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Logbuch_2015

"Das kunterbunte Monsterbuch" Alice Hoogstad; "Anton das Zebra-Pferd" Stephanie Lunkewitz; "Der Besuch" Antje Damm

www.kreuzer-leipzig.de58 es beginnt mit einem roten Herz. Ein kleines Mädchen malt es auf die Mauern einer schwarz-weißen Stadt, in der die Menschen so vor sich hin leben. Ein Hund nimmt das Herz mit dem Maul auf und läuft dem Mädchen hinterher, das jetzt auf der Straße malt. Mit bunten Stiften entsteht dort ein Monster, das aus der farblosen Umgebung herausleuchtet. Das Mädchen malt ein zweites buntes Monster auf eine Wand. Die Ungeheuer erwachen zum Leben, sie fassen sich an den Pfoten und zusammen mit dem Mädchen und dem Hund ziehen sie durch die Stadt. Neugierig versinkt der Betrachter in einem Li- niengewimmel, aus dem sich Häuser, Menschen und Tiere abzeichnen. Er folgt der farbenfrohen Spur, die die Monster hinterlassen, und entdeckt dabei die Stadt aus unterschiedlichen Perspek- tiven. So läuft der Betrachter mit dem malenden Mädchen, dem Herz-Hund und den Monstern durch die Straßen und auch die Stadtbewohner setzen sich in Bewegung. Dabei wird alles immer bunter, denn die Monster färben ab. Das ist nicht jedermanns Sache: Polizist und Feuerwehrmann bestehen auf Reinigung und dann bedrohen auch noch Regenwolken die Far- benfreude … Doch es gibt ein Happy End – sogar für den Hund mit dem Herz im Maul. Die niederländische Illustratorin Alice Hoogstad hat ein Buch geschaffen, das Farbe so anarchisch und lebendig wirken lässt wie die Monster, die sie verbreiten. Drum merke, großer Betrachter: Erwachsene sollten sich in ihrer übersichtlichen schwarz-weißen Welt nicht zu sicher fühlen – ir- gendwo gibt es immer Monster und Kinder, die alles bunt machen! AndreA KAThrin KrAUS ▶ Alice Hoogstad: Das kunterbunte Monsterbuch. Zürich: Aracari Verlag 21. 32 S., 14, €, ab 3 J. Die Monster sind los Wimmelbuch mit Farbeffekten: »Das kunterbunte Monsterbuch« von Alice Hoogstad Die Bilder sind in satten Far- ben illustriert, die Verse locker gereimt, immer schwingen An- spielungen mit, die mehr erzäh- len, als nur die Geschichte eines Zebra-Pferds namens Anton. Die Zeilen lassen den erwachsenen Vorleser po- litische Kontexte assoziieren und die kleinen Zu- hörer intuitiv verstehen. »Halb Zebra, halb Pferd ist Anton der Außenseiter im städtischen Zoo, verstoßen von Affe, Nilpferd und Co.; weder Zeb- ras noch Pferde akzeptieren ihn in ihrer Herde. Sie selbst glauben sich sehr schick und halten es für ein großes Glück, dass sie von reiner Rasse sind und nicht ein armes Mischlingskind«, heißt es da. Auf nur 32 Seiten packt Stephanie Lunke- witz die großen Themen an: Sie plädiert gegen Ausgrenzung und für Zivilcourage, beispiels- weise dann, wenn Anton eine Zirkusartistin vor den Krallen des Löwen rettet, während andere Tiere nur zusehen. Und sie schlägt kritische Töne gegenüber Tierhaltung an, als Anton als Zirkus- Zebra-Pferd buckelt (»viel Arbeit gibt’s und we- nig Heu«) oder nur knapp vor der Schlachtbank gerettet werden kann. An dieser Stelle wird das Kinderbuch gar revolutionär: Fraternité, Egalité, Liberté, die Parole der Französischen Revolution, prangt am Schlachthof. Illustratorin Lunkewitz findet nostalgisch anmutende, sanft-verspielte Bilder in Acryltechnik für ihr Buch. Ihre Hand- schrift kommt nicht von ungefähr, ausgebildet unter anderem an der Burg Giebichenstein in Halle, ist Lunkewitz die Enkelin zweier ostdeut- scher Illustratoren und Grafiker: Ihre Großeltern Veronika Fritsche und Hans-Dieter Schwarz il- lustrierten mehr als 30 DDR-Kinderbücher, dar- unter »Das kleine Flusspferd«. Antons Tierleben endet, so viel darf verraten werden, trotz aller Widrig- und Ungerechtigkeiten, im glänzenden Scheinwerferlicht der Zirkus- arena und schließlich sogar in Freiheit. Vielleicht eine tröstliche Aussicht für die revolutionären Geister der Leserschaft, zumindest in Gedanken und im Kinderbuch. ThereSA eiSeLe ▶ Stephanie Lunkewitz: Anton das Zebra-Pferd. Leipzig: Leiv Kinderbuchverlag 21. 32 S., 12, €, ab  J. Kein Ponyhof Zebra-Pferd Anton erzählt von Zivilcourage und Revolution Schon der erste Blick auf das Cover von »Der Be- such« bewirkt Irritation: Was für eine Technik hat Illus- tratorin und Autorin Antje Damm bei ihrem neuen Kinderbuch eingesetzt? Das sieht doch aus wie gemalt, nein: wie ausgeschnittene Pappe, nein: wie fotografiert?! Beim Blättern geht die Irritation in Entzücken über. Das ist ja tatsächlich gemalt, aus Pappe ausgeschnitten und dann fotografiert! Die Atmosphäre, die Damm mithilfe von Licht, Farben und unterschiedli- chen Materialien schafft, ist ganz zauberhaft. Sie macht Lust, selbst zu Papier, Schere und Farben zu greifen und daraus eine eigene Welt mit eige- nen Geschichten zu schaffen. Stichwort Geschichte: »Der Besuch« ist deutlich konventioneller erzählt als gestaltet. Da ist Elise, eine nicht mehr ganz junge Frau, die vor allem Angst hat und sich deshalb in ihrer Wohnung vor dem Leben verschließt. Eines Tages findet ein Papierflieger den Weg durch das lediglich aus hy- gienischen Gründen (frische Luft!) geöffnete Fenster und kurz darauf klopft es. Vor der Tür steht ein kleiner Junge – und was dann zwischen ihm und Elise passiert, ist ziemlich genau das, was der erwachsene Leser, geschult an vielen ähn- lich gestrickten Filmen und Büchern, erwartet. Aber natürlich berührt eine Geschichte, die da- von erzählt, dass sich Menschen einander öffnen und ins Leben (zurück)finden immer wieder aufs Neue. Und natürlich kennen Kinder diese Geschich- te noch nicht in- und auswendig. Doch neben der außergewöhnlichen Gestaltung des Buches bleiben die Erlebnisse von Elise blass. Das macht aber nichts, denn die Bilder entfalten in jedem Fall ihre Wirkung auf den kleinen wie auch den großen Betrachter. AndreA KAThrin KrAUS ▶ Antje Damm: Der Besuch. Frankfurt/Main: Moritz Verlag 21. 3 S., 12, €, ab 4 J. Zauberhafte Papierwelt »Der Besuch« von Antje Damm besticht durch seine ausgefallene gestaltung | KinderBücher

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