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kreuzer_12_2016

"Total spannend": Die Band Baru über die Musikszene, ihr neues Album und schwule Liebe; Vermieter zeigt kalte Schulter: Die Wärmehalle im Süden der Stadt muss zum Jahreswechsel schließen

044 Musik 1216 Spiel 032 Film 034 Theater 050 Literatur 058 Kunst 062 Termine 084 Drei Bands dürfen sich den Titel »Leipzigs Band des Jahres« auf die Fahnen schreiben. Die fantastischen Shed Ballet, White Wine und die Indiepopband Baru. Drei Fragen an den Schlagzeuger Jacob Feustel. kreuzer: Ihr seid auf dem Soundtrack von »Die Mitte der Welt« vertreten – einem Film über schwule junge Liebe. Ein Thema, das euch am Herzen liegt? JACOB FEUSTEL: Wir haben dafür eine Anfrage bekommen und uns sehr gefreut. Als uns Regisseur Jakob M. Erwa vorgestellt hat, woran er da arbeitet, waren wir begeistert. Das Thema ist sehr wichtig und wir sind ganz klar für Toleranz im Hinblick auf sämtliche Formen der Liebe. Es ist eine Schande, wie viel Hass und Wut dem gegenübersteht. Es ist auch cool zu sehen, wie sich unser Song im Film macht – und überhaupt hat das Team insgesamt einen tollen Soundtrack zusammengestellt. kreuzer: Ihr habt in diesem Jahr euer zweites Album »Levity« veröffentlicht. Wenn ihr auf 2016 zurückblickt, wie habt ihr es erlebt? FEUSTEL: Das war von Anfang an total spannend. Das begann mit der Veröffentlichung der ersten Single »Run Dark Horse« und der zugehörigen Tour, die gut angenommen wurde. Wir hatten dann mehrere Konzerte hintereinander im Ausland. Das eine gut, das andere weniger gut besucht, allerdings immer eine spannende Erfahrung. Vor allem Paris war großartig und wir hatten Zeit, uns mal genauer umzuschauen. Zu dem Zeitpunkt war »Levity« noch nicht ganz fertig aufgenommen, dafür gingen wir erst kurz darauf nach Berlin. Danach war da sehr viel Vorbereitungsarbeit, was das Album betraf. Von Mixing, Mastering und Songauswahl über Lieder-Reihenfolge, Promotion und Artwork. Wenn man eine Do-it-yourself-Band ist, dann dauert das alles etwas länger. kreuzer: Wie nehmt ihr die Leipziger Musikszene wahr? Was ­ wären eure drei Leipziger Bands des Jahres gewesen? FEUSTEL: Es gibt in Leipzig sehr viele Bands mit sehr unter- schiedlichen Stilrichtungen. Es ist verblüffend, aber wir ent- decken fast täglich eine weitere im Internet. Das Kooperieren könnte allerdings noch stärker ausgeprägt sein. Vielleicht so weit, dass nicht jeder seinen eigenen Kram macht, sondern man zusammen eine Tour auf die Beine stellt oder einen Song schreibt. Das klingt nach einer guten Herausforderung. Welcher Act für uns selbst als Band des Jahres in Frage kommen würde, da wollen wir uns nicht festlegen. Um aber einen Tipp abzuge- ben, der uns am Herzen liegt: Ein Freund von uns, Peter Piek, hat ein neues Album gemacht, welches man gehört haben muss. Soweit wir informiert sind, ist die Veröffentlichung am 9. Dezember. INTERVIEW: JULIANE STREICH ▶ Der Große Preis mit Baru, Shed Ballet, Special Guest June Cocó und Publikumssieger Lizzy McPretty im Swingerclub: 2.12., 21 Uhr, Werk 2 Wenn die Schneebälle am Connewitzer Kreuz flogen, der kalte Wind durchs Werkstor pfiff und man nach einem langen Tag in der HTWK raus in die Kälte stapfte, gab es einen Zufluchtsort im Süden, dessen Name allein schon für inner- liches Behagen sorgte: Wärmehalle Süd. Die unscheinbare Kneipe lag lange versteckt in der Eichendorffstraße und führte ein Dasein als Kleinod. Filmnächte, Lesungen, Konzerte, Mixtape-Sessions und Feierabendbiere, die Wärmehalle bot für vieles Raum. Doch die Wärmequelle im Süden versiegt zum Jahresende. Die Kneipe macht nach mehr als sieben Jahren dicht. »Wir hätten gerne weitergemacht«, sagt Anton Pasca vom Wärmehallen-Team. Spielverderber war letztlich der Ver- mieter, mit dem sich die Betreiber bei mehreren Treffen nicht auf eine Verlängerung des Mietvertrages einigen konnten. Streitpunkte waren laut Pasca Mietdauer und -preis. So wollte der Vermieter deutlich mehr Miete und einen längeren Ver- trag aushandeln. Dass es die Kneipe überhaupt gab, ist einigen Zufällen geschul- det: »Der Vermieter hatte das Haus geerbt und während er noch überlegte, was er damit anstellen solle, traf er während einer Mitfahrgelegenheit einen alten Schulfreund. Man machte einen Deal und der Hamburger Freund bekam mit sei- ner Firma einen Mietvertrag über zehn Jahre für die jetzige Wärmehalle«, erzählt Pasca. Der Hamburger Betreiber eröff- nete in den Räumlichkeiten ein Café, doch der Kaffeedurst und das Bafög der Studenten, auf das er es abgesehen hatte, blieben aus. Das Café wurde dichtgemacht. Einige Connewitzer nutzten ihre Chance und führten den Laden als Kneipe weiter. Die Hamburger Firma des Schulfreundes blieb Besitzer. »Die Situation ist schon sehr luxuriös, denn wir führen den Laden nicht. Wir machen nur das Programm und bewirtschaften die Kneipe, keiner redet uns rein«, schwärmt Pasca, der selbst erst seit drei Jahren dabei ist. Am 16. und 17. Dezember gibt es einen warmen Abschied, natürlich standesgemäß im Winter. Und wo ein Ende, da ein Anfang: »Wir wollen die Wärmehalle an anderer Stelle gerne weiterführen und suchen eine neue Location«, sagt Pasca, »am besten natürlich im Süden.« THILO STREUBEL ▶ »Wärmehalle Süd Farewell« mit Holob, Doc Foster Band, DJ-Team Freunde vom Dorf: 16. und 17.12., Wärmehalle Süd Die Band Baru über die Musikszene, ihr neues Album und schwule Liebe Die Wärmehalle im Süden der Stadt muss zum Jahresende schließen Rückseite ungedeckt: Baru, Indiepopper in Parka und Jeans Bald sind nicht nur die Fensterläden der Wärmehalle geschlossen MARTIN KÖHLER / HNDGMCHT HENRY W. LAURISCH »Total spannend« Vermieter zeigt kalte Schulter ANZEIGE

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