Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

kreuzer_03_2015

Konkurrenz für die Stadtwerke: Die Energiegenossenschaft Leipzig strebt die demokratische, lokale Energieversorgung an; Schnecke des Monats: Öl ins Feuer

021 0315 Termine 086 Kunst 068 Literatur 066 Theater 058 Musik 048 Spiel 046 Film 040 Politik Energiewende in Bürgerhand: Das ist das Motto der neu gegründeten Energiegenossen- schaft Leipzig, die nicht nur neue Genossen- schaftler sucht, sondern im April auch ihr erstes Projekt an den Start bringt. Auf dem Ludwig- Hupfeld-Center in Böhlitz-Ehrenberg will sie auf 600 Dachquadratmetern ihre erste Solaranlage errichten. Kostenpunkt: 110.000 Euro. Finanzie- ren sollen das Einlagen der Genossenschaftler sowie von ihnen der Genossenschaft gewährte Kredite. Eine benachbarte Druckerei bekommt den Ökostrom zum Vorzugspreis, weil die Netz- gebühren entfallen, ansonsten wird dieser per EEG-Umlage ins Stromnetz verkauft. »Das rechnet sich«, sagt Vorsitzender Matthias Mattiza, auch für die Kreditgeber, die 2,3 Prozent Verzinsung erhalten. Falls die Mittel bis Ende März nicht zusammenkommen, will man sie über ethisch korrekte Banken einwerben. »Wir wollen aber eigentlich, dass das Geld in die Region zurückfließt.« 73.000 Kilowattstunden Strom soll die Anlage per anno erzeugen, was dem Jahresverbrauch von 20 Drei-Personen- Haushalten und einer CO2-Einsparung von 49 Tonnen gegenüber dem regulären Leip- ziger Strommix entspricht. Nun ist die Idee, Solarkraftwerke auf Bürger- schaftsinitiative zu errichten, nicht neu. Bereits 2009 ging das erste Bürgersolarkraftwerk in Mockau an den Start, die Initiative Uni-Solar nutzt Dachflächen der Universität. In beiden Fällen werden die Investitionen über die EEG- Vergütung refinanziert. Die Genossenschaft möchte einen Schritt weiter gehen und mittel- fristig als unabhängiger Energieanbieter auf- treten, der auch den Stadtwerken Konkurrenz macht. Jedes Mitglied würde dann nicht nur Betreiber, sondern den erzeugten Strom auch direkt verbrauchen. Die Genossenschaft hat derzeit etwa 40 Mit- glieder, Anteile können ab 200 Euro gezeichnet werden. »Wir wollen die Eintrittshürde möglichst niedrig ansetzen«, so Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Haubner. Er betont den demokratischen Gedanken, den die interne Entscheidungsstruk- tur widerspiegelt. Im Gegensatz zur Aktienge- sellschaft, wo Stimmrechte nach Höhe der Anteile vergeben werden, hat bei der Genossenschaft jedes Mitglied nur eine Stimme, wenn es etwa um die Dividendenhöhe geht. Derzeit werden vor allem neue Genossenschaftler gesucht. Exper- tise kommt dabei auch von außen: In Deutsch- land gibt es derzeit über 900 solcher Energiege- nossenschaften, die miteinander im engen Austausch stehen. Konzepte wie der beschrie- bene Mieterstrom sind anderenorts bereits erprobt oder laufen in Pilotphasen.TORBEN IBS ▶ Infoabend: 4.3., 18 Uhr, öffentliche Mitgliederversammlung: 26.3., 17.30 Uhr, Haus der Demokratie, www.eg-leipzig.de Konkurrenz für die Stadtwerke Die Energiegenossenschaft Leipzig strebt die demokratische, lokale Energieversorgung an Tatort in spe: Auf dem Dach des Ludwig-Hupfeld-Centers soll die erste Solaranlage der Genossenschaft stehen egleiPzig Legida und kein Ende. Bei Druckle- gung dieses Heftes haben die selbster- nannten Verteidiger eines sogenannten Abendlandes zum nunmehr vierten Mal ihre Ablehnung gegenüber Migranten in den Leipziger Nachthimmel geschrien. Und damit nicht genug: Anmelder Silvio Rösler hat bereits angekündigt, die Messestadt von nun an wirklich jeden Montag mit seiner Veranstaltung zu Tode zu nerven. Auch wenn die Teilnehmerzahlen bei Legida gerade sinken, ein rasches Ende ist lei- der nicht absehbar. Bis Pegida kam, waren Rassismus und Auslän- derfeindlichkeit im öffentlichen Diskurs weit- gehend tabu. Wer dennoch mit brennenden Fackeln vor Flüchtlingsunterkünfte zog, entlarvte sich schnell als Nazi. Pegida aber hat Fremden- feindlichkeit als »Sorgen der Leute« wieder salonfähig gemacht. Der Wolf fraß Kreide – mit Erfolg. In Dresden hat eine große Menge eher unauffälliger Durchschnittsbürger Seite an Seite mit vormals isolierten Neonazis demonstriert. Auch in Leipzig vergrößerten sie die jahrelang eher kleiner werdende Schar junger Männer aus dem rechten Hooligan- und Nazispektrum. Maßgeblich für den Erfolg der Gidas dürfte neben der angepassten Rhetorik ihrer Anführer auch die hohe Aktivität islamistischer Gruppen sein, die in ihren antiemanzipatorischen, antife- ministischen und antiaufklärerischen Zielen selbst eine rechte Bewegung sind. Nichts verleiht Abgrenzung und Feindseligkeit mehr Legitimität als die Abgrenzung und Feindseligkeit einer konkurrierenden Gruppe, die gar nicht vor Ort anwesend, sondern nur medial stark repräsen- tiert sein muss. Zu allem Überfluss sorgt aber auch die Säch- sische Landesregierung ständig für neues Wasser auf Gidas Mühlen. Dem aktuell hohen Zustrom vor Bürgerkriegen und akuten Krisen flüchten- der Menschen begegnet der Freistaat offenbar ohne Konzept. Dass viele Gemeinden eigentlich gern die Integration der Neuankömmlinge organisieren würden, konterkariert die Regie- rung durch ständige Ad-hoc-Eröffnung neuer Unterkünfte. Statt mit Anwohnern und Bürgern vorab in Dialog zu treten, werden Entschei- dungen für Standorte einfach getroffen und erst hinterher mitgeteilt. So aber bestärkt Sachsen ständig die Behauptung der Gidisten, es finde unkontrollierte Einwanderung statt. Der Abbau von Vorurteilen und eine menschenwürdige Behandlung der Flüchtenden wird so unnötig weiter erschwert. CLEMENS HAUG Schnecke des Monats Öl ins Feuer

Seitenübersicht