Homeshake; Fard; Michael; Schubert
049 Termine 072 Kunst 060 Spiel 059 Literatur 056 Theater 048 Musik 038 Film 032 049 1115 Musik 049 Termine 072 Kunst 060 Spiel 059 Literatur 056 Theater 048 Musik 038 Film 032 049 Termine 084 Kunst 066 Literatur 062 Theater 052 Spiel 040 Film 034 07 08 09 10 ANZEIGE Leipzig. Subjektiv. Selektiv. XXX 2.50EURO kreuzerheld Machen Sie den Unterschied. Unterstützen Sie kritischen Stadtjournalismus. Sichern Sie die ökonomische Unabhängigkeit des kreuzer. Schließen Sie ein Unterstützer-Abo ab – schon ab 50 Euro pro Jahr. Abo-Coupon auf S. 29 oder unter www.kreuzer-leipzig.de/abo de-leipzig der elektronischen Musik bezeich- net werden. Auf »Touch & Go« hört man eher Funk und Folk und wie er absurde Texte über Nahtoderfah- rungen oder das Alte Rom rappt. Auf Beats, die manchmal erreichen wol- len, dass man tanzt, und manchmal genau das verhindern. Dada- oder Gaga-Musik, die mit Begeisterung nervt. Wie auch immer: Eine Berei- cherung für die hiesige Musikszene ist Mr. Vast auf jeden Fall. Passen Sie nuraufIhreBürosauf.JULIANESTREICH ▶ 13.11., Westflügel (unter dem Titel »Ritual Reality pt.3«) ▶ 21.11., Baustelle (mit Naytronix) 07 HOMESHAKE MIDNIGHT SNACK SINDERLYN KKKKKIndie-Pop 2014 tourte Peter Sagar noch als Gitarrist mit Mac Demarco durch die Welt. Als Homeshake ist er sein eigener Boss. Auf seinem zweiten Album »Midnight Snack« tauscht er die Gitarre immer wie- der gegen Synthies und eine Drum Machine ein. Er mutiert dabei vom weißen Jungen aus Edmonton zu einem kleinen D’Angelo, zu einer Lounge Lizard, die sich glatt und weich zwischen R&B, Soul und verträumtem Indiepop hindurch- schlängelt. Schwere Beats werden von schrägen, housigen Synthies gebrochen, Sagar eignet sich den R&B ohne ironische Vorstadtkid- Distanz an und haucht mit Kopf- stimme Sachen wie »Give it to me«. Die Stücke in klassischer Gitarre- Schlagzeug-Bass-Besetzung sind butterweich bis jazzy und machen das Album zu einem Hybriden, der problemlos zwischen Genres dif- fundiert, ohne gewollt zu wirken. Kurz: Midnight Snack ist die mit Champagner beträufelte Auster unter den mitternächtlichen Häpp- chen. Guten Appetit! FABIAN EBELING 08 FARD EGO RUHRPOTT ELITE / WARNER KKKKKDeutscher Hiphop Rap aus dem Pott mit Aufstiegschancen ins Feuille- ton der NRW-Regionalpresse: Fard hat sich richtig Gedanken gemacht und seine Aufführung – angelehnt an klassische Dramen – in ein Fünf- Akt-Schema eingeteilt. Allein damit ist der Deutsch-Iraner eine Nadel im Out-now-Heuhaufen hiesiger Rap- Veröffentlichungen: die Poetik des Horaz und römische Dichter wie Plautus als Bühnenbild für kantige Straßenlyrik, die die oftmals nicht rund laufenden Reime (z. B. »arro- gant&abgewichst,ZlatanIbrahimo- vic«)übervielAuthentizitätabfängt. Und Mobb Deep bekommt auch nicht jeder für ein Feature, aller- dings ist »Nazizi« beachtenswer- ter als »Final cut«. Pubertierende spricht »Ego« sofort an, sie finden sich direkt wieder in den Geschich- tenüberEltern,diekeineZeithaben; über Respekt auf der Straße; über die Vorbildfunktion des Vaters und über die jungen Frauen, für die Fard wohl nur auf dem Album das B-Wort übrig hat. Amazonen, Kämpfer und andere Helden verbergen sich hin- ter den Ichs und Identitäten, die sich unter der Ego-Klammer wie eine Ziehharmonika ausbreiten. Stimm- lich überzeugt Fard immer dann, wenn seine direkten Stakkato-Raps von passgenauen Beats verstärkt werden. Smoothe, fein ziselierte Flows sind seine Sache nicht, des- halb fallen Stilmittel wie »Hard knock life«-Kinderchöre und Versli- nienvonFrauenstimmenalsBrüche auf. Die 20 härteren Songbrocken rundet Fard als Ausklang doppelt ab mit R&B von »Amir der Sänger«, der übrigens besser klingt als er bescheuert heißt. TORSTENFUCHS 09 MICHAEL MUSICALISCHE SEELENLUST RAUMKLANG KKKKKAlte Musik Als Heinrich Schütz, Superstar der sächsischen Musik des 17. Jahrhunderts und bis heute »composer in residence« des Dresdner Kreuzchores, einst die Leipziger Thomaner hörte, wid- mete er den Knaben seine »Geist- liche Chormusik 1648« und adelte das Ensemble noch mit allerhöchs- ten Worten. Dass er am Ende des so verlustreichen Dreißigjährigen Krieges überhaupt in Leipzig Musik auf Spitzenniveau hören konnte, ist das Verdienst des damaligen Thomaskantors. Zwar ist der Name Tobias Michael heute nur noch Kennern ein Begriff, allerdings ist es unter diesen unumstritten, dass er es war, der den Chor sicher durch die Wirrnisse der Zeit führte. Schon das dürfte Grund genug sein, Michaels Hauptwerk »Musi- kalische Seelenlust« endlich ein- mal adäquat für die Konserve zu produzieren. Die hörenswerte Ein- spielung des Ensemble Polyharmo- nique unter Alexander Schneider zeigt aber auch, dass Michael auf einer Stufe mit den Großen seiner Zeit agierte: Stilistisch ähnelt der erste Teil des Werkes Scheins »Isra- elsbrünnlein«, während der zweite Gabrielis venezianischen Frühba- rock paraphrasiert. HAGEN KUNZE 10 SCHUBERT SINFONIEN BPHIL KKKKKKlassik Seit den Zeiten von Karajan sind die Berliner Philharmoniker Vorreiter in Sachen Technik. So ver- wundert es auch nicht, dass gerade die Hauptstädter das zarte Pflänz- chen Digital-Download eindrucks- voll hegen und pflegen. Nach einem technisch beeindruckenden Start mit Schumanns Sinfonien legt man nun nach – sämtliche Sinfo- nien Franz Schuberts unter Leitung des genialen Nikolaus Harnoncourt werden auf allen möglichen Kanä- len veröffentlicht: als altherge- brachte CD ebenso wie hochauflö- send per BluRay-Audio sowie ganz modern als 24-Bit-Download. Das Ergebnis vereint das Beste zweier Welten: hier Harnoncourts Ent- deckerfreude, die selbst in Ever- greens wie der »Unvollendeten« dazu führt, dass man die Musik wieder neu hört. Dort die nicht zu verleugnende Brillanz der Berliner Philharmoniker, die es schaffen, auch zigfach gespieltes Repertoire blitzblank silbrig zu polieren. Wie jeder Schubert-Zyklus, so hat auch dieser Ecken und Kanten (in der großen C-Dur-Sinfonie folgt das Orchester Harnoncourts Tempi nur ungern), doch der Kauf der aufwen- dig gestalteten Box lohnt sich alle- mal. HAGEN KUNZE 032049 032049 07080910