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Logbuch_2015 - Kulinarische Bücher

"Blick zurück durchs Küchenfenster" Dagmar Dusil; "Tisch 17 is’n Arsch!" Irmin Burdekat

www.kreuzer-leipzig.de46 | KOchBücher Dieses Buch, erschienen in der Edition Lebens- linien im Buch Verlag für die Frau, ist die Ge- schichte der Autorin auf ihrer Reise von Ost nach West. Dagmar Dusil wurde in Siebenbürgen als Tochter einer Sächsin und eines Italieners gebo- ren, 1985 reiste sie nach Deutschland aus. Sie selbst sieht sich als wohlbehütetes Kind ihrer Fa- milie, das sich am Küchenfenster die Nase platt drückt, um zuzusehen, wie die Großmutter mit der goldumrandeten Brille kocht und Kuchen bäckt. Was immer ihr in den Jahren danach auch passierte, stets verband sie es mit Erlebnissen aus diesen Kindertagen, mit Düften, Erinnerun- gen und Momenten des Genusses. Auf 238 Seiten nimmt Dagmar Dusil den Leser mit nach Alzen, Salzburg oder Venedig. Sie be- schreibt den Geschmack von Spinat, Zitronen- creme und Zwetschgenknödeln, erzählt von ei- nem Mayonnaisenfiasko und Hochzeiten in der Nachbarschaft. Im Kapitel »Ostern« erinnert sie sich an Kaffeecremeschnitten, in jenem über »Fragmente aus der Studentenzeit« an Fleisch- röllchen, Orangenbowle und Majorannudeln. Die Rezepte dazu finden sich locker eingestreut mit- ten in den Texten. Da lässt die Autorin aus be- kannten Zutaten wie Hackfleisch, Käse, Chili und Paprika unkomplizierte Partysemmeln entste- hen, die sie, gerade angekommen, im »goldenen Westen« kennenlernte. Raffinierter geht es bei den Schokoladenwürfeln mit weißer Nuss zu, überraschend dann bei den beiden Varianten für Siebenbürger Pizza. Letzten Endes geraten die Küchenrezepte aber zur Nebensache. Die tiefen, menschlichen Ein- blicke in die Seele der Erzählerin, ihre Sicht auf das Leben in Siebenbürgen, das im Laufe seiner Historie Sachsen, Rumänen und Ungarn zur Hei- mat wurde, sowie ihre Erfahrungen als Erwach- sene im Westen Europas, fesseln den Leser auf eine eigene, durchaus unterhaltsame Art. PeTrA MeWeS ▶ Dagmar Dusil: Blick zurück durchs Küchenfenster. erinnerungen und Rezepte aus Siebenbürgen. Leipzig: Buch Verlag für die Frau, edition Lebenslinien 214. 23 S., 14, € Orangenbowle und Majorannudeln Dagmar Dusil wirft einen »Blick zurück durchs Küchenfenster« irmin Burdekats Weg in die Gastronomie war, wie er in seinem jüngst erschienenen Buch ver- rät, »gepflastert von Illusionen, Träumen und frohen Erwartungen«. Dass er überhaupt Gastro- nom wurde, verdankt die Welt jenem Glücks- gefühl, das den Fünfjährigen befiel, wenn es zu Hause an der Tür klingelte und Gäste kamen. End- lich war was los! Nach diesem leichten Einstieg in seine Welt lässt er uns dann teilhaben an dem, was Wirte, Köche und Kellner hinter ihren Tresen, Herden und Empfangstischen so treiben. Vor allem klärt er auf, was sie über ihre Gäste denken. Da kommt so mancher nicht gut weg. Zum Bei- spiel jener Herr an Tisch 17, der sich als Weinken- ner aufspielt, zwar gar keine Ahnung hat, aber das Personal beleidigt. Dem nimmt er schlitzoh- rig den Wind aus den Segeln. Mit Vorgesetzten ohne Gespür fürs Fach und die Menschen geht er weniger galant um. Da fliegen dann schon mal die Fetzen. Fehler beichtet Burdekat auch, so zum Beispiel floppten seine Biertage im »Weinkrüger«. Der Autor brachte es vom kofferschleppenden Hotelpagen über Jobs als Kellner und Sommelier, Restaurantleiter und Hoteldirektor in gefühlten 100 Kneipen, Raststätten, besseren Lokalen und noblen Häusern zwischen Sylt und Saarbrücken bis zum (Mit-)Begründer der Kneipenketten Alex und Café & Bar Celona. Als er die auf dem Höhe- punkt seines Schaffens verkauft hatte, fiel ihm zu Hause die Decke auf den Kopf – so sehr, dass der Frührentner wieder von vorn anfing. In der Gastronomie. In 27 Kapiteln, von denen keines langweilig ist, lässt er uns teilhaben an gastrono- mischen Kamikazeeinsätzen, improvisierten Sternstunden und unsinnigen Machtspielchen. Nebenbei stellt er neue Feinde wie alte Bekannte vor. Die einen sind Banker und Bedenkenträger, die anderen »Schergen vom Finanzamt«. Ironie? Der Autor meint das ernst. Burdekat weiß scheinbar alles und alles am bes- ten. Aber er ist kein Sprücheklopfer. Sein ausge- fülltes Berufsleben besteht vor allem darin zu organisieren, dass es den Gästen gut geht. Denn dann gehts auch dem Personal gut – und natürlich ihm selbst. Und Spaß muss es machen. Im Um- gang mit krümelkackenden Buchhaltern ist sein Humor eher von subtiler Art, aber erst recht gut zu lesen. Nur wenn Gäste meinen, sie können ei- ner Kellnerin dumm kommen, hört der Spaß auf. Das Fazit seines Buches steht bereits am Ende des Vorworts: Mit Gästen lebt man nicht leicht – ohne überlebt man nicht lange! Die dann folgen- den knapp 300 Seiten sind pures Vergnügen. PeTrA MeWeS ▶ irmin Burdekat: Tisch 1 is’n Arsch! geständnisse eines gastwirts. Bielefeld: tpk-Verlag 214. 2 S., 24, € Gastronomische Kamikazeeinsätze »Tisch 1 is’n Arsch!«: irmin Burdekats Bekenntnisse eines gastwirts

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