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kreuzer_12_2016

Einfach spenden: Das Café Ocka ist ein unkompliziertes Projekt; Glosse: So vergeht der Ruhm der Welt

073 Essen & Trinken 1216 Termine 084 Kunst 062 Literatur 058 Theater 050 Musik 040 Film 034 Spiel 032 Glosse Pfefferminzliköre, umgangssprachlich Pfeffi genannt, gibt es viele, mal durchsichtig, meist giftgrün. Der Inbegriff des Pfefferminz- likörs aber, der Pfeffi eben, das ist, nein war, die Goldene Aue, hergestellt von der Nordbrand Nordhausen GmbH, bekannt auch für Nord- häuser Doppelkorn und Kirschlikör. Und diese ist nun verschwunden. Zwar gibt es noch die Namenspatronin, die liebliche Landschaft »Güldene Aue«, 1144 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, gelegen zwi- schen Nord- und Sangerhausen, von der Helme durchflossen, begrenzt von Windleite, Harz und Kyffhäuser. Und auch auf dem nach ihr benannten Autobahnparkplatz an der A 38 kann man noch halten. Aber die größte Berühmt- heit, den lieblichen Likör, sucht man in den Läden vergeblich. Er heißt seit einigen Wochen nur noch Nordbrand Pfefferminzlikör. Was ist das im Vergleich zu Goldene Aue? Da ging sie hin, die Goldene, Schöne, Frische, die Gesellige, Treue, Tröstende. Pfeffi wird nie mehr sein, wie er mal war. Denn Pfeffi war Goldene Aue, Nordbrand ist nur Pfefferminzlikör. Wie stehts im Netz geschrieben: »Er ist ein Klassiker … unverwechselbar … Kein Wunder, ist unser grüner Liebling doch einzigartig, erfolg- reich und berühmt …«.Warum in Dreiteufelsna- men eliminiert der Hersteller dann den Namen? Und außerdem: Wieso er? Sie! Sie, die Aue – Pfeffi ist weiblich, süßlich, lieblich, sanftmütig und, ja, mit 18 Volumenprozent auch ein wenig schwach. Was mag die Nordbrenner aus Nordhausen, seit 2007 Teil des ostdeutschen Sprit-Imperiums Rotkäppchen-Mumm-Sektkellereien, einer gesamtdeutschen »Erfolgsgeschichte«, da gerit- ten haben? Laut Stefan Goß, Leiter Spirituosen Marketing, wurde entschieden, den »Fokus noch stärker auf die Herkunftsbezeichnung zu legen. Denn das ist für viele Liebhaber unserer Pro- dukte die wichtigste Botschaft: Die Spezialität kommt eindeutig aus Nordhausen.« Ebenda liegt sie ja, die Goldene Aue. Angeblich steigt der Absatz im Westen der Republik gerade an. Dort sagt die Goldene Aue wohl niemandem etwas, Nordhausen aber auch nicht. Wenigstens kann ich nun anscheinend auch in Hamburg oder Stuttgart meinen geliebten Likör trinken, zwar keine Golden Aue mehr, aber immerhin. Die Legende freilich hat sich mit der Umbenennung erledigt. Sic transit gloria mundi, so vergeht der Ruhm der Welt! CARSTEN MARTIN So vergeht der Ruhm der Welt Nordbrenner wüten in der Goldenen Aue – ein Nachruf auf den berühmtesten Pfeffinamen der Welt Die Goldene Aue ist nur noch Pfefferminzlikör ANZEIGE Kaffee und Kuchen auf Spendenbasis«, steht auf der Karte in meinem Postfach. Und so führt mich der Weg alsbald in die Lindenauer Odermannstraße, um zu sehen, wie das läuft. Fotos auf der Facebook-Seite von Paprika-Lauch- quiche sowie Heidelbeerkäse-, Apfelnuss- und Banane-Schokokuchen haben mir ordentlich Appetit gemacht. Das kleine Ladenlokal mit hell gestrichenen Wänden macht einen einladenden Eindruck. Verschiedenes Mobiliar, Holztische, Sessel und Stühle laden zum Bleiben. Auf dem Tresen liegen auf runden Kuchentellern und Etageren wahre Prachtstücke bereit, darunter vegane Nussecken, Mohnschnecken und Kürbis- Zucchini-Quiche. Ich greife zum Kartoffelsalat im Einweckglas, fleischfrei und mit einer ganz eigenen Note gewürzt. Beim Kräuertee (es hät- ten auch Lipz-Schorle, Filterkaffee, Cappuccino oder ein Glas Wein sein können) genehmige ich mir dann noch ein Stück frischen Pflaumen- kuchen mit Streuseln obendrauf. Das Essen hat schon Klasse. Als Geschirr sind zum Teil wun- dervolle Sammeltassen und -teller im Einsatz. Als Macher sind hier Leute am Werk, die das Café nicht als Broterwerb betreiben, sondern darin ein Projekt sehen, einen Platz zum Wohl- fühlen und zum Feiern: Jana Lüpke und Raffael Bader. Bader, der gerade Dienst hat, verrät, dass er sich professionell der Malerei widmet. Nun ist das mit den Spenden ja oftmals so eine Sache, denn sie setzen Freiwilligkeit voraus und dass der Spender den Wert dessen, was er bekommt, auch erkennt und zu würdigen weiß. Genau daran ist schon so manch gut gemeinte Unternehmung gescheitert, weil unausweichlich Kosten anfallen und zu begleichen sind. Die beiden fanden dafür eine kluge Lösung und geben Preisempfehlungen ab. Mal sehen, wie lange das Projekt läuft, denn es ist temporär angelegt. PETRA MEWES ▶ Café Ocka, Odermannstr. 10, 04177 Leipzig, Mi–So 11–18 Uhr, www.facebook.com/cafeocka Einfach spenden Das Café Ocka ist ein unkompliziertes Projekt Jana Lüpke und Raffael Bader pflegen mit Hingabe ihr Projekt, das Café Ocka JANA NOWAK

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