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Logbuch_2016 - Titel

"Was verpasse ich da drin?": Der Blog "Leipzig lauscht" schafft Orientierung im Lesungsdschungel

www.kreuzer-leipzig.de10 | TITEL Abends in Leipzig während der Buchmesse: Der Moderator beendet die Lesung pünktlich um 19 Uhr an Ort A. Doch ein Blick auf die persönliche Veranstaltungsliste zeigt, dass um 19 Uhr bereits die nächste Buchpräsentation an Ort B beginnt. Eile ist also geboten, um schnell dorthin zu gelan- gen, irgendwie wird man wenigstens noch einen Stehplatz ergattern. Bei der Ankunft zeigt sich aber, dass die Veranstaltung aus allen Nähten platzt, niemand wird mehr eingelassen. Resig- niertes Schnaufen und der Gedanke: »Was ver- passe ich da drin? Ist der Autor tatsächlich so ein grober Schrat wie auf dem Foto im Klappentext? Hätte ich mir mein Buch signieren lassen kön- nen?« Auf all diese Fragen findet der »Leipzig- liest«-Besucher nun eine Antwort – auch wenn er selbst gar nicht vor Ort war oder sein konnte. Die Lösung lautet: Leipziglauscht.de. »Leipzig lauscht» ist ein Blog, auf dem möglichst viele – der tatsächlich sehr vielen – Veranstaltun- gen von »Leipzig liest« besprochen werden. War der Autor betrunken? Nahm er es mit Humor, als man ihn auf die einstweilige Verfügung ansprach? Wird das neue Buch seinem übrigen Œuvre ge- recht? Sollte der Verlag lieber einen Schauspieler an seiner Stelle vortragen lassen, weil er so stark schwäbelt? Mochte das Publikum den Textauszug? Über diese und andere zentrale Fragen geben die Rezensenten von »Leipzig lauscht« die Antwort. Die Rezensenten, die den Bücherfrühling als Le- sungs-Kritiker begleiten, sind allesamt Teilneh- mer des Seminars »Leipzig liest 2016«, das der Buchwissenschaftler Siegfried Lokatis für Studie- rende aller Fachrichtungen anbietet. Der Profes- sor erzählt, wie er dazu gekommen ist: »›Wie war eigentlich die Lesung von Peter Bichsel?‹, fragte mich eine Bekannte nach der Buchmesse vor zwei Jahren. Ich wusste es nicht. Und da war die Idee für ›Leipzig lauscht‹ geboren – eine Plattform, auf der man nachgucken kann, wie der Abend verlau- fen ist, bei dem man nicht dabei sein konnte.« »Leipzig lauscht« soll dem Messegast vor allem einen gewissen Überblick verschaffen. »Es fängt doch an mit der großen Ratlosigkeit, wenn die Menschen das dicke Programmheft mit der klei- nen Schrift von ›Leipzig liest‹ aufschlagen«, sagt Lokatis. »Der Wunsch, eine Empfehlung für die Masse der Veranstaltungen zu bekommen, ist un- glaublich groß.« Die Vielfalt macht die Stärke von »Leipzig liest« aus, aber gleichzeitig ist diese Art der Autorenbegegnung flüchtig, wenn sie nicht zufällig im Fernsehen übertragen wird oder auf YouTube landet. »Wir haben mit den rund siebzig Studierenden, die auf der Buchmesse ausschwär- men, die Möglichkeit, ein bisschen der großen Vielfalt von ›Leipzig liest‹ auf unserem Blog über den Moment hinaus festzuhalten«, erklärt der Buchprofessor. Dabei sind die besprochenen Ver- anstaltungen so unterschiedlich wie das literari- sche Interesse der Rezensenten: von Manga über Gegenwartsliteratur und Poetry-Slams bis hin zu Erotikbüchern. »Leipzig lauscht« ging im vergangenen Jahr zum ersten Mal an den Start. »Wir bekamen überra- schenderweise viel Feedback von den Autoren, de- ren Lesungen wir besprochen haben«, erinnert sich Kristin Sprechert, die als Dozentin die erste Ausgabe von »Leipzig lauscht« begleitete. Alles sprach also dafür, das Projekt zu wiederholen. »Wir wollten das Spektrum für die Leipziger Buchmesse 2016 etwas erweitern«, sagt Redak- teur Philipp Moritz. Er meint die Kolumne des Blogs. Denn neben den Lesungskritiken bietet »Leipzig lauscht« auch launige Kommentare zum Buchmarkt und zum literarischen Gesche- hen. Besonders interessant fand die Redaktion das 25-jährige Bestehen von »Leipzig liest«, weshalb sie den einzelnen Jahren eine eigene Sparte widmet. Neben der inhaltlichen Arbeit erhält die Redaktion Unterstützung von Kolle- ginnen, die sich um die technischen Aspekte kümmern und sich mit Blogsoftware auseinan- dersetzen, aber auch vom umtriebigen Team, das alle Fäden der Werbung und Öffentlichkeits- arbeit zusammenführt. Zum Konzept gehört selbstverständlich, dass die Redaktion die Bücher vorab gelesen hat. Inso- fern arbeitet »Leipzig lauscht« wie eine richtige Literaturredaktion: Veranstaltungsprogramm sichten, Lesung auswählen, Buch lesen, Veranstal- tung besuchen, recherchieren, Text schreiben, redigieren und hochladen. Dieser Blog hat immer im Frühjahr sein Ohr am Puls des Buchmarkts – dafür bürgt schon das Logo des Projekts. Es gilt, Qualität und Schnelligkeit übereinzubringen, weil nur ein kleines Zeitfenster zur Verfügung steht, bevor sich die Aufmerksamkeit der »Leip- zig-liest«-Besucher auf die nächste Veranstaltung richtet. Überhaupt ist die Veranstaltungskritik ein be- sonderes Genre. Die Anforderungen gehen über diejenigen der herkömmlichen Buchrezension »Was verpasse ich da drin?« Der Blog »Leipzig lauscht« schafft Orientierung im Lesungsdschungel Umtriebige Studenten: Das »Leipzig lauscht«-Team JULIANESEIFERT

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