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kreuzer_02_2016

Botanik, Prügel, Poesie: Der Bewegungskunstpreis ist eine Leistungsschau der fünf Besten; Drei Ankündigungen

Theater 0216 In diesem Kunstpreis ist Bewegung drin. Nach- dem sich der Bewegungskunstpreis bereits als Festival der hiesigen Freien Szene etabliert hat, findet er nun zu einem günstigeren Zeit- punkt statt. Aus dem Juli, wo jedermann schon ins Sommertheater oder an den See geht, ist es mit Hilfe durchs Kulturamt in den Februar gezo- gen. Auch in diesem Jahr wird die Leistungs- schau durch drei freie Leipziger Häuser, nämlich von Lofft, Schaubühne und naTo, unterstützt. Alle fünf nominierten Inszenierungen – die besten der Spielzeit 2014/15 – sind noch einmal zu sehen. Mit 5.000 Euro (gestiftet vom Leip- ziger Anzeigenblatt Verlag) ist der Preis eine der höchstdotierten Auszeichnungen für darstel- lende Kunst in Deutschland. Das Feld der Nomi- nierten gestaltet sich abwechslungsreich. »Wald« (Heike Hennig), der fantasievolle sze- nische Open-Air-Streifzug durch den Auwald, zeichnet den Jahreszeitenwechsel nach. Bewe- gung und Begegnung gibt es dabei nicht nur mit Flora und Fauna, in freier Assoziation spie- len die einzelnen Stationen mit der Meta- phernfülle des Waldes. Das vermeintlich altbe- kannte Grün erhält im federleichten Stück Naturpoesie ein neues Antlitz. Mit »Camus« (Schau-Ensemble) zieht ein Stationentheater vorüber, das Leben und Werk Albert Camus’ zur dramatischen Einheit zu verdichten weiß – und mit den Mitteln der Sprache, des Spiels, des Tanzes und des Films jenseits reiner intellektu- eller Annäherung eine Ahnung fürs Absurde der Existenz heraufbeschwört. Gedankenscharf entdeckt »Abgänge« (Erweiterte Zugeständ- nisse) bitter-schöne Kopfwelten des Autors Mar- kus Werner. Ohne Emotionsschlacht wird dem alten Thema Liebe tatsächlich Neues zum Menschsein entlockt, und das mit einer wohl- tuend unmodernen Haltung konzentrierter Aufmerksamkeit und hoher Verletzlichkeit. Inspiriert vom Kultfilm »Dark Star« ruft der Science-Fiction-Rätselabend »Dark Star – fight the bomb, fight the crisis« (Das Üz/Pipidasdas) zur Kooperation. Das bis in seine Erschöpfung hinein agierende Darstellerduo, das via Inter- com Problemlösungen vom Publikum erbittet, begeistert. Mit den Mitteln des Off-Theaters gelingt es der Produktion, die aufwendigen, der- zeit im Stadttheatertrend stehenden Interakti- onsformate nicht zu konterkarieren, sondern etwas Eigenständiges zu schaffen. Der insze- nierte Arenakampf »Fight! Palast #Members- only« (Peng! Palast), in dem sich die Performer zuvor angestaute Wut aus dem Bauch prügeln, ist frei von Selbstentblößungsklischee und Dar- stellertristesse. Exakt im Timing, handwerk- lich versiert und auch in den Kickbox-Sparring- Szenen überzeugend, entsteht ein intensiver Abend und das Publikum ist unmittelbar dabei. TOBIAS PRÜWER ▶ Bewegungskunstpreis Festival: 4.–6.2., www.bewegungskunstpreis.de Botanik, Prügel, Poesie Der Bewegungskunstpreis wird im Festivalrahmen übergeben – eine Leistungsschau der fünf Besten tobiasprüwer Müd vom Umherstiefeln: Schneewittchen als Teil von »Der Wald« Nach Ludwig Tiecks »Ritter Blaubart« hat die Ubiquity Theatre Company ein Jugend- theaterstück gestaltet. Klar, es geht um Gut und Böse, Schuld und Unschuld. Eine verbotene Tür und der Drang der Neugier bilden das Schlüs- selthema. Kann auch Nichtwissen glücklich machen? Warum erlaubt der wohlhabende, aber äußerlich abstoßende Blaubart seiner Gemahlin nicht, das siebte Zimmer aufzuschließen? Geht sie sein Geheimnis eigentlich etwas an und wie steht es um ihre Geschwister? TPR ▶ 1.2., 10 & 13 Uhr, 28.2., 19 Uhr, Neues Schauspiel Leipzig Es gibt Tage, da verspeist man den Bären, und Tage, da wird man eben vom Bären verspeist«: Philosophische Einsichten müssen nicht mit akademischen Tatzen an der Eierschale der Welt kratzen und großkopfert daherkommen. Oder ausschließlich für Erwachsene sein. Im Kinder- buch »Der Bär, der nicht da war« wirft der Autor Oren Lavie die großen Fragen der Menschheit mit Leichtigkeit auf. Diese Uraufführung ver- packt sie in ebenso lässig-knuffige Bilder. TPR ▶ 4., 6.–8.2., verschiedene Zeiten, TdJW Remains. Eine Rede« erweckt die Geister der Kolonialgeschichte und der bis heute anhal- tenden Kämpfe um diese. Die Gruppe Anne & Ich greift die absurde Situation auf, als Gebeine der Herero und Nama an Namibia zurückgege- ben werden sollten – sie waren zur »Rassenfor- schung« nach Berlin gelangt. Die Zeremonie in der Charité endet im Eklat: Eine Staatsministerin will sich nicht für deutsche Gewaltherrschaft entschuldigen, wird ausgebuht, bricht ab. Was bleibt? TPR ▶ 17.–20.2., 20 Uhr, Cammerspiele Blaubart Schlaubär Berlin ANZEIGE Theater Fr 26./Sa 27.02.16 Ofira Henig & Ensemble Drei Hunde Nacht

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