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kreuzer_10_2013

1013 003 Editorial Termine 084 Kunst 072 Literatur 068 Theater 058 Musik 046 Spiel 044 Film 038 Zunächst war es nur ein Unbehagen. Eines, das schon immer von diesem Leipziger Wahrzei- chen ausging, dem Völkerschlachtdenkmal mit seinem mystisch-verträumten Kriegs- und Totenkult. Als sich dann ankündigte, was zum sogenannten »Doppeljubiläum« – 200 Jahre Völkerschlacht und 100 Jahre Denkmal – von der Stadt geplant war, wurde es noch größer: Ein Salat von etwa 70 Veranstaltungen rund um die Jahrestage ist geplant, ein Bürger- und Licht- fest nebst Kriegsspielen, die den realen Horror zu einem Trachtenfest machen – ein großes Bo- hei voll Pathos. Es ist ein »Jubiläum«, das man gar nicht so nennen mag, denn zu feiern gibt es nichts bei der Erinnerung an die Völkerschlacht. Zusammen mit der Leipzig Tourismus und Mar- keting GmbH entwarf eine sogenannte »Steue- rungsgruppe« unter Leitung des Direktors des Stadtgeschichtlichen Museums, Volker Rode- kamp, ein Megaprogramm und die Idee, das Völkerschlachtdenkmal zu einem europäischen Friedensdenkmal umzudeuten. Das erinnert fatal an die Instrumentalisierung des Ortes durch inzwischen versunkene politische Systeme – das Kaiserreich, die Nazis, die Kommunisten. Das Völkerschlachtdenkmal ist und bleibt ein rie- siger Leichenstein, erbaut mit deutsch-patrio- tischem Pathos. Auch wenn Burkhard Jung in der örtlichen Presse bekundete, es gäbe nichts zu feiern, so organisierte sein Steuerungsgrup- penchef eben doch genau dies: eine Festivität rund um das Gemetzel, das innerhalb von vier Tagen 100.000 Menschen das Leben kostete und unfassbare Schrecken hervorbrachte. Wird hier eine Menschheitstragödie in den Dienst des Stadtmarketings gestellt? In der kreuzer- Titelstrecke ab Seite 20 beschäftigen wir uns in- tensiv mit dem Thema. Darin erzählen wir die grausamen Geschichten hinter kleineren Schlachtdenkmalen, beleuchten einige der Veranstaltungen kritisch, informieren über die Rolle der Sachsen im Jahr 1813 und plädieren – man wird ja noch träumen dürfen – für eine Einebnung des Völkerschlachtdenkmals. Ende neu heißt es ab Oktober im Schauspiel Leipzig. Mit Beginn der Spielzeit werden die ersten Ergebnisse der Arbeit des neuen Intendanten Enrico Lübbe sichtbar. Lübbe kam im Spätsom- mer, um Sebastian Hartmann abzulösen – und um dem Schauspiel eine neue Anmutung, ein neues Image zu geben. Wie dieses aussehen könnte, versuchten wir im Interview des Mo- nats zu klären. Mit einer genauen Benennung hatte Lübbe noch Schwierigkeiten, zwei Dinge sind ihm jedoch wichtig: Vielfalt zu bieten und verloren geglaubtes Publikum wieder ins Leip- ziger Stadttheater hineinzulocken (ab S. 30). Auf den Theaterseiten gibt kreuzer-Redakteur Tobias Prüwer zudem einen Überblick über die just begonnenen Spielzeiten in Oper und Schauspielhaus (S. 60). Juliane Streich interviewt auf den Musikseiten Tobias Schurig, der als Nachfolger von Christoph Gurk das Musikpro- gramm im Schauspiel betreuen wird (S. 51). Ein Vernichtungskrieg würde in der Leipziger SPD toben, so berichten einige Insider. Ihre Namen wollten sie nicht nennen, so wie viele städtische SPD-Mitglieder, die kreuzer-Autor René Loch bei seinen Recherchen befragte. Auch Spitzenkräfte der Partei verweigerten ihren Kommentar, einzig der Leipziger SPD-Vorsitzende Michael Clobes kommentierte die Vorgänge. Zum ersten Mal ans Licht trat der Zwist im Früh- ling bei einer Vollversammlung nebst Vor- standswahl der SPD-Jugendorganisation Jusos, die in einem Eklat abgebrochen wurde. Die Jusos sind als Machtbasis sehr wichtig, hier be- ginnen die Karrieren der Parteiarbeiter. Nach dem Juso-Streit entstand eine abstruse Geschich- te, in der es um einen Machtkampf zwischen linkem und rechtem Flügel geht, um einen an- geblich beeinflussten MDR-Beitrag und um ein Bildungsinstitut, das der türkischen Gülen- Bewegung nahestehen soll. Einen Abriss der Geschehnisse lesen Sie auf den Seiten 34/35. Immer wieder im Herbst startet eine der schönsten Veranstaltungen des Jahres: das Leip- ziger Festival für Dokumentar- und Animati- onsfilm. Hier kann man ganze Tage im Kino ver- bringen und witzige, traurige, unerhörte und berührende Geschichten aus aller Welt erleben. Auch in diesem Jahr hat das Team um DOK- Chef Claas Danielsen einiges eingesammelt für das Leipziger Publikum. Erste Informationen finden Sie im Filmressort (S. 38/39). Und wenn das Festival gestartet ist, begleiten wir es täglich frisch auf kreuzer online im kreuzer-DOK-Blog. Halten Sie die Augen offen! ANDREAS RAABE ▶ chefredaktion@kreuzer-leipzig.de LUDWIGANDER-DONATH Kriegshorror als Trachtenfest: Teilnehmer des Reenactment der Schlacht 1813 bei Lützen, direkt im Vorfeld der Völkerschlacht RichardMüller,XXXXXXXXXXXXXXXXX©VGBild-KunstBonn,2013 Die Schöne und das Biest Richard Müller & Mel Ramos & Wolfgang Joop 13. Oktober 2013 bis 12. Januar 2014 www.mdbk.de Mel Ramos, Giant Panda, 2012, Lithografie Levy Galerie Hamburg © VG Bild-Kunst Bonn, 2013 ANZEIGE

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