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kreuzer_09_2015

"Rohkost heißt ja nicht nur Salat": Die Vegele-Betreiber im Gespräch über Verdauungsbeschwerden und Hungergefühl; Infokasten: Was ist Rohkost?

081 0915 Bio-Spezial Termine 088 Kunst 068 Literatur 064 Theater 054 Musik 044 Spiel 042 Film 036 ANZEIGE kreuzer: Wie sind Sie auf die Idee zu einem Roh- kost-Take-away gekommen? ANNA-SOPHIE GÖHLSCH: Unsere Intention war, neben dem Fastfood, das es in Leipzig schon gibt, noch ein weiteres Angebot zu schaffen, das gesünder ist als das übliche – ohne Konservie- rungsstoffe, frisch, nicht erhitzt, tierleidfrei. Das war etwas, was uns hier in Leipzig noch gefehlt hat. kreuzer: Sind Sie von einer eigenen Ernährungs- umstellung dazu gekommen? GÖHLSCH: André und ich waren an dem Punkt, als wir das Projekt begonnen haben, vegan. Durch das Projekt haben wir uns dann immer stärker für Rohkosternährung interessiert. Wir ernähren uns nicht zu hundert Prozent von Rohkost, aber schon zum größten Teil. kreuzer: Es gibt also hin und wieder bei Ihnen auch mal was Warmes? GÖHLSCH: Genau, Kartoffeln mit Olivenöl zum Beispiel. kreuzer: Wie definieren Sie Rohkost für sich? GÖHLSCH: Der Tierrechtsaspekt steht bei uns im Vordergrund, die Gesundheit sowie die Nach- haltigkeit kommen danach. kreuzer: Kann man nach einer Woche Rohkost Salat eigentlich noch sehen? ANDRÉ TÄUMER: Wir essen ja nicht jeden Tag denselben Salat. Nach vier Tagen Rucolasalat hätte man den natürlich schon über. kreuzer: Macht die Verdauung bei so vielen Bal- laststoffen mit? GÖHLSCH: Das ist von Person zu Person unter- schiedlich. Es gibt aber kleine Tricks, bei Kohl kann man beispielsweise mit Kreuzkümmel gegensteuern. Besser für den Magen ist es auch, wenn nicht zu viele verschiedene Zutaten mit- einander kombiniert werden. kreuzer: Wird man von Rohkost eigentlich satt? GÖHLSCH: Wenn ein Salat Nüsse enthält, wird man davon schon gut satt. TÄUMER: Unsere Hauptspeisen sind durchaus gehaltvoll, bei uns steht unter anderem auch Falafel auf der Karte. Rohkost heißt ja nicht nur Salat. GÖHLSCH: So ist es überhaupt nicht, gerade wenn man die ganzen süßen Leckereien betrach- tet. Man kann tolle Torten herstellen, wie unsere Nicecreamtorte mit einem Boden aus Erdnüs- sen, Rum, Kakao und Datteln. Die Schicht ist aus Bananen und Erdnussmus und darüber kommt Karamell- und Schokosauce. kreuzer: Sie experimentieren ja sozusagen am eigenen Körper. Wie ist Ihre Bilanz bisher? GÖHLSCH: Ich fühle mich auf jeden Fall viel vitaler, brauche weniger Schlaf, bin konzent- rierter. TÄUMER: Und man hat definitiv kein Völlege- fühl mehr nach dem Essen. INTERVIEW: ANDREA KATHRIN KRAUS ▶ Vegele, Merseburger Str. 68, 04177 Leipzig, Tel. 60 48 07 78, Mo–Fr 11–14 u. 16–20, So/Feiertag 14–18 Uhr, www.vegele-leipzig.de Was ist das eigentlich, Rohkost? Rohkost gleich Salat? So simpel ist die Sache für Rohkost-Anhänger glücklicherweise nicht. Von der Arbeitsgruppe Rohkost am Institut für Ernährungswissenschaft der Universität Gießen wurde 1995 definiert, was man noch heute unter dieser Ernährungsweise versteht: eine Kostform, die weitgehend oder ausschließ- lich unerhitzte pflanzliche und teilweise auch tierische Lebensmittel enthält. Wobei die meis- ten Rohköstler einer veganen oder vegeta- rischen Richtung folgen und rohes Fleisch oder rohen Fisch von ihrem Speisezettel streichen. Gemeinsam ist allen Auffassungen jedoch, dass Lebensmittel nicht über etwa 40 Grad erhitzt werden sollten, da bei höheren Temperaturen bestimmte Vitamine zerstört werden und zugleich gesundheitsschädliche Stoffe wie Acrylamid entstehen können. Es werden jedoch Lebensmittel in die Rohkost einbezogen, die verfahrensbedingt erhöhten Temperaturen ausgesetzt sind (kaltgeschleu- derter Honig und kaltgepresste Öle), ebenso Lebensmittel, bei deren Herstellung eine gewisse Hitzezufuhr erforderlich ist (Trocken- früchte, Trockenfleisch und -fisch und bestimmte Nussarten). Außerdem können kaltgeräucherte Erzeugnisse (Fleisch und Fisch) sowie essig- und milchsaure Gemüse Bestandteil der Rohkost-Ernährung sein. Unterschiedlich sind die Motive für eine Roh- kost-Ernährung: Sie reichen von gesundheit- lichen Aspekten, leistungssteigernder Wirkung, wissenschaftlichen Argumenten bis hin zu Geschmack und ethischen Überzeugungen. Der Verband für Unabhängige Gesundheits- beratung (UGB) bewertet alternative Ernäh- rungsformen nicht nur aus physiologischer Sicht, sondern auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Ernährungswissenschaftlerin Johanna Feichtinger von der UGB-Akademie: »Wir sehen Roh- oder besser Frischkost als einen wichtigen Teil einer ausgewogenen Ernäh- rung. Unerhitzte Lebensmittel sollten etwa die Hälfte des täglichen Speiseplans ausmachen. Auch beim Abnehmen kann ein hoher Roh- kostanteil hilfreich sein.« Von Rohkost als reiner Dauerkostform rät der Verband jedoch ab. Kritiker weisen darauf hin, dass nicht alle Annahmen der Rohkost-Anhänger wissen- schaftlich belegt seien, und warnen vor Mangelerscheinungen bei ausschließlicher Frischkost. AKK »Rohkost heißt ja nicht nur Salat« Seit April betreiben André Täumer und Anna- Sophie Göhlsch Leipzigs erstes Rohkost-Take- away namens »Vegele«. Der kreuzer sprach mit den beiden über warmes Essen, Verdauungs- beschwerden und Hungergefühle Vital und ohne Völlegefühl dank Rohkost: André Täumer und Anna-Sophie Göhlsch CHRISTIANHÜLLER Tel. 60480778, Mo–Fr 11–14 u. 16–20,

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