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kreuzer_12_2016

028 Magazin 1216 Spiel 032 Film 034 Musik 040 Theater 050 Literatur 058 Kunst 062 Termine 084 mitgearbeitet. Wie ging das zusammen? BEDNARSKY: Zu Monika bin ich über die Stern- Strukturen gepurzelt. Zehn Jahre lang – und als ich dann Vorsitzender wurde, … kreuzer: … da gings dann doch nicht mehr, war zu skandalös? BEDNARSKY: Na ja, natürlich gucken da einige drauf. Ich war während meines Studiums und im Anschluss bei ihr als Mitarbeiter angestellt, auch für die Sportpolitik. Monika ist im Sport- ausschuss – also das Feld, wo ich mich sowohl wissenschaftlich als auch politisch immer enga- giert habe und eine bescheidene Expertise besitze, die ich an dieser Stelle meiner Chefin zur Verfügung stellen konnte. Wir beiden kommen und kamen wunderbar miteinander aus. Derar- tige parteiübergreifende Anstellungsverhält- nisse sind im politischen Geschäft eher selten, aber sie hat es trotzdem gemacht und dafür bin ich ihr sehr dankbar. kreuzer: Wir wollen Politik und Sport nicht tren- nen. Fangen wir mit Integration im Sport oder mit dem Sportprogramm 2024 an? BEDNARSKY: Zum Sportprogramm 2024. Ich hätte gedacht, dass wir um die Erhöhung für investive Sportförderung von 800.000 auf 1,5 Millionen Euro stärker kämpfen müssen. Wir müssen die Sportinfrastruktur anfassen. Wir haben so einen immensen Investitionsstau und wir als Roter Stern können ein Lied davon sin- gen. Aber in den letzten Jahren konnten wir beim Stern große Fortschritte erzielen. Wir haben unter Beweis gestellt, dass auch große Baupro- jekte wie der Bau des RSL-Sozialtraktes von uns realisiert werden können. Zum Thema Inte- gration: Sport kann nach meinem Dafürhalten sehr viel leisten. Aber ich habe ein großes Pro- blem damit, wenn gesagt wird, der Fußball oder der Sport ist per se integrativ. Das ist er nicht. Die Vereine leisten da ziemlich viel, auch in der Jugendarbeit, und ich sehe es beim Roten Stern, was das für eine Arbeit und einen Aufwand bedeutet, speziell auch mit Migranten Sportan- gebote zu organisieren. Wir sind im Bereich der Integration, nennen wir es jetzt mal pathetisch: als Sportfamilie natür- lich erst dabei, die ersten Schritte zu machen. Wir können jetzt nicht von Sportvereinen gleich verlangen, dass die im Ehrenamt alles viel besser machen als die anderen Instanzen in der Gesell- schaft. Ich würde mir eine verstärkte Selbst- organisation von Migranten wünschen. Also dass Menschen mit Migrationshintergrund selbst als Trainer aktiv werden, das zunehmend eigen- ständig organisieren können, und dabei keine Abgrenzung stattfindet. Wir versuchen beispiels- weise in unserer vierten RSL-Mannschaft, wo Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zusammen kicken, bewusst zu mixen. Aber die Praxis zeigt auch, die Trainer bei unserer Vierten sind nicht nur fürs Training da, sondern werden beispielsweise auch als Personen wahrgenom- men, die gewisse Behördengänge mitorgani- sieren können. kreuzer: Der Trainer ist kein Sozialarbeiter? BEDNARSKY: Er ist natürlich teilweise ein Sozial- arbeiter, aber wir laufen Gefahr, das Ehrenamt zu überfordern. Ich wünsche mir noch deutlich mehr Engagement der Stadt in diesem Bereich. Es bringt wenig, wenn immer alle betonen, was der Sport alles leistet, und sich dann gegensei- tig auf die Schultern geklopft wird. Ich sage, der Sport könnte viel für die Integration leisten, aber dafür wird A die Sport-Infrastruktur benö- tigt und B die Struktur in den Vereinen. kreuzer: Nur, woher soll das Geld kommen? Her- mann Winkler, der Präsident des Sächsischen Fußball-Verbandes, hat gesagt, der DFB muss zahlen, die haben genug Geld. Oder ist es nicht so, dass man vielleicht auch Unternehmen vor Ort für ein Sponsoring gewinnt? BEDNARSKY: Von der Privatwirtschaft gibt es punktuelle Unterstützung. Am DFB scheitert es meist nicht, wenn noch jemand was dazugibt, das haben wir bei den Fanprojekten gemerkt. Aber wir sehen, das Karussell läuft schon wieder an und irgendwie sind immer die anderen ver- antwortlich. Der SFV guckt auf den DFB und der DFB verweist dann wahrscheinlich auf die Län- der und die Länder blicken auf die Kommunen und am Ende stehen dann die Breitensport- vereine da und schauen sich dieses Karussell der Verantwortungsweitergabe an. kreuzer: Zur Initiative Kiezklub im Kiez – der Rote Stern mitten in Connewitz in der Teichstraße? BEDNARSKY: Die Kampagne funktioniert in einer Art und Weise, wie es die Initiatoren nie vermutet hätten. Man braucht bloß bei Kiez- club.com zu schauen, wie viele Initiativen, Ein- zelpersonen, Organisationen und Klubs wie der FC St. Pauli sich diesem Aufruf, dass der Rote Stern neuer Pächter in der Teichstraße wird, angeschlossen haben. Jetzt haben wir noch eine Onlinepetition an die Stadt gestartet. Nach wenigen Tagen haben uns schon 1.000 Menschen unterstützt. kreuzer: Aber es wird laut der Amtsleiterin für Sport eine Konzeptausschreibung geben? BEDNARSKY: Ich weiß aktuell nicht, was da kommt. Ich bin bei dieser Angelegenheit gespalten. Einerseits bin ich Akteur vom Roten Stern und auf der anderen Seite bin ich im Stadtrat und sitze im Sportausschuss. Ich bin potenzieller Nutznießer und Mitentscheider in Personalunion, das ist schwierig. Wir machen als Roter Stern unsere Hausaufgaben, was bedeutet, wir erstellen gerade ein Nutzungskonzept und eine Bedarfsanalyse. Wir haben am 9. November 2016 die 1.000-Mitglieder-Marke geknackt. Von der Bedarfsseite sind wir auf jeden Fall so auf- gestellt, dass wir sagen, wir brauchen den Platz. Dass der Rote Stern zu Connewitz gehört und darum dort spielen soll, muss man nicht lange erklären. kreuzer: Wie stehen Sie zum Stadionneubau von RB? Oder sagt der Rote Stern, ist uns so was von egal! BEDNARSKY: Halt einmal, jetzt fragen Sie wen? kreuzer: Sie A als Roter Stern und B als Lokalpo- litiker. BEDNARSKY: Am Wochenende spielt der Rote Stern und das ist für mich wichtig. Das war jetzt die Antwort für A. kreuzer: Wären Sie für die städtische Lösung wie Burkhard Jung? BEDNARSKY: Wir haben ein Zentralstadion. Als Lokalpolitiker würde ich an der Stelle sagen, ja, jetzt ist es gebaut, jetzt muss es genutzt werden – und jetzt noch ein Stadion irgendwohin zu bauen, also, das klingt für mich irgendwie aben- teuerlich. kreuzer: Worin steckt mehr Adam Bednarsky: im Roten Stern oder in der Linkspartei? BEDNARSKY: Sagen wir es mal so, wenn ich Dinge anpacke, dann packe ich sie in aller Regel mit vollem Elan an. Insofern sind mein Tatendurst und mein Herz, glaube ich, groß genug für beide Sachen. So will ich es zukünftig auch hal- ten, weil mir beides total wichtig ist. INTERVIEW: BRITT SCHLEHAHN, SARAH ULRICH Bis auf ein halbes Jahr, das Adam Bednarsky (36) in Bogotá (Kolumbien) verbrachte und ein Praktikum absolvierte, war er eigentlich immer in Leipzig. Hier geboren und aufge- wachsen, studierte er an der Uni Politikwis- senschaften und Geschichte. Gerade hat er seine Doktorarbeit zum Thema Diskriminie- rung im sächsischen Amateurfußball einge- reicht. Er hat 1999 den Roten Stern Leipzig mit aus der Taufe gehoben, bei dem er heute als Geschäftsführer tätig ist. Seit 2014 sitzt er im Leipziger Stadtrat, im März 2016 wurde er zum Vorsitzenden der Leipziger Linken, die 1.300 Mitglieder in ihren Reihen hat, gewählt. Biografie PRIVAT Ein Foto aus jüngeren Jahren: Adam Bednarsky 1 in Warnemünde

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