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Logbuch_2015

"Low" Boris Pofalla; "Chita" Lafcadio Hearn

www.kreuzer-leipzig.de 37 Bücher | Fouad Laroui DIE ALTE DAME IN MARRAKESCH Roman, ins Deutsche übertragen von Christiane Kayser, 200 S. fadengeheftes Hardcover, EUR 22,-- ISBN 978-3-87536-314-2 François und Cécile sind ein glückliches Paar. Doch Fran- çois langweilt sich. Er träumt von der Ferne: Wie wäre es, wenn wir einen Riad in Mar- rakesch kauften? Um endlich Ruhe zu haben von ihrem Mann, den sie in der Midlife-Crisis wähnt, wil- ligt Cécile ein. Binnen kur- zem sind die beiden stolze Besitzer eines alten Hauses in der Altstadt von Marrakesch. Ist nun alles gut? Nicht ganz, – vorher gilt es, die alte Dame umzusiedeln, die in der Zwischenzeit be- schlossen hat, von nun an bei ihnen zu wohnen ... Eine Satire. Und ein großartiger Roman über Versöhnung und Ver- antwortung. MERLIN VERLAG 21397 Gifkendorf Nr. 38, Tel. 04137-7207 www.merlin-verlag.com Leipziger Buchmesse Halle 5 F 201 ANZeige »Low«: Immerhin ist der Titel nicht um Übertrei- bung bemüht. Boris Po- fallas Roman ist Low- Level-Lektüre für alle, die Spaß an Einblicken ins Berliner Clubbing’n’Drugging- Leben haben – oder da- ran, was dafür gehal- ten wird. In rasantem Tempo schildert ein männlicher Ich-Erzäh- ler Mitte Zwanzig, wie sich das Dasein als Party-hoppender Stu- dienabbrecher aus der Provinz in der Me- tropole so anfühlt. Wie schmeckt Koks im Abgang? Was verrät die Flyer-Gestaltung über die Party? Darfs noch ein Gramm mehr sein? Er ist dabei auf der Suche nach seinem besten Freund Moritz, über dessen Innerstes man nicht viel mehr erfährt als über den Erzähler. Aber da ist vielleicht auch nicht so viel zu holen, wenn der wichtigste Kontrapunkt der eigenen Existenz der Ab- stand zum Leben der anderen ist. Wenn man sich über Touristen und Zuzügler mokiert, obwohl man das doch selbst ist. »Low« liest sich zügig weg, bleibt aber hinsichtlich der Drauf-Sein-Atmosphäre hinter halluzinatorischen Int- rospektionen wie Airens »Strobo« oder Torsuns und Kullas »Raven wegen Deutschland« zurück. Dafür peppt Pofalla die Handlung mit einem Mysteryspiel – der Suche nach Moritz – auf, das allerdings nicht aufgehen will. Das sollen auch Mini-Exkurse in den Uni-Alltag und uninspirierende Sexbeschreibungen leisten. Und dann wird noch gewichtig mit dem Okkultisten Aleister Crowley herumfabuliert, dessen leuchtendem Pfad Mo- ritz vielleicht folgt. Immerhin soll Crowley den richti- gen Weg als den anderen Weg bezeichnet haben. Ein bisschen eingestreuter Grusel mit dem heranzitierten Antichristen kann in einer Drogenscharade ja nicht schaden, mag Pofalla gedacht haben. Tut es aber, wenn solche losen Enden nicht wieder aufgenommen wer- den. Dadurch bekommt »Low« den artifiziellen Beige- schmack, dass niedrigschwelliger Intellektualismus den Kern des Buches übertünchen soll: ein kleines Rausch- produkt zu sein. TOBiAS PrüWer ▶ Boris Pofalla: Low. Berlin: Metrolit Verlag 21. 24 S., 2 € »Darfs noch ein Gramm mehr sein?« Boris Pofalla dealt mit dem kleinen Rauschprodukt »Low« irgendwie kann es auch seltsam beglückend sein, dass viele großartige Bücher im Fluss Lethe im Laufe der Jahre versunken sind, dem Vergessen an- heimgefallen. Da braucht es so hervorragende Trüffelsucher wie Alex- ander Pechmann, der als Übersetzer und Her- ausgeber so manchen Schatz der angelsächsi- schen Literatur des 18., 19. und frühen 20. Jahr- hunderts gehoben hat. So wie jetzt auch den schmalen, 1889 erschienenen Roman »Chita: A Memory of Last Island«. Es ist die Geschichte eines besonderen Findelkinds. Nach einem verheerenden Hurrikan wird das Mädchen von Feliu, einem spanischen Fischer, aus dem Meer ge- rettet. Er und seine Frau ziehen sie auf, nachdem sich ihre Identität nicht klären lässt und ihre Mutter und (fälschlicherweise) ihr Vater für tot erklärt werden. Der leibliche Vater wird am Ende des Buches seiner Tochter wiederbegegnen, stirbt aber am Fieber, bevor er sich sicher sein kann, ob sie es wirklich ist. Hearn formulierte sein ästhetisches Programm im Vor- feld der Niederschrift seines Buchs in einem Brief: »Sie erinnern sich an meinen uralten Traum an Kompositio- nen, die in den Ohren eines alten Griechen reizvoll klin- gen – wie Gesänge, verdichtet in epischem Versmaß, länger als die längste Zeile eines Sanskrittextes, nur ein klein wenig unregelmäßig, wie der Rhythmus des Oze- ans. Ich glaube wirklich, dies endlich bewerkstelligen zu können.« Er hat es bewerkstelligt, und wie! In den lan- gen Bögen seiner rhythmisch pulsierenden lyrischen Prosa gelingt es Hearn wie kaum einem anderen, Schre- cken und Schönheit des Ozeans so intensiv einzufangen. Aber auch Flora und Fauna auf den sich ständig verän- dernden Inseln an der Küste Louisianas explodieren vor Lebenslust (vor allem auf den Friedhöfen) oder wer- den von den Naturgewalten gebeugt oder hinweggefegt. Das Leben des Lafcadio Hearn (1850–1904) böte genü- gend Stoff für einen eigenen großen Roman. Aber das lesen Sie bitte in Alexander Pechmanns Nachwort nach – nachdem Sie den Roman gelesen haben. Wozu man mit aufrichtigem Leserherzen nur raten kann. JürGen LenTeS ▶ Lafcadio Hearn: Chita. Aus dem englischen übersetzt und herausgegeben von Alexander Pechmann. Salzburg: Verlag Jung und Jung 21. 13 S., 1, € Schrecken und Schönheit des Ozeans Schatz der Literaturgeschichte: Lafcadio Hearns Roman »Chita«

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