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Logbuch_2015

Gedichte von Thomas Böhme, Ralph Grüneberger, Thomas Kunst ...

10 | TITEL www.kreuzer-leipzig.de Gedichte müssen einfach teurer werden Immer weniger Verse kommen Ohne Licht aus. Leer kommt die Seite Aus dem Tintenstrahldrucker. Die Mehlpreise steigen. Die Papierpreise steigen. Die Energiekosten steigen. Die Versicherungsprämien ziehen an. Per Post kommen Erhöhungsbescheide Über Grundsteuer, Müllabfuhr Straßenreinigungsgebühren. Koppelt Lyrik dem Ölpreis an! Ralph Grüneberger 1951 in Leipzig geboren, nach einer Fräserlehre Studium am ­Literaturinstitut »Johannes R. Becher«. Zahlreiche Preise und ­Stipendien. Erster Vorsitzender der Gesellschaft für zeit­genössische Lyrik und Herausgeber der Lyrikanthologie ­»Poesiealbum neu«. Ralph Grüneberger Leipziger Stenograffito Die Schlachten sind all geschlagen. Halsüberkopf türmt die Canaille. Französisch wird nichts mehr so heiß gegessen wie es gekocht wird. (Siehe auch unter: Fisimatenten!) Und die Fleischtöpfe bleiben leer bis auf weiteres, heißt es. Der Grundwasserspiegel steigt mit den Preisen für Wassergrundstücke. Der Gips trocknet schlecht in der Klinger-Werkstatt. Als Meister des Marmors ist man da auf der sicheren Seite. Soviel Licht sah die Pleiße noch nie und nun gar den pissenden Sensenmann! Ach, und all diese wohltemperierten Töne! Sind sie nicht Balsam in euren knubbligen Ohren? Bach Mendelssohn Schumann & Wagner – immer einer im Schatten des andern. Hier Millionen umschlungen dort die Millionen verschluckt. Am Ende steht wieder ein Denkmal wo gar keins gewollt ist. Ein Drache mit Zahnfäule führt den Kopflosen mit dem Ring in der Nase mit der Nelke im Knopfloch übers alleweil brache Jahrtausendfeld. Thomas Böhme 1955 in Leipzig geboren, gelernter Bibliothekar und ­Studium am ­Literaturinstitut Leipzig. 2014 Stipendiat ­der ­Hermann-Hesse-Stiftung in Calw. Thomas Böhme Du brauchst dich niemals mehr für mich zu schämen Ich werde nicht mehr vor den Schulen stehen, Zu wenig Bildung für ein Wiedersehen, Nur Neigungen von Brot bis Radio Bremen. Ich habe dich anscheinend nie beschissen Genug behandelt, daß es für uns langte, Mir war nicht klar, woran ich mehr erkrankte, Am Tod oder am Handy unterm Kissen. An deinen freien Tagen bist du wer, Mit facebook, web.de und wer-kennt-wen, Doch sag mir rechtzeitig, um wen du wirbst. Rod Stewart ist schon viel zu lange her, Erspare mir, euch einkaufen zu sehen, Und melde dich erst wieder, wenn du stirbst. Thomas Kunst Geboren 1965 in Stralsund, Bibliotheksassistent der Deutschen Nationalbibliothek, viele Preise und Aus­ zeichnungen, u. a. ­Stipendium der Villa Massimo, ­ zuletzt 2014 Lyrikpreis Meran. Thomas Kunst

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