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Logbuch_2015

"Graben" Cynan Jones; "Junger Mann mit unauffälliger Vergangenheit" Jens Steiner

www.kreuzer-leipzig.de 35 Bücher | »Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.« Das viel zitierte Motto Schopenhauers ist der Leitspruch für Jens Steiners neuen Roman, der vor al- lem um die Themen Freiheit und Unfrei- heit kreist. Paul, der »aus aufrichtiger Neigung und Bos- haftigkeit« ein Phi- losophie-Studium begonnen hat, be- gegnet im ersten Semester seinem Kommilitonen Magnus. Schnell findet seine Bos- haftigkeit Gefallen an Magnus’Verzweiflung an der Welt, und beide freunden sich an. Als der Medienmogul Kudelka einen Vortrag an der Universität hält, spielen ihm die Studenten ei- nen Streich. Paul, der zum Handlanger des klugen, aber lethar- gischen Magnus geworden ist, spielt eine Rede über die Laut- sprecher ab, in der Kudelka nicht über die Printmedien des neuen Jahrhunderts spricht, sondern mit neoliberalen Kampf- begriffen um sich wirft. Wenig später findet sich Paul in Süd- frankreich wieder. Kudelka ist entführt worden, melden die Nachrichten. Die Polizei sucht einen »jungen Mann mit un- auffälliger Vergangenheit«. Ihn selbst. Themen und Versatzstücke der Handlung erinnern an Stei- ners vorangegangenen, mit dem Schweizer Buchpreis ausge- zeichneten Roman »Carambole«. Schon seine Dorfgeschichte beschrieb eine desillusionierte Jugend, die Entführung eines Bankierssohns spielte am Rande ebenso eine Rolle wie die Frage nach dem eigenen Willen. Dieses Mal weiß der Autor je- doch nicht in gleicher Weise zu überzeugen. Die Freiheit als Thema des Romans besitzt durchaus Aktuali- tät, die Handlung wirkt jedoch wie eine schlecht sitzende Ver- kleidung für Steiners philosophische Gedankenspiele. Ganz den Vorstellungen Schopenhauers entsprechend, ist sein Prot- agonist für lange Zeit der Erfüllungsgehilfe seines Willens. Er folgt einer vermeintlichen Spanierin, in die er sich verguckt hat, spürt seinem Nachbarn Köppel nach, der ihm schon geraume Zeit suspekt ist, und versucht schließlich den Verbleib Kudel- kas aufzuklären. Auch wenn das Ende des Romans überrascht, ist die Geschichte so leicht erzählt, dass sie ihrem Thema keine wirkliche Bedeutung abgewinnen kann und die Bodenhaftung verliert. Jens Steiner scheint sich etwas zu sehr auf Schopen- hauer verlassen zu haben. Der, so heißt es an einer Stelle, war auch nur ein überschätzter preußischer Hinduist. TinO dALLMAnn ▶ Jens Steiner: Junger Mann mit unauffälliger Vergangenheit. Zürich: Dörlemann Verlag 21. 24 S., 1, € Junger Autor mit unauffälliger Geschichte Der neue Roman von Jens Steiner ist so leicht erzählt, dass er die Bodenhaftung verliert Der walisische Landstrich nahe der Küste mit seinen Bauernhöfen und Weiden hat nichts Liebliches und Idylli- sches an sich. Es ist ein Ort, wo jeder auf seiner Farm sein ei- genes Süppchen kocht. Zwei Männer stehen im Zentrum des schmalen Romans, die ge- gensätzlicher nicht sein könn- ten. Da ist der zerbrechlich wirkende Schafhalter Daniel, der mit letzten Kräften ver- sucht, seine kleine Farm am Laufen zu halten. Die staat- liche Bürokratie macht ihm zu schaffen, viel mehr aber der tragische Verlust seiner Frau, die bei einem Unfall starb. »Sie hatten sich ineinander vergraben und in das kleine, beschei- dene Etwas, das sie geschaffen hatten. Das genügte ihnen, so- lange es zu meistern war.« Seine tote Frau hat einen intensiven Phantomschmerz hinterlassen, er selbst fühlt sich, »als hätte auch er nicht mehr Bewusstsein als ein Maschinenteil«. Und da ist der »große Mann«, namenlos, von überwältigender Bös- artigkeit und furchteinflößender körperlicher Präsenz: »Und als er ausstieg, hob sich der Lieferwagen und entspannte sich wie ein Kind, das von der aufkeimenden Angst befreit wird, Schläge zu bekommen.« Empathiebegabt der eine, der andere von skrupelloser Kälte. Der Finsterling jagt illegal Dachse, um sie für brutalste Kämpfe mit Hunden zu verkaufen. Immer wieder, jedoch nie effektha- scherisch, streut Jones Szenen ein, die so eindringlich von Men- schen an Tieren zugefügte Torturen schildern, dass die Leser schon geschaffen sein müssten wie der »große Mann«, um bei der Lektüre nicht mit allen Fasern des Herzens und der Imagi- nationskraft mitzuleiden. Unausweichlich läuft die Handlung auf eine letzte Konfronta- tion zwischen beiden Männern hinaus. Am Ende wird einer, als die Häscher kommen, wie ein Dachs in seinem Bau in der Falle sitzen. Einen schmalen Roman von Wucht hat der 1975 in Wales geborene Jones vorgelegt. Sein Stil ist karg wie die Land- schaft. Es wird wenig gesprochen in dieser Männerwelt, in der die geliebte Frau nur noch als Erinnerung geistert. JürGenLenTeS ▶ Cynan Jones: graben. Aus dem englischen von Peter Torberg. München: Verlagsbuchhandlung Liebeskind 21. 1 S., 1, € Überwältigende Bösartigkeit Von alttestamentarischer Wucht: Cynan Jones’ Roman »graben« ANZeige Am besten bewegt arbeiten mit höhenverstellbaren Tischen, Stehpulten, Sattelstühlen, Bewegungshockern, orthopädischen Bürostühlen & ergonomischem Zubehör, Pultplatten, Vertikalmäusen und Unterarmstützen … Kompetenzzentrum für Ergonomie Janik Büroausstattungen e.K. Kurt-Eisner-Straße 48, 04275 Leipzig Tel. 0341/3 91 32 48 Mail: info@janik-leipzig.de www.janik-leipzig.de C M Y CM MY CY CMY K Am besten bewegt arbeiten mit höhenverstellbaren Tischen, Stehpulten, Sattelstühlen, Bewegungshockern, orthopädischen Bürostühlen & ergonomischem Zubehör, Pultplatten, Vertikalmäusen und Unterarmstützen … Kompetenzzentrum für Ergonomie Janik Büroausstattungen e.K. Kurt-Eisner-Straße 48, 04275 Leipzig Tel. 0341/3 91 32 48 Mail: info@janik-leipzig.de www.janik-leipzig.de C M Y CM MY CY CMY K Tel. 0341/3913248 Tel. 0341/3913248

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