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kreuzer_05_2015

Selbst-Annäherung: Global vernetzt: Die Zikaden treff en sich zwischen Peace und Pacifi c; Xavier Naidoo ans Kreuz: Das Elipamanoke feiert Rap so schwarzhumorig wie einst Georg Kreisler

045 Musik0515 Termine 078 Kunst 066 Literatur 062 Theater 054 Spiel 042 Film 036 Dass er zeitlich versetzt antwortet, entschuldigt Claus Telge: »Liegt daran, dass ich gerade in Japan bin.« Eigentlich sollte der promo- vierte Sprachwissenschaft- ler von seiner Band Die Zikaden erzählen. Doch er treibt sich in der Weltge- schichte herum, nicht zum ersten Mal. In Arizona dis- sertierte der Musiker zu den poetischen Übersetzungen von Hans Magnus Enzensberger, jetzt arbei- tet er in Japan. In seiner Abschlussarbeit fragte Telge sich damals: Schließt der Dialog mit dem Fremdtext auch ein Sich-selber-Näherkommen ein? »Spannendes Thema«, meint er, aber mit seinem Song- writing habe die wissenschaftliche Arbeit eher nichts zu tun. Wirklich nicht? Die meisten Songs der Zikaden, so nennt Telge seine Band, die früher The Cicada Piece hieß, sind näm- lich – parallel zur akademischen Arbeit – in Arizona entstan- den. Irgendwas muss doch abgefärbt haben? »Der Song ›Für Delmore‹ entstand aus der Arbeit an einer Übersetzung des amerikanischen Lyrikers Delmore Schwartz heraus«, gibt Telge dann doch zu. In einem anderen Lied singt er: »Ach komm, das ist doch so 19. Jahrhundert« und »Dein Haar riecht nach Regen und Staub«. Die Texte der Zikaden sind literarisch gefärbt, der Bandname selbst von Ingeborg Bachmann inspiriert. Eine Ausflucht von seinem beruflichen Sujet bietet dem Lite- raten Telge zum Glück auch seine Musik nicht. In seine Wohnung nach Connewitz kommt Telge nur noch gelegentlich, die übrigen Zikaden sind im ganzen Land ver- teilt: Göttingen, Dresden, Braunschweig. Irgendwo in der nieder- sächsischen Peripherie treffen sie sich manchmal, nehmen dort neue Songs auf. »Unsere Abläufe sind sehr eigen, unsere Tourzeiten begrenzt«, sagt Telge. Aber genau diese unruhige Grundstimmung der Zikaden kommt ihrer Musik zugute. »Ich schreibe mehr, wenn ich im Ausland bin«, sagt der Sänger. Das kleine Hamburger Label Peacific hat sich auf die verstreuten Zikaden eingelassen und das Album »Die neue Landschaft« ver- legt. Und das passt ganz gut, Peace und Pacific: den Frieden finden, trotz oder gerade wegen der ständigen Ozean-Über- querungen. Das Ergebnis klingt zum Beispiel nach Element of Crime, auch wenn Telge auf deren Frontsänger noch ein paar Zigaretten- schachteln Rückstand hat. Anders als Sven Regener kämpft er nicht als raue Brandung gegen die ganz ähnlich lieblichen Picking-Gitarren an. Sondern stimmt mit ihnen ein, versucht jede Bewegung mitzugehen. Das Ergebnis klingt harmonisch. Fast so, als wäre Telge sich durch den Dialog mit der Fremde, im Ausland, selbst nähergekommen – genau wie sein Enzensberger. So richtig lässt ihn die Wissenschaft eben doch nicht los. JOSA MANIA-SCHLEGEL Der Name ist schon mal vielversprechend: »Georgl Kreisler Konnte Leider Nicht Kommen, Doch Wir Haben Ersatz Gefunden« heißt eine Hiphop-Veranstaltung im Elipamanoke. Kreisler und Hiphop – wie hängt das zusammen? »Wir möch- ten den jüdischen Kabarettisten Georg Kreisler posthum als ersten und wahren schwarzhumoristischen Rapper in die Hiphop-Gemeinde aufnehmen«, erklärt Veranstalter Felix Edgar Ender. Da der österreichische Sänger, der sich seit seiner Emi- gration 1943 lieber als Amerikaner bezeichnete, aber aufgrund seines Ablebens vor ein paar Jahren nicht mehr mit seinen Liedern wie »Tauben vergiften im Park« auftreten kann, wurde nun also Ersatz gefunden. »Die auftretenden Künstler eint mit Kreisler ihre schwarzhumorige und satirische Sicht auf Dinge wie den Zeitgeist«, sagt Ender. Wie zum Beispiel der Rapper DCVDNS, der gelegentlich mit Ziegenkopf auftritt und schon allein auf die Frage nach sei- nem Namen mehrere Antworten weiß: Der Coole von der Neuen Schule, Dominik Christoph von der Nordsee oder einfach das Ergebnis eines Schlags auf die Tastatur. Der Saarländer, dessen Songs darüber, dass er gar kein Gangster sein möchte, millio- nenfach geklickt werden, kommt zum ersten Mal in die Stadt. Unterstützt wird er von einigen Leipzigern. Wie Der Täub- ling, der sich selbst als akademischen Grad einen Professortitel für Angewandte Misanthropie verliehen hat und zwischen Pumuckl- und Therapeuten-Zitaten rappt, dass er davon träumt, Xavier Naidoo am Kreuz zu sehen. Zudem kommen an dem Abend, der für Interpreten kuratiert wurde, »die sich mit ihren Werken perfekt am Rande der menschlichen Kloake bewe- gen« (Zitat Ender), auch noch das Krach-Rap-Elektro-Duo Mafa (Mondanbeten für Anfänger), zu dem auch Ender gehört, und Marek Notfall. Die Graffiti-Video-Crew Hesky-TV wird unter anderem Videos zeigen, in denen Menschen mit Clownsmasken in den Sprayer-Laden im Werk 2 einbrechen. Und es wird ganz viel Nebel geben, wie Enders ankündigt. Er hat auch schon wei- tere Pläne: »Im nächsten Jahr machen wir dann eine Veran- staltung namens Heinz Erhardt konnte leider nicht kommen, aber wir haben Ersatz gefunden.«JULIANE STREICH ▶ »Georg Kreisler Konnte Leider Nicht Kommen, Doch Wir Haben Ersatz Gefunden«: 22.5., 20 Uhr, Elipamanoke Selbst-Annäherung Ist auf jeden Fall nicht Georg Kreisler: DCVDNS Sind auf jeden Fall nicht 19. Jahrhundert: Die Zikaden Das Elipamanoke feiert Rap so schwarzhumorig wie einst Georg Kreisler Xavier Naidoo ans Kreuz Dialog mit dem Fremdtext auch ein Sich-selber-Näherkommen ass er zeitlich versetzt antwortet, entschuldigt Claus Telge: »Liegt daran, dass ich gerade in Japan bin.« Eigentlich sollte der promo- vierte Sprachwissenschaft- ler von seiner Band Die Zikaden erzählen. Doch er treibt sich in der Weltge- schichte herum, nicht zum ersten Mal. In Arizona dis- sertierte der Musiker zu den poetischen Übersetzungen von Hans Magnus Enzensberger, jetzt arbei- tet er in Japan. In seiner Abschlussarbeit fragte Telge sich damals: Schließt der Dialog mit dem Fremdtext auch ein Sich-selber-Näherkommen Selbst-AnnäherungSelbst-Annäherung daran, dass ich gerade in Japan bin.« von Hans Magnus Enzensberger, jetzt arbei- tet er in Japan. In seiner Abschlussarbeit fragte Telge sich damals: Schließt der Dialog mit dem Fremdtext auch ein Sich-selber-Näherkommen Dass er zeitlich versetzt antwortet, entschuldigt Claus Telge: »Liegt Selbst-Annäherung D Eigentlich sollte der promo- vierte Sprachwissenschaft- ler von seiner Band Die Zikaden erzählen. Doch er treibt sich in der Weltge- schichte herum, nicht zum ersten Mal. In Arizona dis- sertierte der Musiker zu den poetischen Übersetzungen Junge Bands im Porträt 39: Die Zikaden Almost Famous Global vernetzt: Die Zikaden treffen sich zwischen Peace und Pacific DIEZIKADEN 01.5. DUST BOLT PROWLER SKAPA FLÖW 07.5. FABIAN BRUCK 12.5 ((grosskopf)) 13.5. GROSSE TERRASSEN ERÖFFNUNG 16.5. NATALIA MATEO 21.5. SCHWARZES LEIPZIG TANZT! 15.5. THE ORIGINATORS 02.5. HONKY TONK LIVE: LIEDFETT / FALK 04.5. DER DURSTIGE PEGASUS 06.5. QUIZ MICH! 06.5. DER FUTUROLOGISCHE KONGRESS 08.5. SOUNDS OF THE UNIVERSE 09.5. THEATERTURBINE 11.5. RISKIER DEIN BIER 12.5. DER NABEL DER WELT 17.5. IDAHIT* 2015 AFTERDEMOPARTY 19.5. MASURS HAUSBAR 20.5. VOICES UNPLUGGED XII 22.BIS 24. WAVE-GOTIK-TREFFEN 25.5. MIT WONNEMOND MITTELALTERMARKT 27.5. SONG SLAM www.moritzbastei.de ANZEIGE NIILSMÜLLER

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