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Logbuch_2016 - Kinder und Jugend

Explodierende Nachfrage: Kinder- und Jugendbuchverlage entdecken das Thema Flucht; Eric Carles Quatschparade

www.kreuzer-leipzig.de | KINDER UND JUGEND 56 Im Vergleich zur Presse sagt man dem Buchmarkt Trägheit nach. Während Journalisten von Be­ rufs wegen schnell in der Urteilsfindung sind, re­ agieren Literaten auf die aktuelle Nachrichten­ lage – wenn überhaupt – mit Verzögerung. Gerade scheint es umgekehrt: Während in diversen Me­ dien noch über Obergrenzen, Unterbringung und die Silvesternacht diskutiert wird und mancher Journalist fragt, ob »das« denn zu schaffen sei, sind die Verlage schon einen Schritt weiter: bei der li­ terarischenAufbereitungdesvergangenen»Flucht­ Jahres« – und beim Thema Integration. Ganz prag­ matisch leisten viele Verlage, was von ihrer Seite möglich ist: Sprachführer, Wörterbücher, Willkom­ menspakete und Bilderbücher zur ersten Verstän­ digung wurden schon im Herbst 2015, teils kosten­ frei und online, zur Verfügung gestellt. In diesem Frühjahr findet sich nun kaum noch ein Verlag, der sich in seinem Programm nicht mit dem Thema Flucht auseinandersetzt. Auch Kinder­ und Jugendbuchverlage heben Bücher über Krieg, Flucht und Integration verstärkt ins Portfolio. Der Peter Hammer Verlag etwa präsentiert einen eigenen Schwerpunkt, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat die Initiative »Bücher sagen Willkommen« ins Leben gerufen, und Lan­ genscheidt stellte sein Onlinewörterbuch Deutsch­ Arabisch kostenlos zur Verfügung. Dies mag zum einen ökonomische Gründe haben: Verlage ha­ ben die Nachrichten über Geflüchtete und Asyl­ suchende als einschneidend und von breitem In­ teresse, Geflüchtete gar als Zielgruppe für Sprachlern­, Willkommens­ und Wörterbücher erkannt. Das Börsenblatt schätzt, dass in diesem Jahr 350.000 Flüchtlingskinder in Schulen lernen, ergo Bücher benötigen, die auf ihre Situation zu­ geschnitten sind. Zum anderen sollen sich auch Kinder und Jugendliche aus Deutschland lesend mit der Situation von Asylsuchenden vertraut machen können. Auch sie können mittlerweile auf Kommunikationshilfen und Sprachlernbü­ cher zurückgreifen. Beim Pons Verlag ist etwa von einer »explodierenden Nachfrage im Segment Sprachlernen« die Rede. Gleichzeitig vermitteln Jugendromane, Kinder­ und Bilderbücher, wa­ rum und unter welchen Umständen die neuen Klassenkameraden nach Deutschland gelangt sind. Und das hilft letztlich allen Seiten. THERESA EISELE Auch wenn sicher noch nicht viele in den Ge­ nuss gekommen sind, sich diesem Problem zu stellen: Wie und was legt man nach einem Weltbestseller und Kinderbuchklassiker nach? Eric Carle hat es getan, oder besser: wieder getan. Nach seinem Welterfolg mit »Die kleine Raupe Nimmersatt« hat der US­amerikanische Kinder­ buchautor und ­illustrator über 60 weitere Bü­ cher herausgebracht, keines konnte an den Erfolg von 1969 anknüpfen. Vermutlich wird auch die »Quatsch­Parade« der Raupe den Rang nicht ab­ laufen können. Es ist trotzdem ein gelungenes Bil­ derbuch. Gewidmet dem belgischen Surrealisten René Magritte, wagt sich Carle mit seiner Neuerschei­ nung zunehmend in die Welt der wunderbaren Abseitigkeiten und des zelebrierten Nonsens. Da laufen Enten über Wasser und die Beine schnel­ ler als der Kopf, ein Mann blickt in sein Affen­ spiegelbild, und ein Löwe dressiert zwei Menschen, aus Äpfeln werden Tennisbälle und ein Vogel tauscht seinen Käfig mit einem Fisch. Während die kleine Raupe noch eine lineare Geschichte erzählt, sind die vierzig Seiten der »Quatsch­Parade« mit klei­ nen, in sich geschlossenen Bild­Text­Erzählungen ge­ füllt. Dabei dominiert der lustige Rollen­ und Welten­ tausch, etwa zwischen Mensch und Tier, Katz und Maus oder Pferd und Reiter – leider fast allesamt altbekannte Muster des Narrativs einer verkehrten Welt. Und dass Autofahrer ohne Benzin und Reifen ihr Auto mit den Füßen fortbewegen, ist spätestens seit den Feuersteins keine Neuigkeit mehr. Und so wünscht man sich zumindest an einigen Stellen, die »Quatsch­Parade« würde nicht ganz so solide lustig, dafür etwas quatschiger ausfallen. THERESA EISELE ▶ Eric Carle: Eric Carles Quatsch-Parade. Aus dem Englischen von Ulli und Herbert Günther. Hildesheim: Gerstenberg Verlag .  S., , €, ab  J. Explodierende Nachfrage Kinder- und Jugendbuchverlage entdecken das Thema Flucht Enten, die aus Bananen wachsen »Eric Carles Quatsch-Parade« feiert den kreativen Umgang mit der Realität Mit CD und Textheft EIN WAHRER OHRENSCHMAUS ohne Alters- beschränkung! www.aracari.ch Mies van Hout Idee & Illustration Christian Schenker Komposition, Text, Gesang ISBN 978-3-905945-57-7 EUR 17.90 (lieferbar ab 31.03.2016) EIN WAHREREIN WAHRER ANZEIGE »Auch frisset er entsetzlich.« Jean Paul über Goethe »Auch frisset er entsetzlich.« Jean Paul über Goethe

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