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Logbuch_2015 - Magazin

"Wir verstehen das als Verpflichtung und Ansporn": Die Connewitzer Verlagsbuchhandlung erhält den Kurt-Wolff-Förderpreis; "Man muss auffallen": Der Berenberg Verlag freut sich über den Kurt-Wolff-Preis

www.kreuzer-leipzig.de | Magazin 6 »Wir verstehen das als Verpflichtung und Ansporn« Peter Hinkes Connewitzer Verlagsbuchhandlung erhält den Kurt-Wolff-Förderpreis über das letzte Vierteljahrhundert seiner verlege­ rischen Arbeit und seine Pläne für die Zukunft. :logbuch: Die Connewitzer Verlagsbuchhandlung trete »mit Nachdruck für Gegenwartslyrik« ein und schlage »auf hohem buchkünstlerischem Niveau Brücken zwischen Schrift und Bild«, urteilt die Jury. ­Fühlt ihr euch damit treffend beschrieben? PETER HINKE: So sehen wir uns tatsächlich. Wenn wir eine Selbstdarstellung schreiben sollten, wür­ den wir uns explizit in der Tradition Kurt Wolffs verorten. Wir achten das, was uns aus der Tradi- tion der Buchstadt Leipzig mitgegeben wurde, und verknüpfen es mit den heutigen Möglichkei- ten. Wer mit offenen Augen durch Leipzig geht, wird ständig an die literarische Vergangenheit der Stadt erinnert. Es mag etwas pathetisch klin- gen, aber das verstehen wir als Verpflichtung und Ansporn. :logbuch: Bringt euch der Preis handfeste Vorteile? HINKE: Er bringt gesellschaftliche Akzeptanz. Ich finde es schön zu wissen, dass unsere Arbeit auch innerhalb Leipzigs bekannt und geschätzt ist. Die Dotierung mit 5.000 Euro versetzt uns in die Lage, ein, zwei Titel drucken zu können, die sonst nicht finanzierbar wären. Wir werden das Geld also in neue Bücher investieren, die wir auch komplett in Leipzig produzieren. :logbuch: Du hast schon von Leipzig als Buchstadt gesprochen, als viele andere klagten, dass diese Tradition längst tot sei. Wie siehst du das? HINKE: Leipzig ist noch eine Buchstadt, man muss nur etwas genauer hinschauen. Die Buchmesse hat dafür natürlich einen besonderen Stellenwert. Aber es gibt hier zum Beispiel auch großartige Bibliotheken. Nicht zu vergessen: Viele Standards in Verlagswesen und Buchhandel gehen auf das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert zurück, als in Leipzig Verleger, Drucker, Buchbinder und an- dere Akteure die Branche modernisierten. Dass man Bücher über Nacht bestellen kann, ist ei- gentlich eine Leipziger Erfindung – damals eben nicht online, sondern telegrafisch. :logbuch: Trotzdem sitzen die namhaften Verla- ge inzwischen in anderen Städten, und es kommt vor, dass junge Autoren, die ihr hier in Leipzig mit aufgebaut habt, irgendwann zu größeren Häu- sern wechseln. Wie geht ihr damit um? HINKE: Das muss man lernen. Es ist wie mit ei- nem hochklassigen Spieler in einer unterklassi- gen Fußballmannschaft – irgendwann ist der weg. Junge Autoren ticken heute oft auch anders, sie wollen eher ungebunden sein. Eine schöne Grundidee wäre eigentlich, gemeinsam zu wach- sen. Aber heute müssen wir kurzfristiger denken und dürfen die Autoren nicht bevormunden. Die Connewitzer Verlagsbuchhandlung, heißt es in der Begründung der Jury, knüpfe an das Vorbild »von der großen Literatur in kleiner Buchform« an. 1990 hat Peter Hinke die Conne- witzer Verlagsbuchhandlung als Buchhandlung und Verlag gegründet. Wir sprachen mit ihm Der Verleger Heinrich von Berenberg wirkt ent­­­ spannt. Er ist zufrieden. Ein Zustand, der ­einem in der Verlagsbranche nicht alle Tage be- gegnet. Aber Berenberg hat allen Grund dazu: Zur diesjährigen Buchmesse wird seinem Verlag der Kurt-Wolff-Preis verliehen. Der Berenberg Verlag, heißt es in der Begründung, erneuere »seit ­­nunmehr einem Jahrzehnt die Tradition ­des his- torischen, biografischen und literarischen ­Essays mit Büchern, bei deren Lektüre sich dem intel- lektuellen Reiz und der Lust am Text die Freude an der eleganten Buchgestaltung beigesellt«. Vor etwas mehr als zehn Jahren hat der Sohn ­ein­es Hamburger Bankiers – die Berenberg Bank ist die älteste Privatbank Deutschlands – zusam- men mit seiner Frau den Berenberg Verlag ge- gründet. Zuvor hat der Hanseat über 20 Jahre als Übersetzer und Lektor gearbeitet. Die Ent- scheidung, einen eigenen Verlag zu gründen, ist allmählich über die Jahre herangereift. »Lek­tor ist ein wunderbarer Beruf«, sagt Berenberg. »Aber mit der Zeit kamen mir immer wieder ­Sachen unter, die ich gern selbst in die Hand ge- nommen hätte.« Und das hat er getan. Ungefähr zehn Bücher bringt Berenberg im Jahr heraus. Die Richtung war von Anfang an klar: Biografien machen den Großteil des Programms aus. Bei- spielsweise die Memoiren der Aristokratentoch- ter Jessica Mitford, die von ihrer exzentrischen ­Familie berichtet. Ein Verkaufsschlager, wie Be- renberg bemerkt. Der Erfolg gibt ihm tatsächlich Recht. »Wenn Sie in diesen Zeiten einen Verlag gründen, müssen Sie von vorneherein eine ­kl­ei­ne, fest umrissene Nische ausfüllen. Jährlich er­scheinen so viele Bücher, und man muss auf­ fallen.« Auch darum achtet Berenberg auf Quali- tät, und zwar nicht nur auf literarische, sondern auch bei Herstellung und Ausstattung: Fadenhef- tung, Halb­­leineneinbände, edles Vorsatzpapier gehören zum Standard. Damit will er, wie Beren- berg sagt, dem Leser etwas von Wert anbieten. Ob er je erwogen habe, in die Familientradition einzusteigen und Bankier zu werden? »Nein, ab­ solut nicht«, antwortet Heinrich von Berenberg entschieden. Er wollte lieber etwas mit Literatur zu tun haben als mit Geld. Das Preisgeld schlägt er trotzdem nicht aus. DOREEN KUNZE »Man muss auffallen« Der Berenberg Verlag freut sich über den Kurt-Wolff-Preis 2015 CordulaGiese HenryW.Laurisch Bankierssohn und Verleger: Heinrich von Berenberg Verantwortlich für die Buchstadt: Peter Hinke

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