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kreuzer_12_2014

Grundrisse ins Ungewisse: Architektur als Musiktheater in "Musterhaus"; Gesichter des Krieges, jenseits der Ticker: "Free Syrian Angst" ist eine szenische Collage

051 Theater1214 Termine 084 Kunst 066 Literatur 062 Musik 040 Spiel 038 Film 032 * w w w . t d j w . d e Tel 0341.486 60 16 *Tage bloß warten? Nicht mit uns! Weihnachten im TdJW: »Rose mit Dornen« von Charles Way erzählt Dornrös- chen mal anders: Es waren einmal zwei Hexenschwes- tern, ein Findelkind, ein Halbdrache und ein Prinz … »Ginpuin. Auf der Suche nach dem großen Glück«. Für Kinder ab 4 Jahren. Ein Pinguin beschließt: »Ich rache eine Meise!« Und findet endlich Freunde. Im Puppentheater »Das Katzenhaus« lädt Fürstin Koschka zum Fest. Zwei bettelnde Waisenkätzchen werden weggeschickt. Als Koschka selbst in Not gerät, trifft man sich wieder. Vorweihnachtszeit gleich Stresstest? Entspannung verspricht die Advents- lounge. An jedem Sonntag schenken wir eine Stunde Auszeit vom schönsten Chaos des Jahres. »Rose mit Dornen« [6 plus] Fr, 26.12., 17 Uhr »Ginpuin. Auf der Suche nach dem großen Glück« [4 plus] Di, 23.12., 16 Uhr »Das Katzenhaus« [5 plus] So, 21.12., 11 Uhr Adventslounge So, 7.12., 17 + 19 Uhr So, 14.12., 16.30 + 18.30 Uhr So, 21.12., 16.30 + 19.30 Uhr 24 ANZEIGE Oper Dynamo West nimmt in Episode 3 Architektur als Musiktheater in den Blick Musterhaus. Da denkt man unweigerlich an ein steril anmu- tendes Fertigbaugehäuse, das in den städtischen Randzo- nen, zwischen Baumarkt und Möbel-Domäne geklemmt, einsam vor sich hindämmert. Der Besuch eines solchen Vorführungs- Wohntraums entspricht nicht jedermanns Vorstellung einer idealen Wochenendgestaltung. Doch im Rahmen der Doppel- pass-Reihe des Lofft kann man sich ruhig auf ein solches Wagnis einlassen. Das »Musterhaus«, in dem sich die Musiktheatergruppe Oper Dynamo West für den dritten Teil ihres »Wunder Opus 5« ein- gerichtet hat, verspricht schon aufgrund seiner Vergangenheit einen aufregenden Besuch. »Bevor Leipzig zum neuen Berlin wird« – so die trotzige Parole –, haben die Künstler ein kleines Juwel der Stadtgeschichte vorübergehend in Besitz genom- men: das neue Kaufhaus Held auf der Lützener Straße. Das steht leer und ist mitsamt seiner wechselvollen Nutzungsgeschichte exemplarisch für einen Stadtbezirk im vielbeschworenen Wandel. Der Schritt mitten hinein ins Viertel hat bei Oper Dynamo West Tradition. Seit Januar 2014 läuft die Koproduktion mit dem Lofft, die durch das Doppelpass-Förderprogramm der Bundeskulturstiftung ermöglicht wird (kreuzer 01/2014). Anlass für die Künstler, sich intensiv mit dem Gebiet rund um das Theater und vor allem mit dessen Bewohnern zu beschäftigen. Wie vielfältig man dieses Vorhaben in die Tat umsetzen kann, davon zeugten schon die ersten beiden Teile der Musiktheater- Reihe. So machten die Künstler den legendären Friseursalon »Chris« auf der Odermannstraße zum Schauplatz und dessen Inhaberin zur Hauptperson. In der zweiten Episode avancierte das ganze Viertel durch einen Audiowalk mit Installation zur Bühne. Nun also zieht »Musterhaus« ins Held und soll Grundrisse begehbar machen. Für den Auftakt wurden die Anwohner Lindenaus zu mehreren Workshops ins weitläufige Gebäude eingeladen, um sich über aktuelle Visionen vom gemein- schaftlichen Leben auszutauschen – auch im Hinblick auf die Vielzahl anderer Wohnkonzepte, die die Architekturgeschichte »von der Insel bis zur Villa, von der Landkommune bis zur Wohnmaschine« zu bieten hat. Solch visionäre Konzepte des Zusammenlebens sind ein bevorzugtes Thema des beteiligten Komponisten Bill Dietz und der Regisseurin Janina Janke. Was genau auf das Publikum zukommen wird, wissen selbst die Verantwortlichen erst am Abend der Premiere. Nur so viel kön- nen sie schon sicher sagen: Das Singen als gemeinschafts- bildender Akt wird eine Rolle spielen. Doch keine Angst – von »Oh Tannenbaum« ist das weit entfernt.EVA GAEDING ▶ »Musterhaus«: 4.12., 20 Uhr (Premiere), 5./6.12., 20 Uhr, 7.12., 18 Uhr, Lofft Grundrisse ins Ungewisse Stadthäuser zum Schleuderpreis und alles umwälzende Wohnmaschinen: Zeig mir, wie du wohnst janinajanke »Free Syrian Angst« dokumentiert Flüchtlingsschicksale als szenische Collage Diese Menschen haben sichtbar Schmerzen. In Agonie ragt ein Torso aus einer bläulich-tödlichen Umgebung heraus. Auf eine Personengruppe prasselt rotglühender Feuerregen herunter. Es sind nur Bilder, Gemälde, die den syrischen Bürger- krieg überlebten – aber sie zeigen reales Leid. Ihr Maler Zak- wan Khellow ist immer noch in Aleppo, sein Bruder Tareq hat sich nach Leipzig retten können. Über einen Dritten konnte er die künstlerischen Zeugnisse hierher holen. Nun sind sie Teil eines Theaterprojekts mit Leipziger Flüchtlingen. »Free Syrian Angst« ist der Abschluss einer Initiative von Ost- Passage und Die Villa, in der seit Sommer Flüchtlinge zusam- menarbeiten. »Mein Bruder will, dass die Gesichter Syriens jenseits der Nachrichtenlage bei uns gezeigt werden«, sagt Tareq Khellow. Daraus hat sich der Ansatz für die Aufführung ergeben und der syrische Fokus herausgeschält. In einer Col- lage szenischer Bilder berichten zehn Menschen von ihrem Leben in der Heimat, der Flucht und ihrem Sein in der Fremde. Es entsteht ein dokumentarischer Abend um persönliche Schicksale als Amateurtheater mit Musik, das die Menschen in diesem Krieg in den Blick rückt. Und natürlich eine poli- tische Dimension mehr als nur berührt in einer Zeit, in der halb Deutschland meint, sein Recht aufs »Nein zum Heim« über das Recht auf Asyl stellen zu können. TOBIAS PRÜWER ▶ »Free Syrian Angst«: 20.12., 15.30 Uhr, naTo, www.ost-passage-theater.de Gesichter des Krieges, jenseits der Ticker Von der Revolution in den Bürgerkrieg: Zakwan Khellows Bilder hendrikjedüwel Tel 0341.4866016

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