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kreuzer_02_2016 - CD-Rezensionen

David Bowie; Bloc Party; Dota; Autopsia; Motorpsycho; Nils Landgren with Janis Siegel/Dee-Phazz

042 Musik 0216 Film 028 Spiel 034 Theater 046 Literatur 056 Kunst 060 Termine 072 01 02 03 04 05 06 02 Bloc Party Hymns Pias/Rough Trade KKKKKIndie-Soul »Hymns«, das fünfte Album von Bloc Party, beginnt still. 20 Sekunden Nichts. Das ist ein guter Auftakt für den sich bedroh- lich anschleichenden Opener »The love within«. Am Ende entpuppt er sich doch als Dancefloor-Stampfer und knüpft an die besten Momente an, mit denen Bloc Party 2005 den Grundstein für ihr eigenes Denk- mal gelegt haben: Schlagzeug und Samples wie Explosionen, Gesang von verzweifelt-entschlossen bis in die Enge getrieben verwundbar. Von der Energie dieses Dance-Elec- 01 David Bowie Blackstar Sony KKKKKStarmusik Imaginärer Dialog in meinem Kopf: Ist es zu spät für David Bowie? – Klar, der ist tot, Mann. – Ja, aber sein neues Album ist gerade erst erschienen und wir habens noch gar nicht bespro- chen. – Aber alle anderen. Und so gut ist es auch gar nicht. – Baby, das ist von David Bowie. Der beste Musiker, den wir je hatten. Ach, der beste Künstler überhaupt. Seine Kostüme, Videos, Neuerfin- dungen. Und Ziggy! – Das neue Album ist trotzdem eher so okay. Der Titelsong ist schon anstren- gend. Ist aber gewollt. Weil der vom IS handelt. – Handelt der nicht von der Bibel und dem Sün- denfall? Der sollte auch noch län- ger werden, aber bei Itunes dür- fen Singles nur zehn Minuten lang sein. – Mir ist das eh viel zu viel Jazz. – Bowie rappt doch fast in »Girl Loves Me«. Kendrick Lamar hat ihn doch so beeinflusst. – Weil der auch ein Black Star ist? – Bei »Lazarus« muss ich auf jeden Fall immer weinen. Falls ich mal sterbe, möchte ich zwei Tage vor- her genau so einen Song rausbrin- gen. – Ja, am Ende ist es nie zu spät für David Bowie. JULIANE STREICH Platte des Monats tro-Punks bleibt nach den ersten drei Liedern nicht mehr viel. Mit jedem Lied wenden sich Bloc Party auf »Hymns« weiter dem Soul zu. Immer offensiver steht Kele Oke- rekes Gesang im Vordergrund, sanft und samtig. Manchmal leider zu nah an der Grenze zum allzu gefäl- lig und glatt geschliffenen Radio- Soul. Die Basslinie, das Schlagzeug summen im Hintergrund und im Dienste des hymnischen Gesangs. Selbst die Texte scheinen mitunter nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Auf jeden Fall würde man anderen Bands Passagen wie »It startedasajoyride[…]Whichwaydo you chose. ’Cause right now I chose you« wohl als allzu gefühlig um die Ohren hauen. Auf »Hymns« aber scheinen Melodien und Worte mit- unter als Projektionsfläche für die zweifellos grandiose Stimme von Kele Okereke zu dienen. Sie macht »Hymns« auch zu einem guten Soul-Rock-Album. Ohne Zweifel. Mit dem Album stellen Bloc Party aber auch die Frage, was es braucht, um eine Legende zu sein. Immer noch steht der Name der Band für Energie, überraschende und packende Arrangements. »Hymns« löst dieses Versprechen an einigen Stellen auch ein. An einigen aber auch nicht. Manchmal ist das Werk zwar gut, aber der Name eben noch größer. KERSTIN PETERMANN ▶ Release-Party mit Dead Disco, Jimmy Vau: 6.2., Ilses Erika 03 Dota Keine Gefahr Kleingeldprinzessin Records KKKKKEx-Liedermacherin Schon der zweite Song des neuen Albums von Dota ist hart politisch: »Wer ist drin- nen, wer ist draußen? / Ich mal eine Linie, Du darfst nicht vorbei / Da trifft Luft auf Luft, da trifft Land auf Land / Da trifft Haut auf Blei«, heißt es in »Grenzen« und fragt zugleich, wieso man diese zwischen Staaten so gut und zwischen Menschen so schlecht schützt. Das Schöne daran ist, dass Politikkritik bei Dota nicht anstrengend, wütend oder kompli- ziert klingt, sondern einfach und sogar ein bisschen fröhlich. Als Kleingeldprinzessin wurde die Ber- linerin vor über zehn Jahren etwas bekannt – mit ihrer Bossa-Nova- Band Die Stadtpiraten, die seit drei Alben nicht mehr dabei ist. Und jetzt, auf »Keine Gefahr«, wird es mit der neuen Band sogar elektro- nisch. Das klingt dann nicht mehr ganz so nach Liedermacherin für Studentinnen, mehr nach Pop für Weltenbummler. Dota selbst lebte lange in Brasilien, hat dort auch einige Songs aufgenommen. Lie- der über den schicken Jungen mit dem Rennrad, mit dem man sofort abhauen will, bevor einem einfällt, dass man sich doch irgendwann über die Menge der Urlaubsfotos streiten wird. Lieder über Zweifel und Abwarten, aber auch über Los- rennen und Einfach-Machen. Die klingen manchmal sehr naiv, aber gerade deswegen auch so char- mant. JULIANE STREICH ▶ 2.2., UT Connewitz 04 Autopsia Metal. Autopsia Archive Prague Vol. 1 Old Captain KKKKKPost-Industrial/Neoclassic »We work in the dark, to serve the light« ist das Motto des anonym agieren- den Aufklärungsprojekts Autopsia, dasdenTodalsHauptmotivgewählt hat und seit der Gründung 1980 in der Vojvodina praktizierte Philoso- phie zwischen bildender Kunst und Klang verbreitet, ab 1990 von Prag aus. Das neueste Werk »Metal« stellt daher unter »Machine for destruc- tion of usage« – laut Künstlerstate- ment »reinster Kommunismus« – auch diverse Aktualitätsassoziati- onen zur Verfügung. Versehen mit »Egalitarian Terror«, »Revolutio- nary Truth«, »Messianic Moment«, »Absolute Negativity« oder »Devine Violence« steht der Rezi- pient in seiner Welt-Geworfenheit vor allem in kalten Riesenräumen dunkelster Erhabenheit, in denen dicht dräuende Schwaden Klassik- Ambient schweben, durchzuckt von schwarzen Soundblitzen, um am Ende von schrägen Konstellationen aus modernistisch dissonanten Orgeln und indisch anmutenden Percussion-Grooves überrascht zu werden. ALEXANDER PEHLEMANN 05 Motorpsycho Here be monsters Stickman/Soulfood KKKKKPsycho-Pop Die brachialen, unge- stümen Zeiten von Motorpsycho scheinen vorbei zu sein. Die Nor- weger halten inne, schauen zurück. Erst Ende vergangenen Jahres haben sie furios 25-jähriges Bandjubiläum gefeiert, mit CD, Roadmap zu allen (Neben-)Projekten, Buch und mit einer Ausstellung im Museum. Nun greifen sie auf »Here be monsters« frühere Phasen auf. Die von »The Tussler« zum Beispiel, mit Western- folk und Filmmusik. An diese tradi- tionelle Musik knüpfen sie an, jetzt aber deutlich sphärischer und ruhi- ger. Der ungemein dichte Sound, detailverliebt arrangiert, drängt das Bild von drei Musikern auf, die in der Sicherheit gemeinsamen Musizierens mit den Liedern rin- gen. Motorpsycho konzentrieren sich dabei in erster Linie wieder auf sich und nicht auf irgendwelche Ein- flüsse aktueller Trends. Sie nehmen sich die Freiheit, endlich ein paar der Stücke aufzunehmen, die viel zu lange unveröffentlicht im Probe- raum lagern. Sie nehmen sich die Freiheit, ein altes Lieblingsstück von H. P. Lovecraft neu zu interpretieren. Folk, alte Lieblingsstücke … klingt nachvielTraditionalismus,hörtsich aber nach souveränen Musikern an, die auch nach 25 Jahren noch wahn- sinnig Spaß am Experimentieren und Improvisieren haben. KERSTIN PETERMANN 06 Nils Landgren with Janis Siegel »Some other time« / ­De-Phazz »Private« ACT Music/edel Frenchkiss KKKKKKKKKKMusical/Jazz bzw. Lounge/Jazz Der Posaunist zollt dem Vater der »West Side Story« Tribut, mit den Bochu- mer Symphonikern und einem Viertel von The Manhattan Trans- fer. Damit ist Weltniveau gegeben, denn das Quartett bildet mit Take 6 die Doppelspitze im vokalen Jazz, 010203040506

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