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kreuzer_12_2016

Der Dichter als Soundsystem: Dalibor Markovic kommt mit Buch und Bühnenprogramm ins Horns Erben; Pop-up-Comics: "Bloc Books" eröffnet einen neuen temporären Laden

05 Literatur 1216 Termine 084 Kunst 062 Theater 050 Musik 040 Film 034 Spiel 032 Im Sommer gibt es hier Softeis, in diesem Win- ter Comics: Nachdem die Macherinnen von »Bloc Books« bereits im vergangenen Jahr einen temporären Laden auf der Merseburger Straße betrieben, haben sie ihr Quartier diesmal in der im Winter leer stehenden Eisdiele gegenüber dem Westwerk bezogen. Mit einer Release-Lesung von James Turek (der bis vor Kurzem die Letzte Seite des kreuzer gestaltete) eröffnete der kleine Pop-up-Laden Anfang November und bietet seitdem handverlesene Illustrationen und Comics an. »Wir wollten einen Ort schaffen, an dem sich die lebendige Leipziger Szene auch abseits von Ausstellungen, Messen und Festivals präsentieren kann«, sagt Tali Bayer, die das Projekt gemeinsam mit Marie-Luce Schaller ins Leben gerufen hat. Viele der angebotenen Bücher, Hefte, Kalender und Plakate sind in lokalen Druckwerkstätten wie dem »Riso Club« produ- ziert worden. Dazu kommen Comics aus renom- mierten Independent-Verlagen wie Reprodukt oder Avant und Arbeiten von internationalen Künstlern. Zielloses Herumblättern ist ausdrück- lich erwünscht: Die Ladenbesitzerinnen auf Zeit haben extra eine Bank ins Schaufenster gebaut, damit es sich die Besucher gemütlich machen können. Und obwohl viele der Pro- dukte handgefertigt sind, kosten die wenigsten mehr als 15 Euro. Mindestens bis Anfang 2017 soll der Laden noch geöffnet sein – vielleicht auch bis zum Frühjahr. Also schnell hingehen, bevor das Eis zurückkehrt. CLE ▶ Bloc Books, Karl-Heine-Str. 8, 022 Leipzig, Mi–Sa 1–20 Uhr, www.facebook.com/blocbooks Über 5 Stunden Hörvergnügen! Der neue Roman von Kultautor Stefan Schwarz - Gelesen von ihm selbst - denn keiner kann es besser! Keiner schreibt klüger und lustiger über Liebe und Familie! Stefan Schwarz liest aus seinem erfolgreichen Kurzgeschichtenband Am einfachsten bestellen Sie versandkostenfrei unter: www.seitenstrassenverlag.de oder überall im Buchhandel. 14,90 Euro (Unverbindliche Preisempfehlung) 11,90 Euro (Unverbindliche Preisempfehlung) ANZEIGE Pop-up-Comics Der Dichter als Soundsystem »Bloc Books« eröffnet einen neuen temporären Laden Dalibor Marković kommt mit Buch und Bühnenprogramm ins Horns Erben Spoken-Word-Lyrik in Buchform ist manch- mal ungefähr so reizvoll, wie einen Film nacherzählt zu bekommen. Viel zu viel geht ver- loren, wenn von einer Literaturperformance nur noch das »Written Word« übrigbleibt. Gerade die rhyth- musgetriebenen, soundorien- tierten Bühnentexte von Dalibor Markovic, in denen Sprachspiele eng mit Beatbox-Elementen verwoben sind, können sich, so dachte man, unmöglich zwi- schen zwei Klappenbroschur- Buchdeckel bannen lassen. Doch der Autor, der seit 15 Jahren auf deutschen und internatio- nalen Bühnen unterwegs ist, hat einen klugen Weg gefunden, die Gedichte auch auf Papier inte- ressant zu inszenieren: Jedem Text sind Angaben zu »Schreib- spanne«, »Medium« und »Pre- miere« vorangestellt, hinter denen sich kleine Geschichten aus dem Produktionsprozess erah- nen lassen: Manche Texte sind an einem Morgen entstanden, andere benötigten fast drei Jahre (»aufgrund verloren geglaubter Daten«). Zum Notieren nutzt Markovic alles, was ihm zwischen die Finger kommt: Der Entwurf eines Textes wird mit Filzstift auf die Rückseite einer Rech- nung gekrakelt, andere werden gleich in ein Aufnahmegerät diktiert. Und die Angabe der Pre- mierenorte vergegenwärtigt die Bühnensitua- tion: Die Vorstellung, dass der Text in einem russischen Theater oder einem norddeutschen Literaturhaus Premiere feiert, prägt die anschließende Lektüre des Gedichts. Neben diesem Sekundärmaterial fallen auch die Texte aus dem Rahmen konventioneller Gedichtnotationen und wechseln ins Musika- lische: Wie Begleitinstrumente werden auf einigen Seiten Hihat, Snare und Bass unter dem Text notiert – inklusive Intonationsangaben. Eine Literatur-Partitur für ein Ein-Mann-Orches- ter, für ein menschliches Soundsystem. Markovics Themenpalette ist so vielfältig wie seine Ausdrucksmöglichkeiten: Seine Texte beschäftigen sich mit den Vor- urteilen, die ihm als Autor mit kroatischen Wurzeln entgegen- schlagen, mit den Herausforde- rungen von Liebeserklärungen, mit der Absurdität politischer Systeme. Ein Galopp-Remix des »Erlkönigs« steht neben deutsch- englisch-kroatisch-italienischen Sprachverwirrungsgedichten, die teilweise gemeinsam mit anderen Autoren erarbeitet wurden. Und weil die Wortspiele und Sprachverdrehungen in enorm hoher Frequenz aufei- nandergestapelt werden, lassen sich bei der Lektüre tatsächlich Aspekte entdecken, die auf der Bühne für gewöhnlich untergehen. Die beigelegte CD kann diesen Anspruch aller- dings nicht erfüllen: Im Tonstudio entfaltet Markovic nicht die gleiche Energie wie auf der Bühne. Der Körper als wesentliches Ausdrucks- mittel fehlt hier ebenso wie das Feedback des Publikums – Lachen, Lauschen, Klatschen, Rufen –, das auf die Performance des Künstlers Ein- fluss nimmt, ihn anstachelt, befeuert oder, wenn es schlecht läuft, lähmt. Auf der Tonaufnahme performt Markovic sehr zurückgenommen, wie mit angezogener Handbremse: Facettenreich- tum und Dynamik der Auftritte sind auf der CD nur erahnbar. So gilt auch für Markovic, was für alle Spoken- Word-Poeten gilt: Muss man gesehen haben, nicht nur gehört und gelesen. CLARA EHRENWERTH ▶ Dalibor Marković: Und Sie schreiben auf Deutsch? Dresden/ Leipzig: Voland & Quist 201. 112 S. mit CD, 1 € ▶ Voland & Quist Literatursalon: 1.12., 20 Uhr, Horns Erben ´ ´ ´ ´ ´ ´

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