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kreuzer_12_2016

Boom-tschak: Die FrohFroh-Kolumne für elektronische Tanzmusik aus Leipzig; Hipper Hippie: Der australische Musiker Ry X macht schöne Wohlfühlmusik zum Traurigsein

045 Musik 1216 Termine 084 Kunst 062 Literatur 058 Theater 050 Film 034 Spiel 032 ANZEIGE SKULL & PALMS RECORDINGS & KINGSTAR PRÄSENTIEREN 11.03.2017 Arena Leipzig www.eventim.de • 0800 - 21 81 050 Polo »Tent Tracks« (Holger Records) Polo und Holger Records – eine Kombination, mit der nicht unbedingt zu rechnen war. Wäh- rend Polo als DJ überaus hypnotische House- Sets zu spielen versteht, hat sich das Label Holger immer mehr dem Experimentellen verschrie- ben. Doch Polo klingt auf dieser EP um einiges hektischer, dunkler und introvertierter als auf seinem Debüt bei Kann Records. Auf »Tent Tracks« verwischt er die Grenzen zwischen dubbig-verwunschenem House und superschnell getaktetem, unterkühltem Techno. Doch auch hier fängt Polo in wenigen Loops eine immense klangliche Weite und hohe Musikalität ein, wie es in Leipzig scheinbar kaum jemand sonst beherrscht. Things From The Basement »Intimacy« (Kann Records) Kann Records beschließt das Jahr mit einer kontemplativen Ambient-Platte. Things From The Basement, ein Producer aus dem Rhein- Main-Gebiet, hatte schon vor zwei Jahren auf Kann für angenehm zurückgelehnte House- Momente gesorgt. Die drei neuen Tracks lassen sich gänzlich in schlingernden und verhallten Ambient-Loops fallen. Wie der Soundtrack für das Schweben über einsame Landschaften. Dass dies zugleich eine Steilvorlage für herrlich atmosphärische Deep-House-Tracks ist, bewei- sen die Remixe von Sevensol, Map.ache und Polo. Bei Kann Records herrscht scheinbar die große Ausgeglichenheit. Various Artists »Orphra Clipz« (Hypress) Ganz anders die erste EP von Hypress. Das Label ist gerade gestartet und widmet sich in Split- EPs dem rauen, darken Sound der alten Electro- Schule. Mit analoger Scharfkantigkeit und schnellen Arrangements trifft auf dem Debüt DJ Overdose aus Rotterdam auf Varum aus Leip- zig. Beide loten mit ihren Tracks sowohl die düster-harsche als auch die sehnsüchtig-futu- ristische Seite des klassischen Electro aus. Sehr spannende Schwankungen erzeugt dies – inklu- sive einigen Ausläufern in Richtung breakiger Techno, Disco und Industrial. Besonders Varum tritt in seinen drei Tracks mit bemerkenswerter Vielseitigkeit auf. Es ist übrigens auch sein Vinyl-Debüt. Mehr Hypress, bitte. JENS WOLLWEBER »frohfroh–welikedancemusicfrom­leipzig«istwohl der bekannteste und informativste Blog zur elek- tronischen Musik­szene der Stadt. Blogbetreiber und kreuzer-Autor Jens Wollweber benennt hier drei Electronic-Releases aus Leipzig, die in diesem Monat gehört werden sollten. Ry X ist einer von diesen Typen, die so hip sind, dass man sie schon von vornherein nicht leiden kann. Weil er Vollbart trägt und Yoga macht und so melancholische Wohlfühlpop- musik, die alle gut finden. Und eigentlich könnte er auch Surfer sein, schließlich ist er in einer Hippie-Kommune am australischen Strand auf- gewachsen. Nun ja. Leider sind die Songs von Ry X aber wirklich nicht schlecht. Eine Stimme, die zu gut ist für die Laptop-Box, bei der man sofort Kopfhörer aufsetzen muss, damit es um einen rum still wird und der Gesang den Raum bekommt, den er verdient. Dann hört man mal ein paar Beats, mal Gitarrengezupfe, mal ein paar Streicher – alles superprofessionell abge- mischt, denn X, der eigentlich Ry Cuming heißt, macht das nicht zum ersten Mal, er war auch schon Teil des Minimal-Electro-Projekts The Acid und des House-Duos Âme. Unter dem Namen Ry X jetzt also solo, Selbstfindungstrip nennt man das vielleicht in seinen Kreisen. Er hat sich selbst gefunden, so viel ist sicher. Und den Erfolg auch. Aber den muss man auch nicht lange suchen, wenn der erste große Hit »Berlin« heißt und die Zielgruppe gleich mitliefert: alle, die schon mal in Berlin ein bisschen traurig waren. Dass der Song auch noch einen Werbespot für Fernseher untermalte, stört sowieso niemanden mehr. Hat es ja bei José González auch nicht, den man hier zweifellos in der Rubrik »Für Fans von …« einsetzen muss. Und dann nimmt man die Kopfhörer wieder ab und bemerkt, dass man sich bei Melancholie eigentlich auch nicht wohlfühlen muss. JULIANE STREICH ▶ Ry X: 9.12., Felsenkeller Sag mal, weinst du oder ist das der Regen Der australische Musiker Ry X macht schöne Wohlfühlmusik zum Traurigsein Hipper Hippie ELIOT LEE HAZEL www.eventim.de • 0800 - 2181050

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