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kreuzer_12_2016

Überflüssig: Adventskalender mit Schoki und digitalen Zusatzstoffen; Bunte Bilder der Mehrsprachigkeit: Kinderbücher in 40 verschiedenen Sprachen gibt es in der Bunten Büchothek im südlichen Zentrum Leipzigs

00 Kinder & Familie 1216 Spiel 032 Film 034 Musik 040 Theater 050 Literatur 058 Kunst 062 Termine 084 Kinder & Familie Überflüssig Das Wort »Advent« kommt aus dem Latei- nischen und bedeutet so viel wie »Ankunft«. Im Advent bereitet sich die christliche Gemein- schaft traditionell auf das Weihnachtsfest vor und wartet auf die Ankunft des Herrn. Längst ist der Advent bei den meisten aber kein besinnliches Warten mehr. Der Konsum rückt in den Vordergrund und parallel zu betenden Gläubigen in den Kirchen bereiten sich vor allem Firmen und der Einzelhandel auf die Ankunft vor – die Ankunft der Saisonprodukte. Auch Milka mischt fleißig im Vorweihnachts- geschäft mit. Auf der Facebook-Seite wird die »Kuh-Munity« jetzt schon fleißig auf das Fest – natürlich mit Milka unterm Baum – einge- stimmt. Schokolade vor schlecht animierten Schneeflocken und das Video einer Hand, die monoton eine Schokosauce anrührt, wollen uns weismachen, dass es nicht wirklich Weihnachten Ein Adventskalender mit Schoki und digitalen Zusatzstoffen 2 lila Türchen werden kann, bevor jeder ein Milka-Produkt zu Hause hat. Und in jedem Supermarkt springen einen die Adventskalender förmlich an. 200 Gramm Alpenmilchschokolade verteilt auf 24 Türchen. Vor wenigen Jahren war das genug, um Kindern die Vorfreude auf das Fest zu versüßen. Doch diese Zeiten sind offensicht- lich vorbei. Jetzt geht Milka einen Schritt weiter. Neben Schokolade gibt es jeden Tag noch eine digitale Überraschung gratis dazu. Noch wäh- rend man die Schokolade zwischen den Zähnen hin und her schiebt, kann man mit dem Smart- phone den Adventskalender scannen und über eine App virtuelle Überraschungen entdecken. Advent 4.0. Kinder werden neben 1.120 Kilokalorien so auch noch eine gehörige Portion Milka-PR in kleinen Happen zu sich nehmen. Mondelez lacht sich ins Fäustchen und entwickelt wahr- scheinlich gerade den Adventskalender fürs kommende Jahr: mit Virtual-Reality-Brille und mitgeliefertem 3-D-Drucker für Schokolade zum Selbstausdrucken. Bevor die Entwicklung immer weiter voran- schreitet, sollten sich Eltern lieber mal besinnen und in der analogen Welt ihrem Nachwuchs erklären, warum wir Weihnachten feiern – gerne bei einem kleinen Stück Adventskalender- Schokolade. Doch leider scheint heute nicht mal mehr Vorfreude ohne Smartphone zu funktio- nieren. Würden Maria und Joseph sich jetzt auf den Weg von Nazareth nach Bethlehem machen, sie bräuchten Google Maps, um den Weg zu finden. ANGELA KRESS Oi, Brazil!«, »Asterix na Korsice« und »Die schönsten Volkssagen aus China, Band 2« – das sind die ersten Titel, die im Onlinekatalog der Bunten Büchothek des Weltoffen-Vereins auf- tauchen. Dann: ein Sprachkurs aus Brasilien, ein Asterix-Heft auf Tschechisch und eine Samm- lung chinesischer Märchen. Nicht nur in diesen Sprachen können junge und ältere Leser im Haus Nummer 11 der Straße des 17. Juni stöbern, sondern gleich in insgesamt vierzig verschie- denen. Die Bücher stehen verteilt in großen Würfeln und Wandregalen, über denen je ein Aufkleber mit einer Sprache hängt. Seit Okto- ber 2016 befinden sie sich im südlichen Zentrum Leipzigs. Englisch, Französisch und Deutsch machen einen Großteil der Sammlung aus, die sich aus Spenden von Privatpersonen und Verlagen zusammensetzt. Doch internationale Klassiker wie den »Kleinen Prinzen« gibt es auch auf Arabisch, Italienisch oder Russisch. Weitere Sprachen aus dem Nahen Osten und Asien sind im Angebot. WerinderinwarmenFarbengehaltenenBücho- thek in den Büchern aus fernen Ländern blät- tert, der wird auch bemerken, wie sich die Illus- trationsstile von Land zu Land unterscheiden. Geschäftsführer Christian Räsack erzählt mit leuchtenden Augen von den Illustrationen russischer und ukrainischer Kinderbücher – wie überbordend farbig, freundlich und detailreich sie gestaltet sind, im Vergleich zu den im Schnitt eher schlichten mitteleuropäischen. Hier in der Bibliothek hat er beispielsweise ein russisches Märchenbuch im Angebot, das in leuchtenden Farben Hexen, Waldgeister und Schlösser dar- stellt. Besonders stolz ist er auch auf ein tschechi- sches Werk, das die Geschichte eines kleinen Teufels erzählt, der auf die Erde geschickt wird, um Schabernack zu treiben. Letzten Endes ver- liebt er sich jedoch in eine schöne Schornstein- fegerin. Zwei- und mehrsprachige Familien sind die Hauptzielgruppe der Bunten Büchothek und gleichzeitig auch ihre besten Berater: »Nur, wer in einem Land und dessen Kultur aufgewach- sen ist, kennt auch den speziellen Kinderbücher- Kanon vor Ort. So können die Eltern uns Ein- kaufsvorschläge bereiten oder spenden die Bücher, die sie als Kinder selbst gelesen haben«, erklärt Christian Räsack. In Russland seien zum Beispiel Märchen sehr beliebt, ebenso in Italien. Und die Kinder? Weltoffen-Mitarbei- terin Judith Fallert lacht: »Die kommen in den Laden und suchen sich das Buch aus, das ihnen optisch am meisten zusagt – unabhängig von der Sprache, in dem es verfasst ist.« LAURA WÄGERLE ▶ Interkulturelle Bibliothek, Straße des 1. Juni 11, 1 Leipzig, Tel.    1, kontakt@weltoffen-leipzig.de, Di–Do 1–12., 1.–1 Uhr, Jahresbeitrag 1 € ▶ Online-Katalog: www.bunte-buechothek.de Bunte Bilder der Mehrsprachigkeit Kinderbücher in  verschiedenen Sprachen gibt es in der Bunten Büchothek im südlichen Zentrum Leipzigs TIM WAGNER Zwei- und mehrsprachige Familien sind die Hauptzielgruppe der Bibliothek mit Büchern vieler verschiedener Sprachen

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