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Logbuch_2016

Philip Kerr: Die Hand Gottes; Bildband zum 50. Geburtstag des 1. FC Lokomotive Leipzig

SPORT | www.kreuzer-leipzig.de 49 Die Bilderchronik zeigt den nicht ein­ fachen Weg des Fußball­ vereins von der Grün­ dung am 20. Januar 1966 bis in die Gegenwart. Hierbei konzentrierten sich die drei Herausgeber – allesamt Fans seit Jahrzehnten – auf eine Aus­ wahl von 300 Fotografien. Das Format erinnert an ein traditionelles Familienfotoalbum, und so funktioniert es auch, weil es die Menschen wieder in ihre Zeit mit dem Verein zurückträgt und da­ bei einige blinde Flecken produziert. Denn hier werden nicht bloß Fußballergebnisse offeriert. Stattdessen finden sich auf den Fotos sehr viele Alltagsgeschichten und viel Alltagsästhetik so­ wie Inszenierungen um das Fußballgeschehen. Der Bildband beginnt mit ausgewählten Zei­ tungsüberschriften aus Lok­Zeiten gefolgt von einer Zeittafel, die einige wichtige Sportereignisse seit der Gründung des Vorgängervereins – Ver­ ein für Bewegungsspiele (VfB) – 1893 bis zur jet­ zigen Oberliga­Rückrunde als Führender auflistet. Drei Kapitel unterteilen die Bildwelt, die vorab mit Überblickstexten zu den wichtigsten Ereignissen hinleiten. Der Zeitabschnitt von 1966 bis 1991 steht für die erfolgreichste Epoche. Obzwar nie mit einem DDR­Meistertitel verziert, bescherten die europäischen Auftritte doch internationale Sym­ pathien. 1991 erfolgte der Bruch und dort beginnt das zweite Kapitel, das bis 2004 andauert. Lok ver­ schwand in der Versenkung. Mit der Umbenen­ nung in den VfB wurde versucht, an Erfolge vor 1945 anzuknüpfen. Haptisch rutscht man von die­ sem Kapitel an auf dem eingesetzten Hochglanz­ papier etwas ab. Dass nicht aller Glanz auch Ge­ winne bringt, zeigt die folgende Vereinsgeschichte. Nach dem Aufstieg in die Bundesliga 1993 tritt Lok 2004 nach der zweiten VfB­Insolvenz in der 11. Liga an und startet in das dritte Kapitel. Die Fotos sind mit Bildunterschriften versehen, die nicht nur Datum und Spiel vermelden, son­ dern ebenso die Akteure und Umstände. Und spä­ testens bei der Lektüre wird selbst dem Außenste­ henden klar – auf Lok trafen sie alle schon einmal, seien es Maradona, van Basten, Matthäus, Becken­ bauer, Effenberg, Klopp, Hoyzer, Enke, Hecking, Pizarro … Wem hierbei die Fans fehlen, dem seien die Bü­ cher von Thomas Franke und Veit Pätzug »Von Athen nach Althen. Die Fanszene von Lok Leipzig zwischen Europacup und Kreisklasse« (2006) sowie von Thomas Franke und Marko Hofmann »Neunzehn87. Der Triumphzug des 1. FC Lok Leipzig durch Europa» (2012) empfohlen. Wer die Mädchen­ und Frauenmannschaften vermisst, dem bleibt nur das Warten. BRITT SCHLEHAHN ▶ Thomas Franke, Marko Hofmann, Matthias Löffler (Hg.):  Jahre . FC Lokomotive Leipzig. Die Chronik in Bildern. Leipzig: MMT Verlag . 3 S., , € Was könnte es für lesende Fußball­ freunde Schöneres ge­ ben als ein gutes Buch über ihre Lieblingsne­ benbeschäftigung? Er­ wartungsfroh greift man also zu Philip Kerrs zweitem Fußball­ krimi mit dem anspie­ lungsreichen Titel »Die Hand Gottes«. Mit Di­ ego Maradona hat die Geschichte jedoch nichts zu tun. Dafür viel mit der griechischen Fi­ nanzkrise, denn Kerr schickt den London­City­ Trainer und Amateurdetektiv Scott Manson im Spätsommer 2014 zusammen mit seiner Mann­ schaft nach Hellas. Die gesamte griechische Be­ völkerung scheint zu streiken, die verfeindeten Athener Fußballfans gehen sich gegenseitig an den Kragen, und mitten in dieser überhitzten Atmosphäre und einem Champions­League­Spiel zwischen London City und Olympiakos Piräus stirbt völlig überraschend Bekim Develi, Mansons Mittelfeldspieler. Die Mannschaft steht noch unter Schock, als die griechische Polizei ein Aus­ reiseverbot anordnet. Scott Manson sieht sich gezwungen, auf eigene Faust zu ermitteln, um rechtzeitig zum nächsten Spiel in der Premier League wieder zu Hause zu sein. Fußballspiele und Krimis leben vom überra­ schenden Moment. Läuft alles nach einem vorher­ sehbaren Muster ab, reagieren Zuschauer und Le­ ser ungehalten. »Die Hand Gottes« ist routiniert geschrieben und enthält alle Stereotype, die dem Fußball wie dem Krimi im schlechtesten Fall in­ newohnen. Testosterongesteuerte Spieler, Klubbe­ sitzer, die sich für Gott halten, korrupte Russen, Griechen und Afrikaner sowie blonde russische Edel­Prostituierte, die eigentlich lieber Literatur­ wissenschaftlerinnen wären. Der im Buch beiläu­ fig enthaltene Rassismus nervt, der Sexismus ist unerträglich – beides erinnert an Kriminallitera­ tur aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und ist gründlich verstaubt. Da hilft auch nicht die wie eine schlechte Ausrede wirkende, weil leider komplett blasse Figur der Louise Considine, Man­ sons Freundin. Mag sein, dass das Buch die Fußballwelt wider­ spiegelt, wie sie sich gegenwärtig überwiegend darstellt. Dann ist es Zeit für einen Fußballkrimi, der neben dem Mainstream unvorhersehbare Geschichten erzählt. Für »Die Hand Gottes« kann es nur die Rote Karte geben. ANDREA KATHRIN KRAUS ▶ Philip Kerr: Die Hand Gottes. Aus dem Englischen von Hannes Meyer. Stuttgart: Tropen Verlag .  S., , €, erscheint am .3. Rote Karte Enttäuscht auf ganzer Linie: Philip Kerrs Fußballkrimi »Die Hand Gottes« Durch die Zeiten träumen Der Bildband zum . Geburtstag des . FC Lokomotive Leipzig »Nothzucht ist der stärkste Genuß. Das Weib ist unsere Oxygène.« Novalis, »Das all- gemeine Brouillon« »Nothzucht ist der stärkste Genuß. Das Weib ist unsere Oxygène.« Novalis, »Das all- gemeine Brouillon«

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