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kreuzer_12_2016

Der böse Bariton: Mathias Hausmann liebt an der Oper die Leipziger Herausforderungen; Beinahe-Tragödie: Die Theaterwissenschaft wirft Rettungsanker

054 Theater 1216 Spiel 032 Film 034 Musik 040 Theater 050 Literatur 058 Kunst 062 Termine 084 Ich habe Kollegen in Wien im Ensemble, die waren eben in Wien und wollten nirgendwo anders hin. Das gibt es. Aber das muss man mögen.« Für Mathias Hausmann, Bariton an der Oper Leipzig, wäre das keine Option. Seine Reisen haben ihn in Konzert- und Opernhäuser auf der ganzen Welt geführt, er studierte in Graz, Wien und London und durfte unter ande- rem in der Mailänder Scala, dem Teatro Colón Buenos Aires und in der Königlichen Oper Kopenhagen auf der Bühne stehen. Tokyo, Edin- burgh, New York, Tel Aviv, München. Die Liste ist lang. Aber dann suchte das Leipziger Ensem- ble zur Spielzeit 2013/14 einen Bariton. Und Hausmann suchte eine neue Herausforderung, die er hier auch fand. Die großen Partien der deutschen Opern, wie sie in Leipzig gut vertreten sind, haben ihn gelockt. Als er herkam, war dieses Repertoire totales Neuland für ihn. »Ich hatte hier zum ersten Mal die Gelegenheit, Strauß und Wagner auszuprobieren. Es war eine ideale Kombina- tion aus Haus, Repertoire und Rollen.« Dem hie- sigen Publikum ist er als Amfortas im »Parsifal« bekannt, als Wolfram im »Tannhäuser« oder auch – obwohl Mozart – als Graf Almaviva in »Figaros Hochzeit«. An den österreichischen Häusern war er noch vorwiegend der Nette, ein Papageno oder Guglielmo. In Leipzig geht sein Fach zunehmend in Richtung der dunkleren, böseren Rollen. So auch die des Lord Ashton in Donizettis »Lucia di Lammermoor« unter der Regie von Katharina Thalbach, die Ende November Premiere feierte. Fröhlich beschwingt und voller Freude erzählt er von der tragischen Handlung der Oper: »Es ist eine ähnliche Geschichte wie ›Romeo und Julia‹. Und da gibt es immer einen – und das bin in dem Fall ich –, der das Ganze mit Intrigen befeuert. Lord Ashton manipuliert die eigene Schwester. Und trotzdem gibt es diese Momente, in denen er plötzlich realisiert, was er ihr antut. Das ist psychologisch sehr spannend! Und eine Herausforderung.« Hausmanns Großvater war Gesangslehrer und Professor an der Musikhochschule in Graz. Und für den Enkel stand schon immer fest, dass das Singen seine Zukunft sein sollte. Ein großes Vorbild hat er dabei nicht, aber »ich höre mir gern historische Aufnahmen an, da gibt es unglaubliche Sachen! Die Sänger der Nachkriegs- generation haben etwas sehr Gesundes und Robustes in den Stimmen.« Orchester und Kon- zerthäuser seien heute eher größer als damals, mit einer Akustik, die anders beanspruche. Sol- che alten Aufnahmen dagegen »finde ich befreiend und sehr beruhigend«. Möge ihm Lord Ashton ebenso gesund und robust gelingen. HENRIETTE SCHREURS Eineinhalb Jahre Kampf hat das Institut hinter sich.« Zuversichtlich stellt Theaterwissen- schaftler Günther Heeg fest: »Aber das Rektorat ist mit der Zerschlagung nicht durchgekom- men.« Im Gegenteil, für ihn ist das Uni-Institut für Theaterwissenschaft gestärkt aus einer kri- tischen Situation hervorgegangen. Die Dramen- theorie bezeichnet solches Umschlagen des Glücks als Peripetie. Deutschlandweit ziemlich einzigartig ist das Leipziger Institut. Darin sind sich fast alle einig. Nur das Rektorat nicht. Anfang 2015 verkündete die Unileitung, drei von vier Professuren kürzen zu wollen, um vom Landtag beschlossene Per- sonalkürzungen umzusetzen. Mittlerweile sind die Kürzungen kompensiert. Mit zwei neuen Studiengängen und einem Theater-Kompetenz- zentrum startete das Institut ins Wintersemes- ter 2016/17. Die neue Wissenschaftseinrichtung, die regionale bis internationale Zusammenar- beiten bündeln soll, wurde Ende Oktober einge- weiht. »Wir wollten uns nicht verwursten lassen in einem Hybridstudium«, erklärt Günter Heeg den Schritt nach vorn. Die Bachelor- und Master- studiengänge wurden neu strukturiert und den Anforderungen, Kompetenzen in kultureller Bildung zu vermitteln, angepasst. Die Inhalte seien aber komplett theaterwissenschaftliche. »Das soll das Kompetenzzentrum verstetigen und institutionell absichern«, sagt Heeg, der als dessen Direktor fungiert. So betreut das Zen- trum vier japanische Doktoranden. Mit einem Projekt zur Bedeutung des Amateurtheaters sind schon Drittmittel – die harte Währung in der heutigen Wissenschaftslandschaft – einge- worben worden. Rund 20 Kooperationspartner wie das Theater der Jungen Welt und das Dresd- ner Theater der Jungen Generation sind bisher mit im Boot. Das Zentrum war als Notnagel gedacht, um die Studierbarkeit am Institut zu bewerkstelligen. Nun erfährt es von vielen ­ Seiten Zuspruch, auch die Bewerberzahlen haben sich beinahe verdoppelt. Neu ist die Möglichkeit, auch anwendungsori- entiert studieren zu können und Semester in Theaterhäusern zu absolvieren. Regisseure will man aber nicht ausbilden, sieht sich nicht in Konkurrenz zur Hochschule für Musik und The- ater, so Heeg. Im Gegenteil, man gestalte gemein- sam ein Seminar. Mit der Oper Halle wurde die Zusammenarbeit schon in diesem Semester konkret mit einem Seminar zur Produktion von »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny«. Chefdramaturg Michael von zur Mühlen sieht die theoretische Begleitung als Gewinn: »Uns eint die Überschneidung des gesellschaftspo- litischen Anspruchs: Wie gestaltet sich das ­ Verhältnis der Gesellschaft zur Kunst und umge- kehrt, warum solle man da nicht zusammen danach fragen? Wissenschaft ist für uns ein Spiegel, durch den auch die Theater sich selbst vergewissern können.« Und mit den Praxis- partnern erfährt das Institut ebenfalls seine Bestätigung. Eine Wendung in einer Beinahe- Tragödie. TOBIAS PRÜWER Trickreich wie der Zauberer Wu: Mathias Hausmann Fünf Freunde: Besetzende während der Protestwelle KIRSTEN NIJHOF PRIVIAT Mathias Hausmann liebt an der Oper die Leipziger Herausforderungen Fast kaputtgekürzt: Die Theaterwissenschaft wirft Rettungsanker Der böse Bariton Beinahe-Tragödie

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