Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Logbuch_2015

Magazin | www.kreuzer-leipzig.de 31 »Minimalismus meisterlich.«  Tobias Prüwer, kreuzer Helle Helle Färseninsel Roman Aus dem Dänischen von Flora Fink 224 Seiten. Gebunden. Leseband € 19.90 ISBN 978-3-03820-014-7 Helle Helle Färseninsel Roman Aus dem Dänischen von Flora Fink 224 Seiten. Gebunden. Leseband LESEPROBE DÖRLEMANN www.doerlemann.com ROMAN ERWIN EINZIN G ER Eink irgisischer W estern Wie so oft beginnen auch die Reisen in diesem Buch zu Fuß. Im Takt der Schritte, die vom Hundertsten ins Tausendste führen, spielt, wie immer bei Erwin Einzinger, die Musik – kein Marsch, aber ein wilder Galopp. Erwin Einzinger Ein kirgischer Western Roman, 468 Seiten, € 24,90 AnzeigeAnzeige Schweden spielt ja auch eine Rolle im Buch. JÜGLER: Den Tostaholmen habe ich mit meinen Großeltern so fünf, sechs Mal besucht. Wir hat- ten immer eine Hütte am See, haben geangelt, Pilze gesammelt. So kitschig, wie man sich das vorstellt, so war das auch, und das war mein erster Berührungspunkt. Und später, nach vier Semestern Germanistik, wollte ich eine Sprache lernen. An der Uni Greifswald waren die Schwe- dischkurse schon voll, da habe ich mich eben für Norwegisch eingeschrieben und schließlich auf Skandinavistik umgesattelt. :logbuch: Das Sprachenlernen fiel Ihnen leicht? JÜGLER: Ja, aber Norwegisch und Schwedisch ist für Deutsche sowieso leicht zu lernen. Ich biete auch Norwegischkurse an und übersetze gerade eine Graphic Novel von Bendik Kaltenborn, die im Herbst bei Avant erscheint. :logbuch: Warum haben Sie sich für den auto- biografischen Ansatz entschieden? JÜGLER: Das ist ja nicht mein erster Romanver- such, einer liegt halbfertig in der Schublade, den habe ich nach 100 Seiten abgebrochen. Ei- nen zweiten wollte kein Verlag haben. Da dach- te ich, jetzt muss ich mal etwas schreiben, was nicht ausgedacht ist. Das merken die Leute an- scheinend. Und da habe ich die eine Geschichte gewählt, die ich hatte, das elendige Sterben meines Großvaters. Dann habe ich mir einen Literaturagenten gesucht und Glück gehabt. Ich meine, so wahnsinnig viel Geld gibt es jetzt auch nicht. Aber ich bin jetzt drin, glaube ich. :logbuch: Wollten Sie schon immer schreiben? JÜGLER: Zuerst kam das Lesen, aber das auch erst spät. Wir haben in Halle damals so Graffiti- Sachen gemacht, und da hat ein Freund gesagt, dass ich eine Sprühdose bekomme, wenn ich »Siddhartha« lese. Ich dachte, fünf Mark für 120 Seiten, klar. Und dann nach zwei Tagen bin ich zu ihm gelaufen und habe gefragt: »Kann ich noch ein Buch haben? Und scheiß auf die Dose.« :logbuch: Wie so oft: Hermann Hesse als Einstiegsdroge? JÜGLER: Ja, und dann wollte ich auch gern schreiben. Aber dachte: Ey, ich bin der Matthias aus Halle, was maße ich mir an? Da habe ich nur so vor mich hingeschrieben. Als ich meinen Ba- chelorabschluss hatte, meinte eine Freundin, dass ich mich doch mal bewerben soll am Literaturinstitut in Leipzig. Und hätten die mich nicht genommen und gemeint: »Mit dir könnte das was werden«, hätte ich wohl nie gewagt, einen Roman zu schreiben. Deshalb kriege ich immer so einen Hals, wenn ich höre, da schrei- ben Ärztesöhne und so weiter. :logbuch: Worum vor einem Jahr der Feuille- tonsturm im Wasserglas tobte … JÜGLER: Das hat mich geärgert, weil wir in eine Schublade gesteckt werden. Und wäre dieser Mutmacher DLL nicht gewesen, dann hätte ich das Ding auch nicht geschrieben. :logbuch: Wie haben Sie zu Ihrer Sprache gefun- den, mit der Sie ohne Wortspiele, unumwunden Ihren Roman gestalten? JÜGLER: Wie im ersten Satz: »Ich erinnere mich an einen Anruf«? Wenn ich so Thomas-Mann- mäßig versuche zu schreiben, dann würde ja je- der sagen, der macht da etwas nach. Außerdem hätte das Buch auch schnell kitschig werden können, daher hatte ich das Gefühl, dass die la- konischen Sätze am besten passten. Ich würde aber nie sagen, an dem Buch kann man meine eigene Sprache ablesen – nicht nur, weil es ja mein erstes ist. Das ist so eine Mischung aus 20 Leuten, die ich gelesen habe, und das kommt dann unterm Strich heraus. :logbuch: Welche Vorbilder haben Sie? JÜGLER: Hm, Vorbilder? Das ist schwierig. Ich lese selbst gern skandinavische Literatur und Bücher mit klarer, einfacher Sprache, bei der ich das Gefühl habe, sie ist wie ein Glas Wasser. :logbuch: Sie leben vom Schreiben? JÜGLER: Ich habe mehrere Standbeine. Ein biss- chen Norwegischunterricht, glücklicherweise gibt es auch immer wieder Stipendien, und ab und an arbeite ich auch als Journalist. Man muss extrem fleißig sein, das gehört zum Schriftstellersein dazu. Erstens musst du das Buch zu Ende schreiben, Talent allein reicht nicht, wenn man kein Sitzfleisch hat. Für die Stipendien muss man sich ständig bewerben, und die wollen immer auf diesen Ort zuge- münzt eine Projektidee. Das ist eben auch Büroarbeit. :logbuch: Sie waren Stadtschreiber in Pfaffen- hofen. Was macht man da? JÜGLER: Dort hatte ich unter anderem die Auf- gabe, einen Text über den Ort zu schreiben. Das habe ich auch gemacht. Mein Thema war Mig- ration und Alltagsrassismus – der ist ja kein allein ostdeutsches Problem, wie manchmal gemeint wird. :logbuch: Sitzen Sie schon am nächsten Buch? JÜGLER: Ja, und das ist viel schwieriger, auch, weil es nicht meine eigene Geschichte ist. Thema ist ein DDR-Künstler, dessen Leben durch die Stasi zerstört wird. :logbuch: Wie fühlt sich das an, als ehemaliger Hallenser in Leipzig zu leben? Es gibt ja diese merkwürdige Städtekonkurrenz. JÜGLER: Die sehe ich nicht. Ich mag Halle, und ich mag Leipzig, wohne seit 2010 hier und habe keinen Grund wegzuziehen. Ich wüsste auch gar nicht, wohin. :logbuch: Weil man hier auch angeln kann? JÜGLER: Vielleicht. Ich sitze gern am Karl- Heine-Kanal und angle auf Hecht. Das ist für mich wie für andere Yoga. Dabei denke ich überhaupt nicht nach, darum mag ich Angeln auch so sehr. interview: tOBiaS PrÜwer ▶ Matthias Jügler: Raubfischen. Berlin: Blumenbar Verlag .  Seiten,  € ▶ ..,  Uhr, Leipzig liest, Buchhandlung Ludwig, Hauptbahnhof Leipzig ▶ ..,  Uhr, Lange Leipziger Lesenacht, Moritzbastei ▶ ..,  Uhr, mit anderen Absolventen des Literaturinstituts, DLL ▶ ..,  Uhr, Buchmesse, Halle , Literaturforum

Seitenübersicht