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kreuzer_06_2016

Sehen und gesehen werden: An den "Neuen Leipziger Terrassen" winken Balkone den Paddlern zu; Gilbert-Comic: Gilbert saugt ab

010 Kreuzfahrt 0616 Film 036 Spiel 042 Musik 044 Theater 056 Literatur 066 Kunst 070 Termine 084 franziskabarth(2) Noch sind Teile der »Neuen Leipziger Terras- sen« an der Weißen Elster zwischen Indus- triestraße und Erich-Zeigner-Allee nicht ganz fertiggestellt, fehlen Parkplätze und Begrünung. Aber was sich das Weimarer Büro »Osterwold Schmidt Expander Architekten« erdacht hat, lässt sich bereits von Land und Wasser aus erkennen. Das südliche Ende der Nonnenstraße ist geprägt von schlichten Mehrfamilienhäusern und Bürogebäuden in Klinkeroptik. Hier ordnet sich das neue Ensemble straßenseitig in die Trauf- höhen und die Materialität der Blockrandbebau- ung ein, führt diese aber mäandernd bis an den Fluss. Die städtebauliche Figur aus unterschied- lich hoch gestaffelten Gebäudeteilen schafft einen öffentlichen Hofbereich mit Zugang zum Wasser, wo Treppenstufen zwischen zwei auf- ragenden Turmhäusern auf einen kleinen Fuß- gängerparcours am Fluss treffen. Sehen und gesehen werden – der partielle Verlust von Privatsphäre wird von denen, die exponiert wohnen wollen, sicher in Kauf genommen. Das Ensemble ist ein Hybrid aus Eigentums- wohnungen und einer Reihe niedriger Stadthäu- ser, die im Wechselspiel aus Klinker- und Putz- fassade miteinander verbunden sind. Während die Wohntürme in ihrer Höhe Gültigkeit haben, ist den Stadthäusern die typische Unmaßstäb- lichkeit anzumerken. Vom Fluss scheinen sie jedenfalls nicht sonderlich zu profitieren: Quer in zweiter Reihe angeordnet, bieten handtuch- große Terrassen- und Grünflächen den Bezug zur Natur im Schatten der Großen. Der gestaffelte Rhythmus des Ensembles bün- delt sich in der Plastizität der beiden Kopfbauten. Zweimal übergroß den Buchstaben L andeutend, führen sie die räumliche Verzahnung in der Vertikalen fort. Die massive Auskragung eines der Türme wirkt allerdings wie ein gestischer Selbstzweck und degradiert die Geschosse darun- ter zum verschatteten Wohnsockel. Die aufge- lockerte Fensteranordnung der Hauptbauten setzt die Fassadenrhythmik spielerisch fort. Die Treppenhäuser, durchgesteckt und ein- läufig gestaltet, wirken luftig und führen das Thema der Durchdringungen weiter. Fenster- rahmen und Absturzsicherungen sind durch- gehend in einem Milchkaffee-Braun gehalten, das sich eher defensiv mit der flirrenden Klinker- Ornamentik auseinandersetzt. Gelungen wirken die bugartig auskragenden Balkone, die dem Gebäude mit einfachen Mit- teln einen nautischen Anklang geben und den Paddlern zuzuwinken scheinen. Ein direkter Zugang zum Wasser scheint nicht geplant. Der abgesenkte Steig am Fluss durch- bricht das gerade Lineament und lädt zum Erkun- den ein. Während die noch in der Ausführung befind- lichen Gebäude derselben Architekten entlang der Industriestraße ihre exklusive Lage etwas laut zur Schau stellen, kann für die »Neuen Leipziger Terrassen« eine gewisse konzeptionelle Leichtigkeit gelten, die dem anspruchsvollen Namen über den Vermarktungsaspekt hinaus gerecht zu werden versucht. IGOR PINIEK An den »Neuen Leipziger Terrassen« winken Balkone den Paddlern zu Sehen und gesehen werden Mäandernd zum Fluss hinab: Die »Neuen Leipziger Terrassen«

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