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Logbuch_2016

www.kreuzer-leipzig.de 15 TITEL | Das Sächsische Psychiatriemuseum wurde erst 2001 eröffnet, dieses Jahr wird es fünfzehn Jahre alt – ein Museum im Teenie-Alter. Aber sein Gegenstand, die Psychiatrie, ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts, und die Praxis, Menschen, die man für verrückt und geisteskrank erklärt hatte, in speziellen Einrichtungen unterzubrin- gen, gibt es noch viel länger. Wie es diesen Men- schen erging, erfahren die Besucher in der Dauer- ausstellung des Museums. Diese beschäftigt sich sowohl mit Einzelschicksalen als auch mit der Ge- schichte verschiedener psychiatrischer Einrich- tungen in Sachsen und ihren diversen Behand- lungsmethoden. Dabei reicht die Bandbreite der ausgestellten Artefakte von skurril bis verstörend, von altertümlichen Zwangsjacken bis hin zum »Elektrokrampfgerät« der Firma Siemens. Ins Le- ben gerufen wurde das Museum vom »Durch- blick«, einem Psychiatriebetroffenenverein. Da- her teilen sich Verein und Museum auch dasselbe Gebäude. In der ersten Etage befindet sich das Museum, im Erdgeschoss eine Kontakt- und Be- gegnungsstätte für Psychiatriebetroffene. »Des- halb ist das hier so eine gute Kombination: oben das Psychiatriemuseum und unten ein reales Psychiatrieprojekt«, erklärt Thomas Müller, Lei- ter des Sächsischen Psychiatriemuseums. Bei »Leipzig liest« ist das Psychiatriemuseum praktisch schon seit seinen Anfängen dabei. Be- sonders interessant ist der Ort natürlich für Ver- lage, die sich mit psychiatrischen Themen be- schäftigen – im weitesten Sinne. Dieses Jahr wird zum Beispiel wieder aus der Roman-Reihe »Das Büro« des 2008 verstorbenen niederländischen Autors J. J. Voskuil vorgelesen. »Het Bureau« ist eine in den Niederlanden überaus erfolgreiche Büro-Satire mit sieben Bänden. Sie beschäftigt sich mit dem alltäglichen Büroleben des Protago- nisten Maarten Koning, einem Beamten am Amsterdamer Institut für Volkskunde. Im Juni ver- gangenen Jahres erschien bereits der dritte Band der Reihe in deutscher Übersetzung beim Verbre- cher Verlag. Die Buchpremieren und Lesungen dieser Bände sind auch bei der holländischen Ge- meinde in Leipzig sehr beliebt. Büroalltag und Psychiatrie – wie passt das zu- sammen? »Das Büroleben ist natürlich an sich schon so verrückt, da finden sich auch immer in- haltliche Anknüpfungspunkte«, meint Müller. JUDITH ROTHE ▶ Sächsisches Psychiatriemuseum, Mainzer Str. 7 www.psychiatriemuseum.de SÄCHSISCHES PSYCHIATRIEMUSEUM Der alltägliche Wahnsinn ANZEIGE GUTE BÜCHER! VERBRECHER VERLAG WWW.VERBRECHEREI.DE

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