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Logbuch_2016

Magische Orte: Zu welcher Lesung soll ich gehen?

www.kreuzer-leipzig.de12 | TITEL Was haben der Geisterseher Emanuel Swedenborg, der indische Guru Sathya Sai Baba und der Heilige Padre Pio gemeinsam? Alle drei besaßen (wenigstens wird es ihnen nachge- sagt) die Gabe der Bilokation. Das heißt, sie ver- fügten über die beneidenswerte Fähigkeit, sich an zwei Orten gleichzeitig aufzuhalten. Für die Buchmesse mit all ihren synchronen Veranstal- tungen wäre die Bilokation eine feine Sache. Wo- bei eine »Zweiörtlichkeit« eigentlich nicht aus- reichte; an manchen Abenden brauchte man eine Ter-, Quater- oder sogar eine Quinquieslokation. Aber das überstiege selbst die Fähigkeiten von Gurus und Heiligen. Es hilft alles nichts: Wir Nor- malsterbliche, die wir an Zeit und Raum gebunden sind, müssen uns schlechterdings entscheiden, welche Lesung wir mit unserer körperlichen An- wesenheit beehren. Immerhin können wir auf dem genialen Blog »Leipzig lauscht« – ob nun zu unse- rem Ärger oder unserem Trost – erfahren, was wir verpasst haben. Jedenfalls: Um Ihnen die Qual der Wahl ein wenig zu erleichtern, haben wir die »Leipzig-lauscht«-Studenten gebeten, in diesem :logbuch ihre liebsten Leipziger Leseorte vorzu- stellen. Nach guter alter kreuzer-Tradition sind sie dabei streng subjektiv-selektiv vorgegangen. Wenn also eine Lesestätte nicht vorkommt, bedeu- tet das keinesfalls, sie wäre etwa keinen Besuch wert. Uns ging es vor allem – aber nicht nur – um Orte, an denen in der buchmessefreien Zeit meist keine Lesungen stattfinden oder die man sonst vielleicht gar nicht oder nur selten besucht. Wir laden Sie herzlich ein, diese magischen Orte mit uns zu entdecken. OLAF SCHMIDT Hinter einer unscheinbaren Fassade der Arndt- straße 33 machten anlässlich eines Wasser- rohrbruchs im Jahre 2005 fünf Freunde eine un- geahnte Entdeckung. Sie waren »sofort angetan«, sagt Robert Herrmann. Nach aufwendigen Re- novierungsarbeiten blieb das kleine Idyll aller- dings noch immer recht unscheinbar, und so entstand die Idee, dessen historische Glasfas- sade zu rekonstruieren. Seit 2012 präsentiert sich der beliebte Anlaufpunkt Leipziger Kulturfreun- den so, wie es sich Wilhelm Horn 1931 gedacht hatte. Das geschichtsträchtige Äußere gibt einen Vor- geschmack darauf, was Gäste im Inneren der Räume des früheren Leipziger Schnaps-Produzen- ten erwartet. Auf jedem Quadratmeter dieser anheimelnden Mischung aus Wohnzimmer und Zwanziger-Jahre-Bar spürt der Gast die Hingabe derer, die sich zu Recht als »Horns Erben« betrach- ten. Zwischen gemütlichen Polstersesseln und viel dunklem Holz verteilen sich, vermutlich ganz im Sinne Horns, zwei Bars und eine Raucher- lounge auf zwei Etagen. »Die Idee war wirklich, dass wir was machen von Freunden für Freunde.« Dieses Mantra hängt nicht nur über dem Inte- rieur, sondern auch über der Speisekarte. Haus- gastronomin Catharina Herrmann versorgt die Gäste mit täglich frisch zubereiteten Speisen aus handverlesenen regionalen Zutaten. Während das Erdgeschoss zum Genuss dieser Wohlfühlgerichte und einer reichen Auswahl an Getränken einlädt, findet man im ersten Stock das kulturelle Herzstück des »Horns«. Ein holz- getäfelter Raum wird von gedimmten Lampen gerade genug erhellt, um alle Aufmerksamkeit der kleinen Bühne zu überlassen. Die Konzerte, Theaterstücke und Lesungen, die hier stattfinden, haben das »Horns« zu einem der beliebtesten Kulturorte Leipzigs gemacht. Darum sollte sich rechtzeitig vor dem Spektakel einfinden, wer sich nicht mit einem Platz im Erdgeschoss begnü- gen möchte. Das gilt natürlich erst recht für die Buchmesse-Tage. Franziska Gerstenberg wird die Fragilität der menschlichen Lebensplanung in ihren Erzählungen »So lange her, schon gar nicht mehr wahr« beschreiben und Stefan Langen- bach mit »BVB und Rock’n’Roll: Ein Leben zwischen Westfalenstadion und Rockpalast« über die Ent- stehungsgeschichte seiner beiden Leidenschaften Auskunft geben. LAURA GERLACH ▶ Horns Erben Kultur e.V., Arndtstr. 33 www.horns-erben.de Magische Orte Zu welcher Lesung soll ich gehen? Wir erleichtern Ihnen die Qual der Wahl HORNS ERBEN Von Freunden für Freunde

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