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Logbuch_2016

Marjana Gaponenko: Das letzte Rennen; Anna Galinka: Das kalte Licht der fernen Sterne

ROMANE | www.kreuzer-leipzig.de 43 Ein Städtchen an der Peripherie Moskaus. Ge­ walt, Sex und Drogen bestimmen die letzten Jahre der untergehenden Sowjetunion, in die Nastja hineingeboren wurde. Kein Wunder, dass sie sich ausschließlich in Milizionäre und Sol­ daten verliebt, die Stärke und Selbstsicherheit ausstrahlen und Maschinenpistolen tragen. Sonst könnte es ihr vielleicht ergehen wie Lena der Schönen, die von ihren Freundinnen zum Opfer einer Massenvergewaltigung bestimmt wird: »Wem das Ding gehört, ist auch nicht von Bedeu­ tung. Liegen, stehen, reiten, saugen.« Anna Galinka erzählt von einer Frau, die zurück­ kehrt und sich erinnert. An Kwas, an die Spelzen der Semechki, die den Boden bedecken. An »Un­ mengen von billigem Wein, verdünntem Bier und schlechtem Schnaps«. An ihre erste Liebe, die »glänzend, geheimnisvoll und unerreichbar wie eine Fata Morgana« ist: Thomas Anders von »Modern Talking«, für den Nastja Deutsch lernen will und der ein Konzert gibt, für das leider offi­ ziell keine Karten zu haben sind. Sie erinnert sich an die Jungs, die Heavy Metal hören und Kleb­ stoff schnüffeln. Und auch an die erste Nacht mit Dima, dem ukrainischen Wehrdienstleistenden, die sie auf dem Küchenboden in der Wohnung der beiden Georgier Kacha und Gotscha verbringen. Die Episoden werden nicht in zeitlicher Reihen­ folge erzählt. »Das kalte Licht der fernen Sterne« ist ein Mosaik aus Scherben. Aber im Laufe der Lektüre fügen sich die Bruchstücke zusammen, werden abermals verschoben und immer wieder neu an­ geordnet. Aber die Planlosigkeit hat Methode. Denn der Leser wird so zum unmittelbaren Zeu­ gen und Beobachter; er erlebt, wie sich alles zu­ sammenfügt, sich Nastjas Geschichte nach und nach entfaltet. Wer ein bisschen Geduld aufbringt, sich selbst und dem Roman ein wenig Zeit gibt, sich auf die Vielfalt der ineinanderfließenden Ein­ drücke einlässt, wird mit einem großartigen Le­ seabenteuer belohnt. PHILIPP MORITZ ▶ Anna Galinka: Das kalte Licht der fernen Sterne. Frankfurt am Main: Frankfurter Verlagsanstalt . 3 S., , € Mosaik aus Scherben Großartiges Leseabenteuer: Anna Galinkas »Das kalte Licht der fernen Sterne« Glaubt man Marjana Gaponenkos neuestem Roman, dann lassen sich Menschen in zwei Kategorien einteilen: Da gibt es einerseits Pferde­ menschen, die sich dem stolzen Gemüt der Tiere angeglichen haben und edel, durchsetzungsstark und belastbar sind. Und es gibt auf der anderen Seite solche, die eben keine Pferdemenschen sind. Der Held in Gaponenkos Geschichte gehört zwei­ felsohne zur letzten Kategorie. Kaspar studiert In­ formatik und kämpft eher mit seinem Übergewicht als mit Programmieraufgaben. Vor allem aber kämpft er mit seinem Vater, der den Pferdemen­ schen par excellence verkörpert. Als Maschinen­ bauer kam der von Polen nach Österreich und ver­ diente mit Patenten an seinen Erfindungen ein kleines Vermögen. Er verlässt das Haus nie ohne Hemd, Jackett und Taschentücher in der Hosenta­ sche. Sein Haus, das ist zu allem Überfluss eine große, stillgelegte Galopprennbahn. Selbstredend findet Kaspar bald heraus, dass er kein gewöhnli­ ches Leben führt. Die Fünfzimmerwohnung eines Mitschülers kommt ihm winzig vor. Andere Väter gehen einer geordneten Arbeit nach und kümmern sich tagsüber nicht um Pferde, die in der Mitte der verwilderten Galopprennbahn grasen. Und als er seine erste Freundin mit nach Hause bringt, eine Pfarrerstochter und Vegetarierin, kann der exzent­ rische Vater seinen Unmut nur schwer verbergen. Mit ihrem neuen Roman knüpft Marjana Gapo­ nenko nahtlos an den Vorgänger »Wer ist Martha?« an. Wieder geht es um schrullige, eigenbrötleri­ sche Figuren, die sie aber nie der Lächerlichkeit preis­ gibt. Und wieder geht es um das Aufeinanderpral­ len von Kulturen, um große Erwartungen und das Ankommen in der Wirklichkeit. Nachdem Kaspars Vater mit seiner ersten Erfindung in Deutschland keinen Erfolg hat, geht er mit ihr nach Österreich. Das hält er für ein »angenehm zurückgebliebenes, sozialistisches Land, allerdings pfiffiger und un­ komplizierter als Polen«. Das Ankommen in der anderen Kultur gleicht dem Ankommen im Leben selbst. Gaponenko gelingt dabei ein besonderer Kniff. Ein Unfall teilt die Hand­ lung in zwei Teile. Während der erste Teil vom Er­ wachsenwerden erzählt – und zwar mit so viel Witz, dass man meinen könnte, die Jungsbande aus »Tschick« hätte den klapprigen Lada gegen eine Kut­ sche eingetauscht –, steht im zweiten Teil der alt gewordene Vater im Vordergrund. Der Coming­of­ Age­Roman wird dann gewissermaßen zum Co­ ming­into­Age­Roman. Wie sein Sohn kämpft auch der Vater um Selbstbestimmung. Hier offenbart sich bei aller Komik die Tragik von Marjana Gapo­ nenkos gelungenem Roman: Sobald das Leben auch nur annähernd enträtselt ist, geht es seinem Ende entgegen. Oder um im Bild zu bleiben: So­ bald man weiß, wie der Pferdewagen zu lenken ist, wird das letzte Rennen ausgerufen. TINO DALLMANN ▶ Marjana Gaponenko: Das letzte Rennen. München: C. H. Beck Verlag .  S., , € Von Pferden und Menschen In »Das letzte Rennen« erzählt Marjana Gaponenko auf tragikomische Weise vom Leben www.wagner-living.de * alle Preise inkl. Mwst. W1 ab €999,-* Move your life. KOMPETENZZENTRUM FÜR ERGONOMIE Janik Büroausstattungen e.K. Kurt-Eisner-Straße 48 04275 Leipzig TEL: 0341/3 91 32 48 Mail: info@janik-leipzig.de www.janik-leipzig.de ERHÄLTLICH BEI UNSEREM EXKLUSIVEN FACHHANDELSPARTNER: Dondola® Die Design-Bürostühle von WAGNER sorgen für ein einzigartiges Sitzgefühl. 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