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Logbuch_2015

"Der Sandengel" Lizzy Hollatko; "Alles im Blick" Aleksandra Mizielinska und Daniel Mizielinski

www.kreuzer-leipzig.de 61 KinderBücher | Den »Sand- engel« hat Mutter Alva für ihre vier Töch- ter erfunden. Als Kind mach- te die Österrei- cherin Alva die berühmten Schneeengel: Man legt sich mit dem Rü- cken in den Schnee und bewegt die Arme hin und her. Der Abdruck gleicht einem Engel mit Flügeln. Jetzt lebt die Familie in Südafrika, und hier gibt es nur Sand. Rut, Liv, Emma und Fee leben mit ihrer Mutter in der Bloekomstraße. Ihr Vater ist bei einem Unfall gestorben. Die Familie wohnt in der Bloe- komstraße, weil sie arm ist. Alva ist Malerin und verdient mit ihren Bildern gerade so das Nötige zum Leben. Dafür gibt es etwas anderes in Alvas Haus im Überfluss: Toleranz, Empathie und Ver- nunft. Als Alva beginnt, Schwarze zu porträtieren, wird sie von den Weißen nicht mehr toleriert. Apartheid ist das Thema von »Der Sandengel«. Das Buch wird aus der Sicht der zweitältesten Schwester Rut erzählt, sie ist elf Jahre alt. Die Le- ser erleben, wie sich Rut im Laufe der Geschichte eine Meinung bildet. Dabei gibt es gar keine rich- tige Geschichte. Hier wird kein Geheimnis aufge- deckt, niemand gejagt und kein Abenteuer erlebt. Stattdessen geht es darum, wie die Kinder der Bloekomstraße ihre Tage verleben. Das Buch spielt in den frühen achtziger Jahren, aber es fühlt sich an wie aus einem früheren Jahr- hundert, so entschleunigt ist der Alltag hier. Lizzy Hollatko, selbst in Südafrika und Österreich auf- gewachsen, findet poetische Worte, um die Hitze und den Rhythmus dieser Zeit einzufangen. Im- mer wieder flicht sie afrikaanse Begriffe, Reime und Lieder ein, die in Fußnoten erklärt sind. Die Leser lernen, wie Weiße und Schwarze angeredet werden und wo sie sich jeweils aufhalten dürfen. Die kindlich unbefangene Beobachtung offenbart das ganze Ausmaß der Demütigung von schwar- zen Menschen, weil weiße Menschen hirnverbrann- te Regeln erlassen und sich dabei besser fühlen. Rut und ihre Schwestern erkennen die Unge- rechtigkeit instinktiv. Sie haben schwarze Freun- de – soweit das damals überhaupt möglich war –, aber sie empfinden auch Furcht vor der Fremd- heit der anderen. Das alles thematisiert Hollatko unaufgeregt und ohne erhobenen Zeigefinger. Die Lektüre von »Onkel Toms Hütte« überzeugt die Mädchen schließlich restlos. Sie suchen fortan einen »Ort ohne Trennung, ohne Verbots- schilder und Hintereingänge«. Das ist heute aktueller denn je, wenn Fremdenhass neue Bre- schen in unsere Gesellschaft schlägt. Der »Sandengel« ist eine sanfte Geschichtsstunde, die lange nachhallt. Wenn der Wind den Sand- engel fortweht, dann trägt er die Geschichten der Bloekomstraße, von den Schwarzen und Weißen, mit sich fort. Denn überall auf der Welt gibt es Bloekomstraßen. JUdiTh BUrGer ▶ Lizzy Hollatko: Der Sandengel. Wien: Jungbrunnen Verlag 214. 14 S., 14, €, ab 11 J. Spätestens seit ihrem Meisterwerk »Alle Welt« wissen wir, dass die beiden polnischen Il- lustratoren Aleksandra Mizielin´ska und Daniel Mizielin´ski ein Faible für Details haben. Zwei kleine Pappbilderbücher bringt der Moritz Verlag jetzt von ihnen zur Buchmesse heraus. »Alles im Blick« heißen die beiden kleinformatigen Wim- melbücher, die um einiges bescheidener und unspektakulärer sind als alles, was wir bislang von den Mizielin´skis kennen. In dem einen Band geht es um Zahlen, in dem anderen um Buchsta- ben. Beide Bände sind nach demselben Prinzip gestaltet: Auf jeder Doppelseite sind Menschen, Wesen, Gegenstände oder Tiere versteckt, entwe- der in einer bestimmten Anzahl oder mit ihrem Anfangsbuchstaben. So sucht der kleine Betrach- ter fünf Flugzeuge, sieben Mammuts, acht Ufos oder zehn Hasen in einem Supermarkt hinter zehn großen, grünen Melonen. Schwieriger wird es im Band der Buchstaben. A wie Auto, Astro- naut und Ameise scheint leicht, doch D wie Dentist oder Dogge wird dann schon zum knif- feligen Rätselspaß. Der deutschsprechende Leser wird dann auch das rosa Einhorn auf der Seite mit dem Buchstaben J nicht finden. Der polni- sche hingegen schon, heißt doch Einhorn auf Pol- nisch »jednoroz˙ec«. Dass ein Cowboy auf der Seite des Buchstabens K durchs Bild reitet, ver- wundert den der polnischen Sprache mächtigen Leser keinesfalls; im Polnischen heißt dieser ja auch: »kowboj«. Die Illustrationen der Mizielin´- ski sind gewohnt crazy, ein LSD-Trip ohne LSD – es ist ein großer Spaß, sie anzuschauen. Doch die Sache mit den Buchstaben geht nicht immer auf und nervt den Pedanten unter den Lesern. Flexi- bilität ist hier gefordert: Vergessen Sie also die Buchstabensuche, schnappen Sie sich ein kleines Kind und versinken Sie mit ihm in der kleinen bunten Wimmelwelt, in der Löwen wie Meeres- jungfrauen aussehen und Walrösser Melonen in Schubkarren den Weg entlangschieben. Dann stört Sie auch kein falscher Buchstabe mehr. MiriAM SchULTZe ▶ Aleksandra Mizielińska und Daniel Mizieliński: Alles im Blick – Buchstaben; Alles im Blick – Zahlen. Frankfurt am Main: Moritz Verlag 21. Jeder Band: 24 S., , €, ab  J. Schwarz-weiße Welt Verrückte bunte Wimmelwelt »Sandengel« erzählt vom Aufwachsen in Südafrika während der Apartheid gewohnt crazy: Von den Mizielińskis gibt es zwei neue Pappbilderbücher

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