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kreuzer_12_2016

Von der Streckbank ins Paradies: Die Spinnerei präsentiert vor dem Fest Kunst zwischen Hauch und Schmerz

063 Kunst 1216 Termine 084 Literatur 058 Theater 050 Musik 040 Film 034 Spiel 032 KUNSTSAMMLUNG.StädtischeMuseenJena.JenaKultur KUNSTSAMMLUNGJENA www.kunstsammlung.jena.de B P MALEREIUNDFAYENCEN D  L ..–.. ..–.. F – · O Markt7·Di,Mi,Fr10‒17Uhr·Do15‒22Uhr·Sa,So11‒18Uhr ANZEIGE Auch zwischen den Rundgängen lässt sich in den Spinnerei-Galerien so einiges entde- cken: Sitzen zwei Männer auf einem Teppich. Hat sich der eine die Unterstützung von zwei Fla- schen gesichert, streckt der andere einen Zeige- finger in die Luft. »Ich hab eine Idee«, steht unter der Szene geschrieben. Diese ironische Hommage auf den Kreativprozess ist derzeit auf der Displaywand neben der Galerie Hempel auf der Spinnerei zu sehen. Man möchte sich gar nicht vorstellen, was dem Künstlersubjekt tagtäglich auf seinem Weg zum Atelier beim Anblick der zwei Gesellen so durch den Kopf geht. Dieser humorige Ansatz findet sich versteckt- offen auch in den Galerieräumen. So zeigt das Archiv Massiv die fragilen Arbeiten von Franziska Jyrch. Diese bewegen sich mittels Form und Farbe fast in einem Auflösungs- und Zerfallens- prozess. Die untereinander verschränkten, an die Wand gelehnten Holzleisten wirken so, als würde der kleinste Luftzug sie umwehen. So ­ bilden sie einen gekonnten Akzent zu den im Raum befindlichen Eisensäulen. Mitten im Raum stehen zwei Paar ineinandergetürmte Frauenschuhe. Sie verweigern in ihrer Setzung jeglichen Bezug zur Alltagswelt. Die Leisten, die Schuhe wie die an der Wand gezeigten Objekt- bilder setzen auf eine Form von Hauchästhetik. Eine falsche Bewegung und es kippt alles um oder ineinander. Aspn wartet streng formal gesehen mit dem Kontrastprogramm auf. Die Objekte von Toni Schmale treffen bei der Ausstellung »Bingo« auf Wandarbeiten von Grit Hachmeister. Hach- meister zeigt groteske Objektszenen und Tiere in einer mattierten Farbigkeit unterbrochen von Schwarz-weiß-Fotografien. Die Serie »Drea- ming of being bad« war im vergangenen Jahr in der Galerie für Zeitgenössische Kunst inner- halb der Ausstellung »Travestie für Fortgeschrit- tene« zu sehen und illustriert uneindeutige Geschlechtsidentitäten – sei es beim Pudel oder bei Käfer. Toni Schmale, die ihr Kunststudium an der HGB begann und in Wien an der Akademie bei Monica Bonvicini abschloss, bevorzugt Beton und Metall für ihre Objekte, denen oft ein sehr schauerlicher Ausdruck innewohnt. Hier emp- fängt das Publikum die »Streckbank Martha«, die an ein Foltergerät, einen Grill oder doch eher an eine Kampfmaschine im Fitnessstudio erinnert. Christoph Ruckhäberle lenkt den Besucher mit seinem Titel »Malerei/Grafik« etwas in die Irre, denn betritt man die Galerie Kleindienst, dann fallen vor allem aufgetischte Objekte ins Auge. Gewohnt farbenfroh und geometrisch streng heben sie sich von den schwarzen Unter- grundplatten ab. Sie treten hier als Figur 1 – 22 auf und stammen aus MDF unterschiedlichsten Zuschnitts. Alle Objekte verkörpern die von Ruckhäberle seit Jahren favorisierte Zeichen- sprache. In ihrer Kantigkeit unterscheiden sie sich erheblich von jenen an der Wand befind- lichen, meist nackte Frauen zeigenden. Im Gegensatz zu den statischen dreidimensionalen Figuren verrenken und verdrehen sich die Frauenleiber in alle Himmelsrichtungen. Wer im zweiten Galerieraum auf Ruhe hofft, wird keine finden. Denn diesen verwandelte Ruckhä- berle in gewohnter Weise in einen Atmosphä- renraum, der die Augen vor eine noch größere Herausforderung stellt. Etwas ruhiger geht es dagegen in der Galerie Eigen+Art zu. Die Malereien von Mirjam Völker zeigen in Bäumen befindliche Behausungen. Windschief, aus ärmlichen Materialien, bar jedes gefestigten Standpunkts scheinen sie eher zu schweben. Als ob dieses Flimmern auf der Lein- wand nicht reichen könnte, thront an einer Seite des riesigen Ausstellungsraumes auf einer schiefen Grundfläche ein Gehäuse auf sehr mickrigen Ästen, die große Schatten an die Wand werfen. Von Sicherheit kann auch hier nicht die Rede sein, viel zu filigran scheint die Basis. Und wer nun denkt, dass die nächstliegende Galerie puren Optimismus durch Bildwelten anbietet, der sei vorgewarnt – den gibt es hier in der Galerie Reiter ebenfalls nicht zu erspähen. Die Zeichnungen »Plains of Paradise« von Claus Georg Stabe offenbaren auf den ersten Blick zwar Palmen und Sonnenuntergang, aber sie zer- brechen an horizontalen Linien und schwarzen Schatten. Wenn das mal keine wunderbare Einstimmung auf das Fest ist. BRITT SCHLEHAHN ▶ www.spinnerei.de Die Spinnerei präsentiert vor dem Fest Kunst zwischen Hauch und Schmerz Bei Aspn: Die »Streckbank Martha« von Toni Schmale und Wandarbeiten von Grit Hachmeister STEFAN FISCHER Von der Streckbank ins Paradies

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