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kreuzer_10_2013

Überflüssig: Peepee Teepee, Zuhören schmackhaft machen: Hörspielmacher Thomas Kirsche

077 Kinder & Familie1013 Termine 084 Kunst 072 Literatur 068 Theater 058 Musik 046 Spiel 044 Film 038 Unbekannte Sagen aus dem Leipziger Westen« heißt der Ferienworkshop von Thomas Kirsche, bei dem die teilnehmenden Kinder nicht nur den Stadtteil erkunden und skurrile Orte in Plagwitz und Lindenau aufspüren, sondern auch eine eigene CD produzieren. kreuzer: Ihre Magisterarbeit haben Sie über den Humor in Kafkas Werken geschrieben. Wie kommt man von Kafka zum Kinderhörspiel? THOMAS KIRSCHE: Darüber habe ich noch nie nach- gedacht. Das hat sich so ergeben. Seit ich schreiben kann, schreibe ich Geschichten. Irgendwann im Studium hatte ich die Idee, meine Geschichten einzulesen, dann auch mit verschiedenen Rollen. Der nächste Schritt war meine Mitarbeit in der Hörspielredaktion bei Radio Blau. Als ich dann mit Kindern Hörspiele gemacht habe, habe ich gemerkt, dass da sehr viel zurück- kommt. Man hat eben auch schnell ein Ergebnis. Das ist ein sehr schönes Arbeiten mit Kindern. kreuzer: Was erwartet die Kinder beim Workshop in den Herbstferien? KIRSCHE: Wir werden zusammen im Leipziger Westen herumlaufen und schauen, ob wir dort irgendwelche Orte finden, die merkwürdig sind: ein komischer Stuck an einer Häuserfassade, ein Baum, der schief gewach- sen ist, oder ein Stein. Etwas, über das man mit den Augen stolpert. kreuzer: Warum ausgerechnet im Leipziger Westen? KIRSCHE: Das Projekt wird durch den Quartiersrat Leipziger Westen gefördert und richtet sich vor allem an Plagwitzer Kinder. Kinder aus anderen Stadtteilen können aber auch teilnehmen. kreuzer: Wie wird aus den Entdeckungen der Kinder ein Hörspiel? KIRSCHE: Die Kinder sollen sich Geschichten zu den Orten ausdenken. Es soll nicht darum gehen, historisch zu erklären, wo die Phänomene herkommen, sondern der Fantasie soll freier Lauf gelassen werden. Ich werde dann die Geschichten in eine Hörspielfassung brin- gen und dann geht es an die Umsetzung und an das Einsprechen. Abschließend werden die Hörspiele den Eltern und Freunden präsentiert. kreuzer: Sind Hörspiele für Kinder ein wichtiges Medium? KIRSCHE: Es geht heute viel um das Bild. Zuhören wird hingegen vernachlässigt. Über Hörspiele kann man Kindern das Zuhören wieder schmackhaft machen. kreuzer: Was hören Sie zurzeit? KIRSCHE: »Die Alchemistin«, ein ganz klassisches Hörspiel. INTERVIEW: MIRIAM SCHULTZE ▶ 21.–23.10., 10–14 Uhr, Bibliothek Plagwitz Georg Maurer, Zschocher- sche Str. 14. Präsentation 25.10. Anmeldung bis 13.10. unter 01 78/1 68 60 54 oder www.kirschproduktion.de. Es können max. 12 Kinder im Alter von 7–14 Jahren teilnehmen. Die Teilnahme ist kostenlos. Hörspielmacher Thomas Kirsche über sein Ferienprojekt, das Zuhören und markante Orte PRIVAT XXX ANZEIGE »Zuhören schmackhaft machen« Fängt gerne Geräusche ein: Thomas Kirsche Überflüssig Zipfel für den Zipfel Peepee Teepee Ein Kondomurinal ist ein Silikonhäubchen für ältere, inkontinente Männer – überstülpen und alles bleibt trocken. Nach diesem Prinzip soll auch eine angeblich grandiose, neue amerikanische Erfindung funktionieren: Peepee Teepee, das Zipfel- chen fürs Zipfelchen, ein Kondomurinal für männ- liche Säuglinge. Sieht aus wie ein bunt bedruckter Trinkbecher aus Pappe, bestenfalls wie ein Partyhüt- chen, ist aber aus waschbarem Stoff und soll während des Wickelvorgangs auf des Säuglings Schniedelchen gesetzt werden, um eventuelle Pipi-Fontänen zu unter- drücken beziehungsweise die wickelnden Eltern vor diesen zu schützen. Frische Luft an Babys Unter- leib löst ja bekanntlich sofort den Pinkelreflex aus. Diese Erfindung wirft Fragen auf: Was ist so drama- tisch an ein paar kleinen Spritzern Babyurin auf dem T-Shirt? Schließlich handelt es sich nur um eine realistische Menge von circa 25 ml, dem Zehntel eines Wasserglases. Warum legt man nicht einfach eine im Babyalltag ständig im Einsatz befindliche Stoffwindel (alter Hebammentrick) auf die bloße Körperstelle? Und die unbeantwortet bleibende Hauptfrage: Warum sind Eltern bereit, sich für 13 Euro ein albernes Hüt- chen mit aufgedruckten kleinen Affen, Flugzeugen oder Autos zu kaufen? Weil es schön aussieht? Weil sie das Hütchen auf dem kleinen Schniedel lustig finden? Weil sie Angst vor den Körperausscheidungen ihres Kindes haben? Liebe Eltern, Pipi wird nicht die einzige Flüssigkeit sein, mit denen Ihr Kind Sie in einem durchschnittlich 18-jährigen Zusammenleben konta- minieren wird. Sie werden noch froh sein, wenn es nur Pipi ist. MIRIAM SCHULTZE LOVELYSTUF.DE

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