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kreuzer_12_2016

022 Titel Spiel 032 Film 034 Musik 040 Theater 050 Literatur 058 Kunst 062 Termine 084 Umfangreicher sozialer Wohnungsbau Leipzig ist eine lebenswerte Stadt, trotz des dramatischen Niedergangs in den neunziger Jahren. Ein Grund dafür sind die neu angekommenen Menschen, die nicht dem Ruf des Geldes folgten, sondern Freiräume suchten. Für sie war neben Kultur, Hochschulen und linker Szene eine Bedingung wichtig: Die Mieten waren günstig hier, so dass man sich ein Leben auch ohne großes Einkommen leisten konnte. Seit die Stadt nun boomt, geht es damit zu Ende. Bei der Durchschnittsmiete ist die Fünf-Euro-Marke längst geknackt und sechs Euro sind nicht mehr weit weg. Weil die Preise zudem je nach Beliebtheit der Stadtviertel auseinandergehen, sind einige Wohnlagen längst ziemlich teuer. Wir hätten daher einen Wunsch für die nähere Zukunft, der sogar recht einfach verwirklicht werden kann: Die Stadt soll jetzt ganz massiv und entschlossen sozialen Wohnungsbau und Hausprojekte fördern. Auch wenn Leipzig keine reiche Kommune ist und nur wenig Fördergeld verteilen kann, hat es doch eine Möglichkeit: Grundstücke und Häuser müssen nicht länger an Investoren verkauft werden, die das meiste Geld bieten. Stattdessen müssen endlich diejenigen zum Zug kommen, die der Stadt- gesellschaft sozial weiterhelfen und die das Wesen dieser Stadt ausmachen. Eigentlich hängt es nur am Liegenschaftsamt. Dessen Mit- arbeiter und Leitung müssen verstehen, was Konzeptvergabe soll und wie sie richtig eingesetzt wird. Dann würden Bau- grundstücke in Innenstadtlage nur noch an Genossenschaften verkauft, die sozialen Zwecken und nicht Profiten dienen. Es würden Baugemeinschaften bevorzugt, deren Mitglieder selbst in ihre neuen Häuser einziehen und die sparsam mit knap- pem Platz umgehen. Kleine Einfamilienhäuser gehören an den Stadtrand. Hausprojekte, die vielleicht wenig Geld haben, aber Leipzig lebenswert machen, bekämen Altbauten günstig angeboten. Das alles wäre möglich, ganz ohne neue Gesetze und Verordnungen. Es braucht nur noch etwas mehr guten Willen bei den Mitgliedern der Stadtverwaltung oder einen starken politischen Willen, der dies durchsetzt. ENSHA Eine progressive Kulturpolitik Leipzig definiert sich als Kulturstadt. Mit einigem Recht. Nun ist Kultur ein schillernder Begriff. Und das wird zum Pro- blem, nimmt man sie in Dienst. Hier ordnet man sie dem Stadt- marketing unter. Hochkultur und Freie Szene sollen auswär- tige Besucher locken. Jedes Jahr ein Großjubiläum arrangiert die Leipzig Tourismus und Marketing GmbH: Völkerschlacht, 89, 1.000. Geburtstag. Nächstes Jahr solls der Luther-Anschlag richten. Im Blick zurück verschwimmt die Gegenwart samt ihren Verhältnissen. Ob der Fixiertheit auf die Sternstunden des Zeitstrahls verliert sich das Bewusstsein dafür, dass dieser nicht abgeschlossen ist. Es gibt noch Zukunft, und die müssen alle Kulturakteure mitgestalten dürfen, statt vornehmlich in Erinnerungspolitik eingespannt zu sein. Der just im Stadt- rat verabschiedete Kulturentwicklungsplan – im Sommer noch mit heißer Nadel vom scheidenden Kulturbürgermeister gestrickt – steht schon in der Kritik. Vielleicht die Chance zur Kurskorrektur nach vorn. TPR Mehr Migranten für Leipzig Was ist eigentlich aus dem Spruch »Leipzig – the better Berlin« geworden? Egal. Spätestens seitdem Auerbachs Keller ihn für Touristen auf Autos klebte, haben wir das nicht mehr verfolgt. Was aber immer auffällt, wenn man aus dem Zug am Haupt- bahnhof aussteigt: Leipzig ist weiß. Der Migrantenanteil liegt bei gut zehn Prozent. Das ist schon mal der höchste in Sachsen, was einer von vielen Gründen ist, warum Leipzig lebens- werter ist als Dresden, reicht aber bei Weitem nicht, wenn man sich hier auch nur ansatzweise wie in einer Großstadt füh- len soll. Zieht man direkt in die Eisenbahnstraße, könnte es gehen – die einzige Straße der Stadt, die ein wenig internatio- nal-urbanes Flair versprüht. Im Gegensatz zu »Szenemeilen« wie Karl-Heine und Karli, wo man die weite Welt nur als Irish Pub, India-Restaurant oder dank Feiertouristen wahrnehmen kann. Doch erst, wenn mehr Afrikaner, Araber oder Asiaten hier Familien oder Bands gründen, Bars oder Arztpraxen eröff- nen und als Bürgermeister oder Lehrer arbeiten, wird »Leip- zig – the better Großstadt« werden können. JUST Mehr Proberäume Gebt den Bands mehr Platz zum Spielen! Das kann doch nicht sein, dass so viele Bands nur schwer einen bezahlbaren Raum finden, in dem man mehrmals die Woche Krach machen kann. Wo sind denn die tollen Freiräume? Wie kann man Kultur und Nachwuchs besser fördern als mit runtergerockten Räu- men? Wir würden ja unseren Keller im kreuzer-Hauptquartier am Bahnhof zur Verfügung stellen – aber der wird dem- nächst luxussaniert. JUST Mehr Popstars Warum hat eigentlich jede andere »Stadt im Osten« Popstars hervorgebracht (Magdeburg Tokio Hotel, Erfurt Clueso, Rostock Marteria, Chemnitz Kraftklub, Dresden Polarkreis 18 und Bautzen Silbermond) und Leipzig nur die Prinzen? Also, das muss sich schleunigst ändern. JUST

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