Endlose Kreise am Teich: Der Kaos-Kultursommer bringt zwei außergewöhnliche Festivals nach Lindenau
044 Musik 0815 Film 036 Spiel 042 Theater 052 Literatur 058 Kunst 062 Termine 074 Hula-Hoop? Huch, denkt man. Was soll ein Hula-Hoop-Workshop bei einem Loop- Festival? Maria Schüritz antwortet mit einer Gegenfrage: »Was genau ist denn ein Loop?« Endlosschleifenbasiert, könnte eine Antwort sein, die auch programmatisch für das Loop- Art-Festival steht, das nun zum fünften Mal seine Kreise zieht. Es ist das einzige seiner Art in Deutschland, weswegen Organisatorin Schüritz inzwischen auch immer mehr Anfragen von Künstlern erhält, die auf der Seebühne auftreten wollen. »Viele zucken dann aber erst mal zusam- men, wenn sie merken, was Low Budget bei uns bedeutet«, sagt Schüritz. Denn das Loop-Art- Festival ist Teil des einmonatigen Kaos-Kultur- sommers, der nach einem Jahr Interim zurück- kehrt an den Ulrichsteich in der Wasserstraße in Alt-Lindenau: in die nun sanierte Villa der Kin- dervereinigung Kaos, die nicht nur von Jugend- lichen für Werkstätten, Workshops und Band- proben genutzt wird. Schüritz’ Arbeitsstelle ist allerdings letztes Jahr ersatzlos ausgelaufen, sie arbeitet jetzt auf Honorarbasis »und mit ganz viel Ehrenamt«, wie Kollegin Friederike Blum anführt. Damit den Künstlern überhaupt Fahrt- kosten und Gagen gezahlt werden können, haben die beiden eine Crowdfunding-Aktion gestartet (noch bis 1.8.). Dennoch ist auch dieses Jahr das Programm der Endlosschleifen vielseitig. Ela Rosenberger aus Offenbach loopt ihre Flötenklänge von Klassik über Rock zum Jazz (also überallhin), das Berlin-Hamburger Duo Linse loopt seine Indie- gitarren und die zwei Musiker namens Perfekte Wände loopen tanzbare Rhythmen, die durch Jazzimprovisationen entstanden sind. Singer/ Songwriter-Melodien, Humorsequenzen und Soul-Beat-Blues werden am zweiten Festivaltag geloopt, untermalt von einer Liquid Light Show. Bei dieser Show dreht sich eine Glasplatte auf einem Polylux aka Overheadprojektor und jemand lässt Farben rauftropfen, die dann ver- laufen. »Das habe ich mal auf einer Veranstal- tung gesehen und wollte gleich wissen, wie das geht«, sagt Schüritz. Also hat sie die Weimarer Kunststudenten Martin Hoffmann und Saori Kaneko eingeladen, die auch noch einen Work- shop geben. Überhaupt ist das ganze Loop-Art-Festival aus Eigeninteresse entstanden. »Ich loope selber und wollte zeigen, wie unterschiedlich die Leute das angehen«, sagt Schüritz, die auch Musike- rin und Sängerin ist, über die Entstehungsidee vor fünf Jahren. Seitdem ist vor allem der Loo- per als Echtzeit-Overdubber immer präsenter in der Livemusik geworden, also das Gerät, das per Fußtritt den gerade gespielten Part aufnimmt und danach immer wiederholt, während man bereits einen neuen Part aufnehmen kann. Auch die Zuschauerzahlen bei Loop-Art wachsen stetig – die des Seeklang-Festivals sowieso. Beim zweiten musikalischen Höhepunkt des Kaos-Kultursommers geben sich seit vier Jahren Leipziger Singer/Songwriter ein Stelldichein an dem kleinen Teich, der ihrer Musik eine im Dich- termund wohl malerisch zu nennende Kulisse bietet. Diesmal treten Musiker wie Jakob Hum- mel, Peter Piek oder die Herrmann auf. Und andere, die sich trauen. »Auf der Open Stage darf jeder spielen, aber nur seine eigenen Lieder«, sagt Schüritz. Wer nicht genau weiß, wie das geht mit den eigenen Songs, für den gibt es an dem Wochenende quasi die Grundausstattung des Singer/Songwriter-Schaffens in Workshop- Form: Gesang, Gitarrenbegleitung, Bühnenprä- senz und Songtexte stehen auf dem Tagsüber- Programm. Ein paar Grundkenntnisse seien hilfreich, sagt Schüritz. »So Lagerfeuer und schrumm schrumm.« Und ja, sie selbst hat auch schon an den Workshops teilgenommen. »Jeder hat eine andere Art, Gitarre zu spielen«, sagt sie. Da lerne man immer noch was. Am Ende des Kultursommers, der neben den beiden Musikfestivals auch Theatervorfüh- rungen und einen Lyrikabend anbietet, tritt Schüritz dann selbst auf. Zum Wiedereinzug in die Villa feiert die Kulturwerkstatt ein Familien- fest, bei dem Schüritz’ neue Funkrockband Originals, die sich nach den Kaos-Kulturwerk- statts-Originalen benannt hat und danach wahrscheinlich umbenennen wird, erstmals auftreten wird. »So schließt sich der Kreis«, sagt Veranstalterin Blum. Und bezieht sich damit auf Schüritz’ Überlegung zur Definition eines Loops: »Vielleicht alles, was sich dreht?« JULIANE STREICH ▶ Kaos-Kultursommer: .8.–6.. ▶ Seeklang-Festival: .–.8. ▶ Loop-Art-Festival: 1.–.8. ▶ Seebühne am Ulrichsteich, Stadtgarten Lindenau ▶ www.kaos-leipzig.de Endlose Kreise am Teich Tropfende Farben auf dem Polylux und eine Bühne am Teich: Der Kaos-Kultursommer in Lindenau Der Kaos-Kultursommer bringt zwei außergewöhnliche Musikfestivals nach Lindenau »So Lagerfeuer und schrumm schrumm« liQuidlightshow(l.),KulturwerKstattKaos(r.)