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Logbuch_2015 - Kunstbücher

"Iskra" Joachim Bartsch, Timo Grimberg; "re.act.feminism # 2 – a performing archive" Bettina Knaup und Beatrice Ellen Stammer (Hrsg.)

www.kreuzer-leipzig.de50 | KUnSTBücher iskra« – mit dem russischen Wort für Funke können einige Menschen in Leipzig heute noch etwas anfangen. Iskra hieß die Zeitung der sozial- demokratischen Arbeiterpartei Russlands, die Lenin um 1900 in Leipzig drucken ließ. In einer rekonstruierten Druckerei eröffnete 1956 die Iskra-Gedenkstätte in der Probstheidaer Russen- straße samt Appellplatz. Beides verschwand nach der Wende. Das Gebäude verfiel und wurde im- mer unscheinbarer. Das Buch von Joachim Bartsch und Timo Grimberg, die damit ihr Typografie-Meisterschü- lerstudium bei Günter Karl Bose im Herbst ab- schlossen, untersucht, wie aus Tatsachen, Fik- tionen und Imaginationen eine Geschichte um einen Ort entstand. Dazu sichteten und sammel- ten sie Materialien aus dem Archiv des Stadtge- schichtlichen Museums, ergänzt um Teile aus dem Roman »Nachtredaktion« von Otto Bonhoff aus dem Jahr 1975. Das Buch nähert sich dem Ort über historische Fotoansichten sowie unterschiedliche Quellen zur Ortsbeschreibung. Fotos und Textstücke sind dabei nummeriert und werden im Text- und Bild- verzeichnis, das sich auf den inneren Umschlag- seiten befindet, erklärt. Etwas dramatischer in der Gestaltung – nämlich weiße Schrift auf schwarzem Papier – verweisen Berichte und Briefe auf die Wünsche der Partei und Gewerkschaft zur Konstruktion einer authen- tischen Geschichte sowie die Beschaffung der da- für erforderlichen Museumsobjekte. Den Wün- schen steht der schlichte Alltag in Form von Texten zu Führungen oder Fotos von Pflanzen- pflege, Reinigungsaktionen und Besuchergrup- pen gegenüber. Den Abschluss bilden auf schim- merndem Papier die in der heutigen Museums- datenbank zu findenden Objekte aus der Gedenk- stätte. 1990 lag der Vorschlag auf dem Tisch, die Gedenkstätte zu erhalten, neu zu gestalten und damit andere historische Ereignisse und Bewe- gungen in die Präsentation einzubeziehen. Dies geschah jedoch nicht. Bartsch und Grimberg zeigen, basierend auf ih- rem System der Auswahl und Darstellung von Text und Bild, einen neuen Zugang zur Geschichte eines Ortes, aber auch zur Druckgeschichte. Sie heben nicht nur die vergessenen Schätze, son- dern setzen sie in ein Verhältnis zueinander, das ausgesprochen erhellend ist. BriTT SchLehAhn ▶ Joachim Bartsch, Timo grimberg: iskra. Roman frei nach Tatsachen. Leipzig: institut für Buchkunst 214. 14 S., 2 € »Der Funke wurde zur Flamme« eine kompakte typografische Leistung zur ehemaligen Leipziger iskra-gedenkstätte ein Buch zu Performancekunst stellt schon eine Herausforderung dar. Wie kann geschrie- bener Text sowie eine Auswahl von Fotografien jemals eine komplette Aufführung abbilden? Lebt das Flüchtige nicht gerade durch den Mo- ment und die vitalen Gesten? Wenn dem schon so ist, was zeichnet ein »performing archive« aus? Es handelt sich dabei um ein sich veränderndes Archiv, das von 2011 bis 2013 in sechs europäi- schen Ländern weilte und sich aus Arbeiten von 1960 bis 1980 sowie der Gegenwart unter femi- nistischer, genderkritischer und/oder queerer Perspektive speiste. Was die Frage aufwirft: Was passiert mit der männlichkeitskritischen Ausein- andersetzung und dem Verhältnis dieser mit den ausgestellten Aktionen? Wie entsteht ein umfas- sendes Bild von einer Kunstform, die einen erheb- lichen Teil ausschließt? Aber darum ging es den Kuratorinnen nicht. Sie hatten bereits 2008/09 die Ausstellung »re.act.feminism – Performance der 1960er und 70er Jahre heute« an der Berliner Akademie der Künste organisiert. Die Reise zu verschiede- nen Standorten in West- bis Osteuropa führte schließlich die Arbeiten von 180 Künstlersub- jekten zusammen. Gleichzeitig fanden an den Orten Recherchen zur lokalen Situation statt. Diese Ergebnisse reicherten das Archiv dann wiederum an und liegen nun in dieser Buchform vor. Sie sind sowohl auf die Gegenwart ausgerichtet als auch his- torische Aufarbeitungen. Wie beispiels- weise Angelika Richter DDR-Künstlerin- nen auf dem Gebiet der Performance- kunst beschreibt. Die von ihr genannten Zusammenhänge sind nicht neu und auch die Annahme, dass Künstlerinnen völlig ohne Kenntnis der Performance- kunst anderer Staaten lebten und ar- beiteten, gleicht eher einem Mythos. Biografien und die Arbeiten im Archiv ergänzen die Darstellung – und da das Buch nur einen Einstieg in das weite Feld geben soll, ist das auch ausreichend, denn das An- sehen der Performances, live oder aufgezeichnet, bleibt nach wie vor oberstes Gebot. BriTT SchLehAhn ▶ Bettina Knaup und Beatrice ellen Stammer (Hrsg.): re.act.feminism # 2 – a performing archive. Nürnberg: Verlag für moderne Kunst 214. 31 S., 2 € Sprich, Körper! ein bewegtes Archiv zur Performancekunst in Buchform Diese Ergebnisse reicherten das Archiv dieser Buchform vor. Sie sind sowohl auf die Gegenwart ausgerichtet als auch his-

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