Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Logbuch_2015

"Oskar Schlemmer" Staatsgalerie Stuttgart (Hrsg.); "Die gerettete Stadt" Arnold Bartetzky

www.kreuzer-leipzig.de52 gleich vorweg: Der Katalog zur Großen Landes- ausstellung Baden-Württemberg »Oskar Schlemmer. Visionen einer neuen Welt« besticht nicht nur durch seine außergewöhnliche Ge- staltung, sondern auch durch die Materialfülle. Das scheint nun wiederum nicht ungewöhnlich, wenn es sich um die erste umfassende Retro- spektive des Künstlers seit 1977 handelt. Aber erst mit der 2014 endenden 70-jährigen Urheber- rechtsfrage konnten nun ohne Einflussnahme der Erben sowohl die gewünschten Werke in der Ausstellung als auch im Katalog gezeigt werden. Die Staatsgalerie Stuttgart präsentiert bis zum 6. April über 270 Werke, die uns der Hirmer Ver- lag unaufgeregt und wohlgeordnet in diesem Katalog auflistet. Dabei Oskar Schlemmer als »unbekannten Bekannten« zu beschreiben, mag etwas irritieren, denn er arbeitete auf so vielen Gebieten des Kunstfeldes, dass es schwerfällt, sich an ihm vorbeizuschlängeln. Der Katalog greift eine seiner bekanntesten Motive auf dem Cover auf. Es schaut uns die Figurine »Der Ab- strakte« aus dem Triadischen Ballett von der Vorderseite an. Während das Gemälde die »Bau- haustreppe« die Rückseite ziert. Das Bauhaus in Weimar und Dessau bilden im Werk von Schlemmer wichtige Etappen. Sie verdecken allerdings, dass der Künstler selbst ein dichtes Netz an Theorien zur Entstehung und Wirkung von Kunstwerken formulierte, das sich wesent- lich aus der Klassik sowie Romantik und deren Ideal der Synthese speiste. Sowohl in den Gemäl- den, Tanzstücken als auch Skulpturen drehte sich alles um den selbstformulierten Anspruch: »Was tut der Künstler? Er macht Unklares klar, Unbewusstes bewusst, Unmögliches möglich; stellt aus dem Chaos das Eine heraus, aus dem Vielfachen das Einfache.« Die Einfachheit bestand seiner Meinung nach vor allem darin, den Naturalismus zu überwin- den, alles unnötige Beiwerk zu verabschieden, hin zur Entwicklung der präzisen Idee. Die Syn- these stellte die neue, funktionale Architektur dar, in der klar denkende und handelnde Menschen leben. Dabei galt die menschliche Figur immer als Bezugsgröße. Der Katalog zeigt nun nicht nur das Werk in vier Schaffensphasen sortiert auf, sondern auch Schlemmer als Schreiber, Tanz- und Wandgestal- ter von den ersten Landschaftsaufnahmen bis zu den Arbeiten, die kurz vor seinem Tod durch Herzlähmung 1943 entstanden. Eine Anstellung in den USA hatte er zuvor ausgeschlagen, als verfemter Künstler verdiente er sein Geld mit der Ausführung von Tarnanstrichen an Gebäuden. BriTT SchLehAhn ▶ Staatsgalerie Stuttgart (Hrsg.): Oskar Schlemmer. Visionen einer neuen Welt. München: Hirmer Verlag 214. 3 S., 4, € »Ich bin zu modern, um Bilder zu malen« Der Katalog zur Oskar-Schlemmer-Ausstellung im November 1989 fragte nicht nur das »Klar- text«-Filmteam: »Ist Leipzig noch zu retten?« Der Fernsehbeitrag begann mit unzähligen Auf- nahmen von damals sogenannten Taubenhäu- sern im Waldstraßenviertel, unendlich vielen Schornsteinen, dazwischen Menschen in Plag- witz, deren Häuser im Kanal zu versinken droh- ten. Selbst dem damaligen Leipziger Chefarchi- tekten war es Angst und Bange um die Zukunft der Stadt. Das sieht 25 Jahre später etwas anders aus. Den Weg von der Kriegslandschaft, als die vor allem Westdeutsche die Stadt 1989 empfanden, über einen »fortschreitenden Fassadismus« in der In- nenstadt zu großflächigen Stadthäuserlandschaf- ten sowie Einkaufszentren lässt nun der Kunst- historiker Arnold Bartetzky in seinem Buch noch einmal Revue passieren. Angefangen von der ers-ten und einzigen Volksbaukonferenz 1990, die Bürgerbeteiligung ebenso einforderte wie ein grundlegendes Umdenken in der Stadtent- wicklung, über Boomtown zur perforierten Stadt zum gegenwärtigen Stand der Dinge zwischen Hype und High. So stellt Leipzig die »Glanzleis- tungen und Desaster des Planens und Bauens« am deutlichsten in Ostdeutschland seit 1989 dar. Bartetzky beschreibt den Weg, aber nicht nur anhand gebauter und abgerissener Realitäten, sondern auch über die Debatten, Gespräche mit den städtischen Ämtern und der Gründung des Stadtforums 2004. Das geschah zu einer Zeit, in der eine Welle von erneuten Abbrüchen histo- rischer Gründerzeitgebäude erfolgte oder in Pla- nung war. Gleichnishaft steht heute die Fläche Karl-Heine-Straße und Zschochersche Straße da, die an all die sinnlosen Abrisse erinnern soll. Trotz vieler unrühmlicher Abrisse sowohl von historischer Baumasse wie auch Bauten der so- genannten DDR-Moderne und erschreckend häss- lichen Neubauten kommt Bartetzky zu dem Schluss: »Leipzig wurde gerettet – zumindest in weiten Teilen.« Das sehr lesenswerte Buch, in dem der Autor mit seiner Meinung keineswegs hinter dem Berg hält, zeichnet die Schritte zur Veränderung nach, und über 500 Anmerkungen vervollständigen den Text um eine Unzahl an lokalen und überregio- nalen Artikeln. Ein Lektürevorschlag wäre der, parallel in den »Leipzig im Wandel«-Bildbänden von Nils Gormsen und Armin Kühne mit Vorher- und Nachher-Fotografien zu blättern und dabei einen Satz von Bartetzky immer im Hinterkopf zu behalten: »Die Zukunft der Stadt bleibt offen.« BriTT SchLehAhn ▶ Arnold Bartetzky: Die gerettete Stadt. Architektur und Stadtentwicklung in Leipzig seit 1. erfolge, Risiken, Verluste. Leipzig: Lehmstedt Verlag 21. 32 S., 1, € ▶ Buchvorstellung am 1.3. um 12.3 Uhr auf der Buchmesse und am 14.4. um 1 Uhr in der Stadtbibliothek Glanzleistungen und Desaster ein sehr lehrreiches Buch über die letzten 2 Jahre in Leipzig | KUnSTBücher

Seitenübersicht