wort der Stunde«

Seitenübersicht