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kreuzer_07_2015

Hineinspaziert: Ab ins Gartengrün und Parkparadies; Schöner schlafen: 5 Tipps für ungewöhnliche Übernachtungen

070 Spezial Ausflüge und Festivals 0715 Film 030 Musik 036 Theater 044 Literatur 050 Kunst 054 Spiel 061 Termine 072 Ab ins Gartengrün und Parkparadies: Hinreißen lassen, müßiggehen Hineinspaziert Wer geht, sieht im Durchschnitt anthro- pologisch und kosmisch mehr, als wer fährt«, bemerkte der Dichter Johann Gottlieb Seume, der einst vom sächsischen Grimma aus seinen »Spaziergang nach Syrakus« antrat. Man muss jedoch nicht in die Ferne schweifen, um dieser Wertschätzung des Flanierens folgen zu können. Hiesige Grünparadiese sind gemacht zum Lustwandeln. Das Herumschlendern durch die kultivierte Flora mag in einer nach »Zeitfenstern« organi- sierten Welt als anstößig gelten. Spazierendes Schwelgen als unnützer Zeitvertreib? Aristoteles stimmte das Lob des Müßiggangs an, indem er die Glückseligkeit in der Muße verortete – und der muss es wissen, der hatte einen Bart. Galt ihm diese als lustvolles Denken, so bedeutet Spa- zieren, sich Zeit zu nehmen, und hebt sich dadurch vom Wandern ab, bei dem es in erster Linie ums Ankommen geht. Es nimmt die sprich- wörtlich gewordene Zen-Sentenz des Wegs, der das Ziel ist, ernst. Lustgärten stellen wohl die idealen Orte für den Spaziergang dar. Besonders zwei Arten der Gartenanlagen fallen auf: Der geordnet-ange- legte Barockgarten und der natürlich-arrangierte Landschaftsgarten. Ein hübsches Beispiel für die erste, geometrisch orientierte Form ist der Barockgarten Seußlitz. Im Idyll bei Meißen runden zwischen Taxusbüschen und Blumen- rabatten Skulpturen aus Sandstein das harmo- nische Ganze ab. »Der höchste Grad der Garten- kunst ist nur da erreicht, wo sie wieder freie Natur, jedoch in ihrer edelsten Form zu sein scheint.« – Fürst von Pücklers Worte über seinen Park in Bad Muskau drücken das Konzept klas- sischer Landschaftsgärten aus. Neben den bekannten Wörlitzer und Weimarer Garteneichen sei hier auf den Schlosspark zu Machern ver- wiesen. Im östlich von Leipzig gelegenen Ort wurde 1782 mit der Anlage begonnen, weshalb sie zu den frühesten deutschen Parks englischen Stils zählt. Ins weitläufige Terrain sind der Antike nachempfundene Tempelbauten und eine künstliche Ruine eingefügt, die Spuren freimau- rerischen Denkens tragen. Zahlreiche exotische Gewächse erfreuen den Naturinteressierten, Freunde der Baukultur kommen am Mausoleum nicht vorbei: Ja, da steht wirklich eine elf Meter hohe Pyramide. Natürlich kann man in modernen Gestaltungen ebenso beschwingt lustwandeln. In Leuna bietet sich der im Ausdruck leicht verblichene Plastik- park mit seinen Kunstzeugnissen des sozialis- tischen Realismus an. Rund um die Erfurter Cyriaksburg breitet sich der Egapark aus. Das riesige, 1959 entworfene Areal ist mit seiner mannigfaltigen Flora auf 36 Hektar, etlichen Themengärten und Millionen Blüten ein präch- tiges Stück Spazierweg. Gleich, welches Para- dies der Besucher letztlich wählt, möge er dort die Musenkunst per pedes (wieder)entdecken. TOBIAS PRÜWER Schloss Seußlitz, An der Weinstr. 1, Diesbar-Seußlitz, 03 52 67/5 55 65, www.schloss-seusslitz.de Schloss- und Landschaftsgarten Machern, www.gemeindemachern.de Egapark, Gothaerstr. 38, Erfurt, 03 61/5 64 37 37, www.egapark-erfurt.de Schöner schlafen Schnöde schlummern war gestern: Fünf Tipps für ungewöhnliche Übernachtungen Nur übernachten reicht vielen Reisenden nicht mehr aus. Auch das Schlummern muss Event sein und darauf stellen sich die Reiseanbieter ein. Ob im Knast- oder DDR-Ambiente: Darunter befinden sich auch eher abseitige Angebote. Ein paar lauschigere sollen hier kurz vorgestellt sein. Im Einsiedeler Baumhaushotel bei Görlitz kann man in den luftigen Höhen der Blätterkrone nächtigen und wird von der Sonne geweckt. Zwi- schen den Baumwipfeln bieten thematisch verschieden gestaltete Räumlichkeiten mit Bal- konen eine herrliche Aussicht über das Neißetal und in den Nachthimmel. Wer nicht schwindel- frei ist, der darf sich im Erdhaus geborgen in die Bettdecke kuscheln. Rundum wohl wird man in den Schlaffässern beim Brauereigasthof Ankerbräu gerade nach einem Schlummertrunk träumen und kann sich wie Diogenes fühlen. Neben den Holzkojen lädt ein Saunafass zum Schwitzen und der Thüringer Wald ringsum zum Wandern ein. Schwimmend Schäfchen zählen darf man im Hausboothotel. Nach meditativer oder ermü- dender Tretbootfahrt kann man in den gemüt- lichen Kojen des Erlebnisdorfs Elbe-Parey/ Jerichower Land gelassen abhängen. Eisenbahnfans sollten ins Erzgebirge fahren. Im Wolkensteiner Zughotel stehen drei Ferien- züge fürs Übernachten in verschiedenen Klassen – vom Generalsekretärwagen bis zur Holz- klasse – parat. Augen zu an der Bahnsteigkante. Für stehen gebliebenes Gepäck findet sich offen- sichtlich auch Verwendung. Im Kofferhotel Lunzenau kommen im Doppelstockbett Jugend- herbergserinnerungen auf, für die der Blick auf die Zwickauer Mulde aber mehr als versöhnt. TOBIAS PRÜWER Baumhaushotel Kulturinsel Einsiedel 1, Neißeaue, 03 58 91/49 10, www.kulturinsel.com Brauerei Gasthof Ankerbräu Steinbächlein 6a, Steinach, 03 67 62/3 12 51, www.ankerla.de Erlebnisdorf Elbe-Parey Bittkauer Weg 8c, Elbe/Parey, 03 93 49/9 58 80, www.erlebnisdorf-parey.de Wolkensteiner Zughotel Am Bahnsteig 10, Wolkenstein, 03 73 69/58 21, www.wolkensteiner-zughotel.de Kofferhotel Burgstädter Str. 1, Lunzenau/Groß-Mützenau, 03 73 83/64 10, www.prellbock-bahnart.de Das ist spitze: Pyramide in Machern Natur pur, schön ge- zähmt und lieblich: Wörlitzer Park Ab ins Gartengrün und Parkparadies: Hinreißen lassen, müßiggehen Hineinspaziert Wer geht, sieht im Durchschnitt anthro- pologisch und kosmisch mehr, als wer fährt«, bemerkte der Dichter Johann Gottlieb Seume, der einst vom sächsischen Grimma aus seinen »Spaziergang nach Syrakus« antrat. Man muss jedoch nicht in die Ferne schweifen, um dieser Wertschätzung des Flanierens folgen zu können. Hiesige Grünparadiese sind gemacht zum Lustwandeln. legte Barockgarten und der natürlich-arrangierte Landschaftsgarten. Ein hübsches Beispiel für die erste, geometrisch orientierte Form ist der Barockgarten Seußlitz. Im Idyll bei Meißen runden zwischen Taxusbüschen und Blumen- rabatten Skulpturen aus Sandstein das harmo- nische Ganze ab. »Der höchste Grad der Garten- WIKIPEDIA/MH.DEWIKIPEDIA/DIRKGOLDHAHN 035267/55565, www.schloss-seusslitz.de Egapark, Gothaerstr. 38, Erfurt, 0361/5643737, 035891/4910, www.kulturinsel.com Steinbächlein 6a, Steinach, 036762/31251, Bittkauer Weg 8c, Elbe/Parey, 039349/95880, Am Bahnsteig 10, Wolkenstein, 037369/5821, 037383/6410, www.prellbock-bahnart.de

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