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kreuzer_12_2016

Mittelalterliche Weihnachtsklänge: Mit Nimmerselich auf den Spuren historischer Instrumente und Lieder; Konzerttipps des Monats Dezember

042 Musik 1216 Spiel 032 Film 034 Theater 050 Literatur 058 Kunst 062 Termine 084 In einem uralten Rechnungsbuch von 1326 haben sie ihren Namenspat- ron gefunden. Spielmann Nimmerselich musizierte damals zum Weih- nachtsfest in einem Tiroler Salzbergwerk. Sein Name und die Höhe seines Lohns sind überliefert; wie seine Musik geklungen haben könnte, liegt eher im Bereich der Spekulation. »Natürlich waren damals überall Spiel- leute und Volksmusik, aber leider gibt es dafür keinerlei notenschrift- liche Zeugnisse«, sagt Ensemblemitbegründer Martin Uhlig. »Wir spielen eher mittelalterliche Kammermusik, die vor allem als Musik der höheren Stände anzusehen ist, da sie von Gelehrten aufgeschrieben wurde. Nach- gestellte Folklore, beispielsweise auf Mittelaltermärkten, bewegt sich damit deutlich mehr im Bereich der Mutmaßung und Fantasy als das, was wir betreiben.« Aus der Zeit zwischen 1100 und 1500 sind heute kaum mehr Original- instrumente erhalten. Anhand von Bildern, Plastiken und Beschreibungen baut Uhlig mittelalterliche Instrumente nach. So spielt er auf seiner selbst gebauten Fidel und Viola d’arco, Robert Schuchardt beherrscht Drehleier und Quinterne, ein historisches Zupfinstrument. »Uns interes- siert am meisten: Wie klingt das, was es nicht mehr gibt?« Auf der Reper- toiresuche für ihr 1999 gegründetes Ensemble studieren sie Originalquel- len, Autografen und alte Abschriften. Mittlerweile Spezialisten in Notati- onskunde, bemerken sie nicht ohne Stolz: »Unser aktuelles Programm besteht bestimmt zur Hälfte aus modernen Uraufführungen.« Bei fast allen Überlieferungen handelt es sich um Vokalstücke. »Wir wollen natürlich unsere Instrumente spielen und arrangieren daher einiges für die rein instrumentale Darbietung um.« Zum Ensemble gehö- ren zwei Frauenstimmen, wobei alle Musiker bei Nimmerselich auch ver- schiedene historische Streich-, Zupf und Blasinstrumente, Portativ und Glockenspiel beherrschen, von Zeit zu Zeit ist auch ein Perkussionist zu Gast. Für sein diesjähriges Weihnachtsprogramm hat sich das Ensemble die Kirche St. Laurentius in Leutzsch ausgesucht. »Kirchen sind ja mit die ältesten Gebäude, die es heute noch gibt. Und wenn sie die richtige Größe für uns haben, verfliegt der Klang nicht.« Weihnachten stand im Mittel­ alter anders als heute in seiner Bedeutung unter Ostern und Pfingsten, dafür wurde in vielen Textquellen nicht nur Jesu Geburt, sondern ein län- gerer Zeitraum, etwa von Mariae Verkündigung bis zur Ankunft der Hei- ligen Drei Könige, betrachtet, viele Stücke sind also nicht Weihnachts- lieder im heutigen Sinne. Vom Stück »Puer natus in Bethlehem« kann man jedoch behaupten, dass es schon im Mittelalter ein echter Weih- nachtshit gewesen sein muss. Unzählige Liedvarianten existieren, mit verschiedenen, aber ähnlichen Melodien. Es dient in seinem Varianten- reichtum Nimmerselich als Rahmen für all die anderen Lieder, welche am 3. Advent Teile der Weihnachtsgeschichte erzählen. ANJA KLEINMICHEL ▶ Nimmerselich, Puer natus: 11.12., 17 Uhr, St. Laurentius, Leutzsch Mit Nimmerselich auf den Spuren historischer Instrumente und Lieder Mittelalterliche Weihnachtsklänge In Kirchen, auf Burgen und Schlössern heimisch: Nimmerselich NIMMERSELICH Mit virtuoser Kammermusik des 18. Jahrhunderts wartet das Ensemble Diderot am 3. Dezember um 18 Uhr im Gohliser Schlösschen auf. Das 2008 vom Violinisten Johannes Pramsohler gegründete, auf Original- instrumenten konzertierende Pariser Ensemble präsentiert seine neueste CD. Die Triosonaten Opus 2 des französischen Barockkomponisten Jean- Joseph Cassanéa de Mondonville, hier in klangvoller Besetzung mit zwei Violinen, Cello und Cembalo interpretiert, wurden von der Musikwelt ­ bislang völlig übergangen. Diese Fundstücke sind mit ihrem reizvollen Nebeneinander französischer und italienischer Einflüsse und mit unge- wöhnlich hohen Anforderungen ans Ensemblespiel eine ideale Heraus- forderung für das Ensemble. Erstklassige musikalische Unterhaltung à la française garantiert! Prypjat Syndrome steht für die Klangwelt des E-Cellisten, Klangkünstlers und Magdeburger Straßenmusikers Matthias Marggraff. Mit Loopsta- tion und Effektgeräten ausgestattet, nimmt Marggraff seine Hörer mit auf Reisen durch Klanglandschaften, entlang tiefer Drones, durch weite Ambient-Flächen und perkussives Geknatter: »Noch nie Techno. Nicht mehr Jazz. Nicht Sound, sondern Klang«, so nennt er das. Mit seinen Improvisationen, welche die Klangwelt des klassischen Cellos um einen neuen ­ Kosmos erweitern, ist er am 2. Dezember um 20 Uhr im Café par terre zu Gast. Familienfreundlichkeit wird beim Crazy Generation Chor aus Leipzig Lindenau großgeschrieben. Beim traditionellen Weihnachtskonzert am 17. Dezember um 16 Uhr in der Kirche am Arnoldsplatz in Sommerfeld wird es die erprobt gelungene Mischung aus traditioneller und moderner Musik zum Fest geben. Songs etwa von Billy Joel und den Toten Hosen werden ebenso wie Gospels und Bachchoräle in eigenen Arrangements mit Hingabe und Humor zu Gehör gebracht. AKL Glamour, Effekte und Crazyness Konzerttipps des Monats ANZEIGE KREUZER, Leipziger Stadtmagazin für den 01.12.2016 93 x 84 mm 06.01.2017 LEIPZIG GEWANDHAUS Präsentiert von Infos & Onlinetickets: www.argo-konzerte.de Hotline: 01806 / 570070* *0,20 €/Anruf inkl. MwSt aus den Festnetzen, max. 0,60 €/Anruf inkl. MwSt aus den Mobilfunknetzen

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