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Logbuch_2016

Katharina Tanner: ZiegenHundeKrähenMama; Fred Paronuzzi: Otto findet was

KINDER UND JUGEND | Kleiner Paul und Laute Lotte sind verwundert: Ihre Mutter hat sich in eine Ziege verwandelt, die den ganzen Tag auf dem Sofa liegt und Löcher in die Luft starrt. Die Ziege bellt die Kinder an, wenn sie mit ihr reden wollen. Als der Vater abends nach Hause kommt, kann er nichts anderes sa­ gen, als dass es der Mutter nicht gut geht. Doch sie hat nicht einfach eine Erkältung, sondern eine lang andauernde Krankheit, die sie zu Tieren macht: Die Ziege wird irgendwann zum Hund und dieser später zur Krähe. Paul und Lotte sind rat­ los. Dann haben sie eine Idee: Sie wünschen sich Mamas Lieblingswetter. Und so beginnt es im Wohnzimmer zu schneien. Die beiden Kinder wandern durch ein Meer aus Schnee und fallen schließlich in einen langen Schlaf. »ZiegenHundeKrähenMama« erzählt davon, wie die Depression eines Elternteils Kinder zu­ tiefst verunsichert und die Bindungen innerhalb einer Familie gefährdet, weil der Erkrankte keine Kraft mehr für sie aufbringt. Die Bilder von Lihie Aimée Jacob übersetzen die innere Auflösung ge­ lungen in eine äußere. Das Zimmer, in dem sich Kinder und Mutter befinden, verwahrlost. Klei­ ner Paul und Laute Lotte toben immer wilder, bis sogar ihre Sprache unverständlich wird. Struktu­ ren, die Halt geben sollten, verrutschen. So sehr, dass mitten im Sommer der Winter einkehrt und das Leben zum Stillstand bringt. Im Buch ist es dieses bedrohliche Einfrieren der Kinder, das die Mutter zu ihrer eigenen Lebendigkeit zurückfin­ den lässt. Sie wendet sich den beiden wieder zu und die Familie schafft es, die gelösten Bezie­ hungsfäden erneut zu verknüpfen. Die Geschichte berührt sowohl auf der visuel­ len als auch auf der sprachlichen Ebene, sie zeigt die Verstörung der Kinder einfühlsam und nach­ vollziehbar. »ZiegenHundeKrähenMama« bleibt bei aller thematischen Schwere wunderbar mehr­ deutig und eröffnet damit einen Raum für Fragen, aber auch zum intuitiven Verstehen. ANDREA KATHRIN KRAUS ▶ Katharina Tanner/Lihie Aimée Jacob: ZiegenHundeKrähenMa- ma oder: Was ist mit Mama los? Zürich: Atlantis Verlag . 3 S., , €, ab  J. Depression ist eine bellende Ziege »ZiegenHundeKrähenMama«: Seelische Krisen der Eltern aus Kindersicht Xfindet Y«. Diese Form ist in der Kinderliteratur beliebt: »Herr Lotti findet ein Paket« oder »Björn Bär findet etwas Lustiges« – überall werden aufregende, unbekannte und geheimnisvolle Ge­ genstände gefunden, deren Ursprung der Protago­ nist dann auf den Grund geht. Auch Otto »findet was« und muss vorher suchen: nämlich die Fami­ lie eines Golfballs. In dem Bilderbuch erfahren wir, wie der Mistkäfer Otto Verantwortung über­ nimmt für etwas, das er als Ei erkennt, und wie er keine Mühen scheut, um dieses Ei zu seinen Eltern zu bringen, damit es ausgebrütet werden kann – und leben. Der schwarzglänzende Sechsbeiner lebt in einem exotischen Land, wo Strauße, Paradiesvögel, Schlangen, Frösche und auch Menschen zu Hause sind. Als er eines Tages eine seiner Mistkugeln vor sich her rollt, stößt er auf eine weiße, ein­ gedellte Kugel. Er meint, ein Ei in ihr zu erkennen und macht sich sofort auf die Suche nach der Fa­ milie. Doch bei keinem der Tiere wird er fündig: Ausgewiesene Experten wie Vogelstrauß, Ku­ ckuck und Frau Frosch lehnen es allesamt ab, mit diesem Ei verwandt zu sein oder dessen wahre Familie zu kennen. Bis die Schlange ihm schließ­ lich den entscheidenden Hinweis gibt. Die liebevolle Gestaltung des Buches lässt schon vermuten, dass Otto für sein Ei die beste Lösung finden wird. Die französische Gestalterin Andrée Prigent zeichnet Otto als sympathischen, blau­ bäuchigen Mistkäfer, der mit großen Augen durch Wald und Wiese wandert und mit seinen sechs Beinen um sein Ei herumturnt. Dass er dabei alle eierlegenden Tiere abklappert und diese sich ihm lächelnd oder mit neugierigem Blick zuwen­ den, klärt den jungen Leser ein bisschen über Biologie auf und vermittelt den Eindruck einer freundlichen Welt, die Prigent mit wenigen, da­ für leuchtenden Farben zu Papier gebracht hat. Der Text stammt ebenfalls aus französischer Fe­ der und wurde von Thomas Bodmer ins Deutsche übertragen: Fred Paronuzzis Geschichte vom Finden, Suchen und Verantwortungübernehmen liest sich humorvoll und ist in einfacher Sprache gehalten. Otto überzeugt als eifriger Hauptcha­ rakter sicher nicht nur Mistkäferfans zwischen vier und acht Jahren. LAURA WÄGERLE ▶ Fred Paronuzzi: Otto findet was. Zürich: NordSüd Verlag . 3 S., , €, ab  J. Vom Suchen und Finden »Otto findet was«: Ein Mistkäfer auf der Suche nach der Familie eines Golfballs ANZEIGE

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