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kreuzer_12_2016 - Titelgeschichte

Von Leipzig muss ein Fuck ausgehen: Der kreuzer hat 20 Wünsche für Leipzig im Jahr 2017

018 Spiel 032 Film 034 Musik 040 Theater 050 Literatur 058 Kunst 062 Termine 084 Der Lexit: Raus aus Sachsen Die Idee ist nicht neu. Schon vor zehn Jahren liefen Leipziger Studierende gegen Studiengebühren und Stellenkahlschlag an den Hochschulen Sturm mit Anspielung auf die ewige CDU-Regierung: »Schwarze Zukunft, raus aus Sachsen!« Ja, es ist wahr: Der Lexit, der Austritt Leipzigs aus Sachsen, wird immer dringlicher. Die Gründe sind erdrückend: Eine unfähige Regierung, politisches Schönfärben von Rassismus und rechtem Terror, eine Exekutive, die lieber gegen Sitzblockaden von Naziauf- märschen denn organisierte Nazi-Crews vorgeht; Politiker, denen zu Sachsen nur »scheen isses« einfällt, Evangelikale, die nicht nur im Erzgebirge kreuzvernagelten Restauratismus betreiben und massiv Einfluss auf die Politik in Dresden aus­ üben; eine Regierung, die in trauter Gefolgschaft von windigen Braunkohlekonzernen die Energiewende bekämpft und offen für den dreckigsten Energieträger lobbyiert. Nur hier verlinkte der Regionalableger der – inzwischen eingegangenen – CDU- nahen »Aktion Linkstrend stoppen« schon vor Jahren auf Hetz- seiten wie PI-News. Nirgendwo sonst ist die CDU so welt- fremd wie in Sachsen. Und doch wird sie von einer, man muss schon schlotternd sagen: Dresdner Massenbewegung locker rechts überholt – Pegida. Was ist hier eigentlich los? Egal: Zeit für die Notbremse, den Lexit. Sollen sie ihre Einser-Abituri- enten behalten und in irgendwelche Möchtegern-Hightech- Subventions-Wüsten stecken. Cool ist was anderes. Nun sind Austrittsbekundungen en vogue, fast opportunis- tisch scheint es, auch irgendwo rauszuwollen. Hier hat es Gründe, neben den obigen noch einige mehr. Nur Dresdner werden das Mantra von Hypezig noch unangenehmer gefun- den haben als die Menschen hier. Aber nicht aufgrund von Realitätssinn, sondern aus Neid. Und eigentlich wollen wir hier in Leipzig ja auch nicht einfach irgendwo raus, sondern rein, rein in eine politische Wirklich- keit, die dem entspricht, was ein Großteil der Leipziger will: Vernunft, Fortschritt, Normalität. Dresden hat nur kulturell Rückwärtsgewandtes und politische Unglaublichkeiten zu bieten. Und das ist keine Übergangsphase, kein Zufall oder Ausrutscher, das hat Tradition. Was tun? Dreieinhalb Möglichkeiten wären denkbar. 1. Man könnte – wie Altenburg nach der Wende – dafür votieren, in einem anderen Bundesland Zugehörigkeit zu finden. Die Altenburger bestimmten damals mehrheitlich, keine Sachsen sein zu wollen, sondern zu Thüringen zu gehören. Seitdem markieren sie dort die Peripherie. Aber welche Wahl hätte man dann? Thüringen, das sich immerhin ein bisschen politisch weiser als Sachsen zeigt, indem es Regierungswechsel nicht als Untergang des Abendlands begreift, sondern als Ausdruck lebendiger Demokratie? Aber auch hier ist sich hinterm, auf und vor dem Wald – so kann man von Süden nach Norden das Land ganz gut erfassen – niemand grün. Die Kleinstaaterei in Verwaltungseinheiten wird bestimmt froh sein, noch Leipzig an die Backe zu bekommen, anders herum gibt es in Thüringen Von Leipzig muss ein Fuck ausgehen Hier stehen wir und können auch anders: Der kreuzer hat 20 Wünsche für Leipzig im Jahr 2017 Illustrationen von Franziska Junge

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