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Logbuch_2016

Peter V. Brett: Der Thron der Finsternis; Karen Duve: Macht

ROMANE | www.kreuzer-leipzig.de 37 www.galiani.de Unsere Autorinnen und Autoren lesen in Leipzig! Karen Duve »Macht« »Fast die einzige zeitgenössische Autorin (Autoren sind mitgemeint), die ich lesen kann. Tolles Buch.« Sibylle Berg Sa., 19. 3., 18.30 Uhr MDR-Literaturnacht in der Alten Handelsbörse Jakob Hein »Kaltes Wasser« Als hätten sich Felix Krull und Simplicissimus zusammengetan, um Berlin aufzumischen. Ein Schelmenroman über einen Ostler, der nach derWende der bessere Westler wird. Fr., 18. 3., 20 Uhr Alte Schlosserei, Kurt-Eisner-Straße 66 im Hinterhaus Dirk Brauns »Wir müssen dann fort sein« Eine komplizierte Vater-Sohn- Beziehung, eine große Liebe im Schatten einer Diktatur, und ein Journalist, der für ein Inter- view mit dem weißrussischen Machthaber an seine persönlichen Grenzen gehen muss. Fr., 18. 3., 19.30 Uhr BstU, Dittrichring 24 Mit Hendrik Duryn Karen Duve Roman Kaltes Wasser Kaltes Wasser Jakob Hein Roman DIRK BRAUNS WIR MÜSSEN DANN FORT SEINRoman BRAUNS WIR MÜSSEN DANN FORT SEIN BRAUNSBRAUNS MÜSSEN ANZEIGE In den endlosen Weiten schlechter bis mediok­ rer Fantasy­Literatur tauchen selten genug Highlights auf. Auf Peter V. Bretts »Dämonen­ Zyklus« trifft das unbedingt zu, auch wenn es ein Triumph des Zwielichts ist. 2009 begann die sinistre Pentalogie, die mit dem vierten Band »Der Thron der Finsternis« den Zieleinlauf an­ tritt. Originell wirkt die entworfene Welt auf den ers­ ten Blick nicht. Es ist eine typische ans Mittelalter angelegte Fantasielandschaft. Die nördlichen Rei­ che erinnern in Sozial­ und Herrschaftsstruktur ans damalige Mitteleuropa, wo die Menschen nach drei Ständen sortiert sind und Grafen um Ein­ flussbereiche ringen. Im Süden gibt es ein Wüs­ tenreich, das wie eine Kopie Arabiens wirkt. Mor­ genland und Abendland prallen in einem kriegerischen Konflikt aufeinander. So weit, so Klischee. Beide Kulturen – Skizzen von Christen­ tum und Islam lassen sich jeweils herauslesen – warten auf einen Erlöser, der sie zum Sieg gegen die Dämonen anführt. Denn neben sich selbst haben die Menschen noch einen ganz anderen Feind. In ihrem unterirdischen Reich plant die Dämonenkönigin die endgültige Unterwerfung der Oberflächenbewohner. Noch muss sie sich begnügen, in der Abenddämmerung ihre Kreatu­ ren zur Menschenjagd aufsteigen zu lassen. Die können sich nur hinter magischen Schutzsiegeln verbarrikadieren. Irgendwann aber schreitet ei­ ner von ihnen zur Ge­ genwehr, andere folgen. Der letzte Krieg aller ge­ gen alle – und ein biss­ chen zusammen – bricht aus. Was zuerst wie eine Erneuerung der kruden These vom »Clash of Cultures« wirkt, ent­ puppt sich unterschwel­ lig als Korrektur an der monolithischen Kultur­ these. Weder tritt hier nur ein »südlicher« Ausnahme­Quoten­Exot auf, noch wird der »Westen« glorifiziert. Perspektivwechsel lassen Innensichten in ver­ schiedene Protagonisten zu. Das Individuum ist nicht gefangen im Korsett kultureller Identität, sondern kann seinen Erfahrungsraum überstei­ gen. Sprachlich weniger schlicht als das Genre­ Gros fällt Bretts Stil positiv auf. Sein Faible für Wendungen und Gespür für Spannung lassen auch rund tausend Seiten pro Band recht kurz­ weilig ausfallen, wenn man wie ein Winddämon flugs über die Zeilen gleitet. TOBIAS PRÜWER ▶ Peter V. Brett: Der Thron der Finsternis. Demon Zyklus, Band . Deutsch von Ingrid Herrmann-Nytko. München: Heyne Verlag . . S., , € Zwielichtiges Highlight Peter V. Bretts »Dämonen-Zyklus« läuft endlich fast aufs spitze Ende zu Wir befinden uns im Jahre 2031. Der Weltun­ tergang steht kurz bevor. Die Menschen haben es ein wenig übertrieben mit dem CO2­ Ausstoß, und nun rollen Naturkatastrophen un­ gekannten Ausmaßes über den Planeten. In Deutschland saufen die Städte entweder im Hoch­ wasser ab oder werden von Superstürmen dem Erdboden gleichgemacht. Die Reaktionen darauf reichen von ernsthaften Rettungsinitiativen über die Gründung irrwitziger Sekten bis hin zu ab­ sichtlich exzessiver Schadstoffemission. Ange­ sichts des unabwendbaren Kollapses ist ohnehin alles egal. Eine neue Pille verhilft zu ewiger Ju­ gend und wird trotz des haarsträubend hohen Krebsrisikos von mindestens 90 Prozent der Be­ völkerung geschluckt. So weit, so erschreckend – und unterhaltsam. Denn an originellen Details mangelt es Karen Duves neuem Roman »Macht« nicht. In den Läden hängen zum Beispiel »Animal­Mood«­Klamot­ ten: Mützen mit aufstellbaren Öhrchen oder Ho­ sen mit peitschenden Schwänzen. Beim Fleisch­ kauf sind CO2­Punkte zu löhnen, und das »Ego Smart« ist zum unverzichtbaren elektronischen Begleiter für fast alle Belange des täglichen Lebens geworden. Leider fällt dagegen die Handlung doch ziem­ lich ab. Sebastian Bürger hat angesichts der in Deutschland herrschenden feministischen De­ mokratie die Nerven verloren und seine Frau, die Ministerin für Umwelt, Naturschutz, Kraftwerks­ stilllegung und Atommüllentsorgung, im Keller eingesperrt. Jahrelang fühlte er sich von ihr schi­ kaniert, nun kann er zeigen, wer die Hosen anhat. Nebenbei beginnt er eine leidenschaftliche Af­ färe mit seiner ehemaligen Schulkameradin Elisabeth, in die er immer schon heimlich verliebt war. Auf vierhundert Seiten ausgebreitet, ist das zu dünn, um den Leser dauerhaft bei der Stange zu halten, und es drängt sich der Verdacht auf, dass die lahme Handlung als bloßes Vehikel für Duves düstere Zukunftsvision dienen soll. Keine Frage, »Macht« ist ein kluges und witziges Buch, aber als Roman nicht gerade der große Wurf. YVONNE FIEDLER ▶ Karen Duve: Macht. Berlin: Verlag Galiani Berlin .  S., , € Weltuntergang mit Ansage Witzig, aber kein großer Wurf: Karen Duves neuer Roman »Macht«

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