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kreuzer_09_2015

"Das ist wie ein Kind machen": Das Leipziger Label Defrostatica zeigt, dass Drum´n´Bass wieder frisch klingen kann; Ein Hashtag, sie alle zu finden: Unter #listentoleipzig soll Leipzigs Musikszene zu finden sein

048 Musik 0915 Film 036 Spiel 042 Theater 054 Literatur 064 Kunst 068 Termine 088 Als DJ Booga vor einem Jahr das Plattenlabel Defrostatica ausrief, horchte die Szene auf – schließlich prägt und gestaltet er seit 20 Jahren die Leipziger Drum’n’Bass-Szene. Nach dem ersten Raunen blieb die neue Plattform für Foot- work, Jungle und eben DnB allerdings erstaun- lich still – bis jetzt. Denn mit gleich zwei Vinyls feiert Defrostatica im September in der Distil- lery endlich seinen offiziellen Einstand. Beide EPs kommen vom Leipziger Produzenten Kator – in der Katalognummer 001 zudem mit vier Remixen, unter anderem von Kiat aus Singa- pur und Fanu aus Helsinki. Damit erklärt Booga auch die lange Wartezeit: »Der erste Eindruck zählt nun mal und die Entscheidung, das Debüt- Release als Single mit internationalen Remixen zu gestalten, hat eine Weile gebraucht.« Gedauert hatte es auch, bis Booga überhaupt auf die Idee kam, ein Label zu gründen, was eigentlich über- rascht, schließlich hat er mit den Netzwerken breaks.org und it’syours schon die lokale Szene rund um gebrochene Beats mit Partys und Blogs zusammengebracht. Doch erst die Tracks von Kator gaben ihm die Inspiration, Musik auch zu veröffentlichen. Im Eröffnungskommen- tar des Defrostatica-Tumblrs schrieb Booga vor einem Jahr sehr offen von der Suche nach den richtigen Schritten in dieser für ihn neuen Arbeit. Auch jetzt gibt er noch lachend zu: »Ein Label zu starten ist wie ein Kind machen, man weiß nichts, bevor man es nicht durchzieht.« Rat- schläge kamen unter anderem von LXC, erfah- rener Kopf des Leipziger DnB-Labels Alphacut, und dessen erste Ansage an den Kumpel war, er solle erst mal Musik hören lassen oder den Mund halten. Nun also lässt er endlich etwas hören: hib- belnde Breakbeats zwischen sonnig-sphärischem Großstadtflair und fettem Clubreißer. Das ist zwar irgendwie klassischer Drum’n’Bass, aber er klingt frisch und noch spannender, wenn er an den jazzigen Footwork des verstorbenen Chica- goer Helden Rashad rückt. Auch Booga findet, dass dieser Sound mit seinen superschnellen Offbeats eine belebende Bereicherung ist: »Footwork hat mich in den letzten Jahren sehr gekickt, und die neuen Crossover zu Jungle und die Wiederentdeckung von Breakbeats sind genau mein Ding. Junge Typen wie Kator pro- duzieren souverän und unbekümmert drauflos, gepaart mit ein bisschen Oldschool-Zauber rostet da die alte Liebe DnB nicht.« Die Release- Party in der Distillery schlägt dann auch einen schönen Bogen von Vorkämpfern wie LXC und Fanu zu den Jungspunden um Kator, das Modern Trips-Label und die Girlz Edit-DJ-Crew. Da freut sich der Familienvater Booga grinsend: »Es gibt keinen besseren Kick, als mit den coolen Kids zu spielen.« ANJA THÜMMLER ▶ 18.9., Distillery Als der Guardian im Juli ein paar alternative Stadtführertipps veröffentlichte, über- schlugen sich die Timelines ob der internatio- nalen Beachtung von Plagwitz bis Eisenbahn- straße. Den Soundtrack zum Text lieferte das Leipziger Label Analogsoul mit einer ausge- wählten Top Ten von Leipzig-Songs: Andreas Bischof hat die Titel von Ronny Trettmann über Micronaut bis zu Matthew Herbert ausge- sucht. »Ich habe dazu auch jeweils ein, zwei Sätze geschrieben«, sagt er. »Aber das hat die wahrscheinlich gar nicht interessiert.« Bischof selbst hatte aber jede Menge Spaß dabei. Zusam- men mit Martin Jörg von Wanderlust Booking kam die Idee, einen Hashtag zu kreieren, unter dem Leipziger Musiker sichtbar gemacht und gesammelt werden sollen. »Wann kommt eigent- lich nach den Prinzen mal wieder etwas Großes aus Leipzig?« sei eine Frage, die immer wieder gestellt werde. Bischof beantwortet sie so: »Es ist viel da – auch mit Pop-Anspruch.« Aber vieles wird außerhalb der eigenen Nischen nicht beachtet, was durchaus auch dem digitalen Zeit- alter geschuldet ist, in dem sich auch die Zuhö- rer ihre eigenen Lieblingsbands-Playlist-Nischen bauen. »Unser Ziel ist es nicht, dass jetzt die Leipziger Bands den ganzen Tag auf PSR gespielt werden«, sagt Bischof. Sondern – neben der Außenwirkung für Guardian-Leser und andere internationale Leipzig-Interessierte – auch Leipziger Veranstaltern, Musikern und Fans zu zeigen, was es in der Stadt alles für Bands gibt. »Ein gemeinsames Thema«, bei dem jeder mit- wirken kann und aus dem auch Kooperationen wie Konzerte oder Zusammenarbeiten entstehen sollen. Zudem kann sich Bischof auch vorstel- len, dass ausgewählte Musikaffine eigene Play- lists mit dem Sound der Stadt kreieren – wie es der Blog Heldenstadt schon regelmäßig macht. Am Ende könnten daraus auch Radioformate für alternative Radiosender werden, glaubt Bischof. »Oder für die BBC.« Die Timelines der Leipzig-Beobachter werden sich freuen. JULIANE STREICH ▶ www.listentoleipzig.com Blick nach vorn, äh nach unten: Kator gehört zu den Jungspunden des jungen Label Defrostatica Wo spielt die Musik? Unter #listentoleipzig Das Leipziger Label Defrostatica zeigt, dass Drum’n’Bass wieder frisch klingen kann Listen 1: Unter #listentoleipzig soll Leipzigs Musikszene zu finden sein »Das ist wie ein Kind machen« Ein Hashtag, sie alle zu finden laraanoukfoto:wikipedia/tuxyso,grafik:annebittner # # # #

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