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kreuzer_12_2016

Freigedreht: Schwarwel verbrachte einen Sommer mit jugendlichen Straftätern

Film 035 1216 Termine 084 Kunst 062 Literatur 058 Theater 050 Musik 040 Spiel 032 Seit 2013 ist das Dok Leipzig regelmäßig zu Gast im Knast. Eine Auswahl des Festivals wird alljährlich im Rahmen der Dokwoche auch in der Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitin- gen gezeigt. Filmemacher begleiten ihre Werke. Die Gespräche im Anschluss zählen zu den spannendsten Momenten des Festivals. In diesem Jahr gab es zum ersten Mal auch eigene Filme der Insassen zu sehen. Initiiert hat dies der gemeinnützige Verein Ostpol. Vera Schmidt trat mit ihrer Idee, einen Filmworkshop mit den jugendlichen Straftätern durchzufüh- ren, an die Agentur Glücklicher Montag und den Comiczeichner und Animationsfilmer Schwarwel heran. »Ich wusste, dass sie mit Workshops im Sozial- bereich viel Erfahrung haben«, erklärt Schmidt. »Für drei Wochen waren sechs Workshoptage angesetzt, aber bis Oktober sind sie dann immer wieder hingefahren.« »Die Filme sollten eigentlich etwa eine Minute lang sein«, erzählt Schwarwel. »Am Ende sind es aber bis zu drei Minuten geworden, weil man ihre Geschichten einfach nicht in der Zeit erzählen kann.« Das lag auch an den Arbeitsbe- dingungen, wie er sagt. »Dir fällt ja sofort die Decke auf den Kopf. Nach 20 Minuten hast du selbst eine Art von Knastsyndrom. Du weißt, du bist eingesperrt und in deiner Freiheit ein- geschränkt. Dadurch hat es auch am Ende bestimmt doppelt so lange gedauert.« Von Juli bis Oktober entstanden so sechs Kurz- filme, in denen die Jugendlichen ihre Situation beschreiben und wie sie dorthin gekommen sind. Mit Fotos und Pappcollagen, Zeichnungen und Sprechgesang erzählen sie von Fehlern und folgenschweren Entscheidungen, reflektie- ren ihre Vergangenheit. Eine Bereicherung für die meisten der 14 Teilnehmer – ebenso wie für Schwarwel und Sandra Strauß vom Glücklichen Montag: »Das war ein sehr respektvolles, sehr schönes Arbeiten mit den Jungs«, resümiert sie. »Am Anfang, als wir den Jugendlichen Schwar- wels Film ›Leipzig von oben‹ zeigten, hatten wir schon weiche Knie. Wir wussten ja nicht, wie sie darauf reagieren würden.« »Die meisten von denen sind ja nicht unbedingt dem linken Spektrum angehörig«, ergänzt Schwarwel. »Am Ende haben wir aber gemerkt, dass man wirk- lich was bewegen kann, wenn man ernsthaft genug an die Sache rangeht.« Kaja Schumacher arbeitet als Kunsttherapeutin in der JSA und hat den Workshop unterstützt: »Kunst ist für die Jugendlichen Selbstermächti- gung im Kontrollentzug. Ich war selber erstaunt, wie die Jungs sich darauf eingelassen haben.« Das Angebot, sich innerhalb der Mauern künst- lerisch zu betätigen, ist begrenzt, die Plätze in der Kunsttherapie sind knapp. Gerade deshalb ist die Arbeit im Workshop so wichtig und sollte auf jeden Fall fortgesetzt werden, wenn es nach allen Beteiligten geht. LARS TUNÇAY ▶ www.ostpol-leipzig.de »Am Anfang hatten wir schon weiche Knie«: Comiczeichner Schwarwel im Knast SCHARWEL Freigedreht Schwarwel verbrachte einen Sommer mit jugendlichen Straftätern ANZEIGE

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