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kreuzer_12_2016

Smart Christmas: Wir haben uns zwei Apps für Kinder und Jugendliche näher angeschaut

069 Kinder & Familie 1216 Termine 084 Kunst 062 Literatur 058 Theater 050 Musik 040 Film 034 Spiel 032 Der wahr gewordene Traum vieler Helikopter- Eltern: Tracking-Apps. Eltern haben dabei die Möglichkeit, ihre Kinder über deren Smart- phones im Auge zu behalten. Das Prinzip ist denkbar einfach: Auf dem Smartphone des Kin- des wird die App installiert und liefert dann Informationen über dessen Aufenthaltsort an die Eltern. Manche Apps gehen sogar noch weiter. Über sie können Eltern andere Funktionen sper- ren, bis sich das Kind zu Hause gemeldet hat. »Das ist ein ambivalentes Thema«, sagt Corinna Graf vom Stadtjugendring Leipzig. »Ich stelle mir immer die Frage, ob ich überwacht werden will – und wenn nicht, weshalb ich das mit meinem Kind tun sollte.« Und die Versuchung ist groß, denn die digitalisierte Jugend hat ihr Handy fast immer dabei. Der schnelle Blick aufs Smartphone gibt Mama und Papa Gewissheit, dass der Nachwuchs wirklich in der Schule ist. Aber auch für viele Kinder bieten diese Apps Sicherheit, denn sie wissen, dass sie im Notfall geortet werden können. So der Sohn im Teenager- alter aus dem Bekanntenkreis. Er kommuni- ziert mit seiner Mutter über die App, verabredet sich mit ihr, wenn sie sieht, dass er in der Nähe ist. Aber gerade diese Alltäglichkeit findet Corinna Graf bedenklich. »Ich kann mir vorstellen, dass diese Apps ein Kind belasten. Das spielt auch auf die Vertrauensbasis zwischen Eltern und Kin- dern an.« Selbst, wenn das Kind einverstanden ist, werden seine Entscheidungen und Bewe- gungen permanent kontrolliert und im Zweifel hinterfragt. Der Gedanke an Eigenständigkeit fällt schwer. Aber Tracking-Apps sind nicht für alle Eltern ein Thema, erklärt Jörg Engler von der Kinder- hilfe Leipzig. »Die Kinder und Jugendlichen haben zwar alle Smartphones, Tracking-Apps spielen für die meisten Eltern aber keine Rolle.« Im Notfall können Apps helfen, zu sehen, wo die eigenen Kinder sind. Corinna Graf warnt aber: »Wenn die App ständig und aus Misstrauen genutzt wird, halte ich dies für fatal. Hier hilft keine Technik, hier sollte man lieber auf vertrau- ensbildende Maßnahmen setzen.« LAUREN RAMOSER Das Verb »malen« steht in der Mitte des Bild- schirms. »Kannst du das Wort lesen?«, fragt ein Sprecher und bietet seine Hilfe an. Dann erklärt er: »Jede Silbe hat einen König.« Könige, so nennt der Klett-Verlag in der Zebra-App die Vokale. Diese bekommen denn auch gleich ein Krönchen aufgesetzt. Der Verlag entwickelte die App »Zebra Lesen 1«, um Kinder beim Lesenlernen zu unterstützen. Mitgewirkt haben dabei die Leipziger Studen- t­ innen Melanie Amtmann und Katharina Per- nack. Sie haben die App getestet und ihre Masterarbeit darüber verfasst. Die Benutzeroberfläche der App ist übersicht- lich strukturiert. Es gibt einen Lernpfad, an dem sich die Kinder entlanghangeln können. Unter- gliedert sind die Übungen in drei Teilbereiche: Laute, Silben und Sätze. Zu jedem dieser Bereiche gibt es zunächst ein Erklärvideo. Dann kann das Kind Übungen in unterschiedlichen Schwie- rigkeitsstufen absolvieren. Der oder die Ler- nende soll sich Begriffe anhören, Silben trennen und Wörter herausfiltern, die einen bestimm- ten Vokal in der ersten Silbe beinhalten. Oder Sätze lesen wie »Das Haus ist blau« und dann das Gelesene durch Anmalen einer Skizze umset- zen. Wie gut den Kindern das gelingt, können Eltern und Lehrer in einem durch einen Zahlen- code geschützten Bereich nachverfolgen. Die Übungen und Videos sind altersgerecht gestaltet. Vokale werden Könige genannt, man- che Könige haben einen Gefolgsmann – also einen Konsonanten, der noch vor Silbenende auf den Vokal folgt. Für ein Kind sind die Übungen weitestgehend verständlich. Vorausgesetzt, es hört die Aufgabe konzentriert an. So sollen in einer Übung beispielsweise Wörter gefunden werden, die den Buchstaben »e« enthalten. Dass nur Wörter gesucht werden, in denen der Buch- stabe in der ersten Silbe vorkommt, überhört man leicht. Kinderfreundlich ist an der App, dass es nach jeder erledigten Aufgabe ein Lob gibt: »Geschafft, prima«, heißt es zum Beispiel. Und wenn ein ganzer der drei Teilbereiche mit Sternchen absol- viert wurde, dann gibt es sogar einen Pokal. Übersättigt wird das Kind auch nicht, denn nach einer halben Stunde Üben erinnert die App: »Leg eine Pause ein.« Und doch springt der Funke nicht vollends über, die Übungen sind ein bisschen langweilig. Der Spielcharakter der Übungen ist recht gering. Bei der App steht das Lernen im Vorder- grund. Zu Unterricht und Büchern bietet sie sicherlich eine nette Alternative. Dennoch: Mit den technischen Möglichkeiten eines Smart- phones oder Tablets hätte mehr erreicht werden können. Nur in einer der Übungen gibt es ein bewegtes Bild, die meisten anderen sind relativ trocken. Nicht einmal am Ende des gesamten Lernpfades, nach dem Absolvieren aller Übungen, gibt es ein Spiel zur Belohnung. THERESA HELLWIG Kinderüberwachung 2.0 Smart Christmas Bald ist Weihnachten – und unter dem ein oder anderen Weihnachtsbaum wird vielleicht ein Smartphone landen, das die Kinder zumindest mitbenutzen dürfen. Doch wie sinnvoll ist das? Welche Chancen und Risiken birgt das? Wir haben uns exemplarisch zwei Apps für Kinder und Jugendliche mal näher angeschaut. Mit Apps können Eltern das Verhalten der Kinder verfolgen Spielerisch Lesen lernen: In diesem Spiel der Zebra-App von Klett sollen Kinder die Wörter in die richtige Reihenfolge bringen Lesen lernen | Rezension | | Rezension |

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