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kreuzer_11_2014 - Editorial

1114 003 Editorial Termine 084 Kunst 072 Literatur 068 Theater 058 Musik 048 Spiel 046 Film 038 »Beklemmend« sei das Leben hinter der Plane, sagt eine Mieterin des Hauses in der Bernhard- Göring-Straße 110. Seit Monaten ist das Gebäude verhüllt, Bauarbeiten gibt es nicht, stattdessen Angebote, die eigene Wohnung nach erfolgter Luxussanierung doch käuflich zu erwerben – für einen Betrag jenseits der 300.000 Euro. Aber welche Rentnerin, welcher Student, welche junge Familie kann sich das leisten? Also ziehen die Menschen aus, die Monate im Halbdunkel machen zusätzlich mürbe. Das sind Geschichten, wie man sie eher aus München oder Prenzlauer Berg kennt, die aber auch in Leipzig zu besichti- gen sind. Stadtentwicklung, Verdrängung, Gentrifizie- rung, das sind Themen, die uns hier im kreuzer seit Jahren beschäftigen. In letzter Zeit ver- schärft sich die Anspannung auf dem Wohnungs- markt deutlich, man hört es von Freunden und Bekannten, man liest darüber in der Zeitung und auch uns hier in der Redaktion erreichen immer wieder Berichte aus der Stadt über das, was viele als Entmietung und Verdrängung be- zeichnen. Zuletzt berichteten wir über die Frege- Häuser, ein Haus in der Hohen Straße, die Els- terwerke, nun also die Bernhard-Göring-Straße. Es ist die dunkle Seite des Leipzig-Booms, die für die Menschen dort Realität geworden ist. Nun könnte man sagen: So läuft das eben in unserer Gesellschaft und ein Aufschwung hat ja auch seine guten Seiten. Doch bei der eigenen Wohnung geht es eben auch um das Zuhause, um den Ort, an dem man lebt, sich zurückziehen, Freundschaften pflegen kann, wo Kinder auf- wachsen. Es ist ein schützenswerter Ort, dement- sprechend wird er auch vom Gesetz behandelt, doch Recht haben und Recht bekommen sind eben zwei unterschiedliche Dinge. Wichtig war uns auch, auf die direkt Verantwortlichen hin- zuweisen, in diesem Fall die Immobilienfirma DGG und hier speziell auf einen ihrer Vorstände, Frank Fleschenberg. Die drängen nämlich gern als Wohltäter im Charitybereich in die Öffentlich- keit. So auch Fleschenberg, sein »soziales Enga- gement gehört in die Welt hinausgeschrien«, liest man auf der DGG-Firmenseite im Internet. Natürlich ist er nicht der Einzige, auch andere Immobiliengrößen der Stadt halten nicht hin- term Berg mit ihrer »Charity«, oft im Verbund mit dem eigentlich schönen Golfsport. Es scheint, als sollten hier soziale Härten ausgebü- gelt werden. Nebenbei umhegt man sich mit Prominenten und Politikern, die sich für so etwas hergeben. Doch wenn Politik und Verwaltung als Kontroll- instanzen geschwächt sind, der juristische Weg langwierig und teuer ist, dann bleibt nur noch die Öffentlichkeit. Lesen Sie den Bericht von Jennifer Stange aus dem Haus in der Bernhard- Göring-Straße auf Seite 20. Zudem haben wir die Wissenschaftler des Helmholtz-Instituts ge- beten, die Ergebnisse ihrer Studie zum soge- nannten »gehobenen Wohnsegment«, sprich Luxus- und Topwohnungen, für den kreuzer aufzubereiten. Die Autoren recherchierten in den letzten Jahren mehr als 7.200 Objekte, die in diesen Bereich fallen, und kommen zu dem Schluss: »Wachstum auf dem Leipziger Woh- nungsmarkt findet praktisch nur im Sektor des hochpreisigen Um- und Neubaus statt.« Bei aller Politik kommt natürlich auch die Kul- tur nicht zu kurz: Wir berichten pünktlich zum Start des DOK Leipzig ausführlich über den Animationsbereich des Festivals (S. 38). Um das Musiktheaterstück »Der eindimensionale Mensch« gab es einen kleinen Disput in der Redaktion: Gehört das nun ins Theaterressort oder auf die Musikseiten? Irgendwie (Beste- chung?) setzte sich das Musikressort durch, da- rum finden Sie ein Interview zu dem lobens- werten Stück auf Seite 48. Im Theater beschäftigt sich Redakteur Tobias Prüwer ausführlich mit drei Stücken, die am Schauspiel Leipzig aufge- führt werden. Kunstredakteurin Britt Schlehahn erzählt die Geschichte einer kommunistischen Künstler-Gruppe, die in den dreißiger Jahren auch in Leipzig aktiv war, und Literaturexperte Olaf Schmidt würdigt unser aller liebste Lite- raturzeitschrift: die Leipziger Edit. Übrigens: Der Abo-Auflage des kreuzer liegt un- ser Einkaufs-Geheimtipp-Führer schicker bei. Einen heißen Herbst wünscht Andreas Raabe ▶ chefredaktion@kreuzer-leipzig.de franziskabarth Rotfront! Oder was? Chefredakteur Raabe mal wieder total subjektiv BerniniERFINDER DES BAROCKEN ROM 9. November 2014 bis 1. Februar 2015 www.mdbk.de Partner: Förderer: GiovanLorenzoBernini,Selbstbildnis,1665–1670,RoyalCollectionTrust/©HerMajestyQueenElizabethII,2014 ANZEIGE

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