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kreuzer_10_2013

"Da läuft meine Musik und ich kann knutschen": Party-Veranstalter Zacker im Gespräch

046 Musik 1013 Film 038 Spiel 044 Theater 058 Literatur 068 Kunst 072 Termine 084 SWENREICHHOLD Er kann es nicht lassen. Als wir das letzte Mal ausführlicher über Zacker und No No No berichteten, verkündete er gerade, er werde auf- hören, Konzerte und Partys zu veranstalten. Das war vor drei Jahren, inzwischen ist No No No wiederauferstanden, Zacker hat allein in die- sem Jahr so spannende Bands wie Planningtorock, Karin Park oder Ssion nach Leipzig gebracht. »2010 war das Ganze stagniert«, erklärt Zacker die Gründe seines damaligen Rückzugs. »Der Queer-Begriff war tot, ich mochte auch die Gäste nicht mehr.« Zwar ist der Queer-Begriff immer noch tot oder besser gesagt viel zu lebhaft umher- springend, um überhaupt noch eine konkrete Subkultur oder politische Aussage zu beschrei- ben. Gossip spielen längst in der Arena und jede Subkultur ist gleichzeitig auch ein Facebook- phänomen. »Queer ist angekommen«, sagt Zacker und findet das nicht unbedingt schlimm, die No No No-Partys laufen weiter unter dem Motto »for bouys and gerhls and criminal queers«, frei nach Antony and the Johnsons, einer seiner Lieblingsbands. Ihn holte er 2005 nach Leipzig – »mein absolutes Highlight«. Doch auch wenn die Musik für Zacker essen- ziell ist, auch wenn man die Begeisterung für Bands und Künstler in jedem Gespräch mit ihm vernimmt, geht es ihm doch viel mehr um das Familiäre. Am schönsten findet er selbst auf seinen Partys – ob sie nun als Reihe im Sweat oder zum Wave-Gotik-Treffen stattfinden –, wenn seine Freunde tanzen, der Familienvater mit Frau neben der Homo-Clique, wie er selbst sagt. Als er das auf der Party zu seinem 30. Geburts- tag erlebte, beschloss er, in kleinem Rahmen und ohne viel Presse doch wieder Partys zu ver- anstalten. »Die waren dann voller als je zuvor.« Nun feiert der 32-jährige Zacker zehntes No No No-Jubiläum. Zehn Jahre Partys, Konzerte, Filme, Festivals und Kunstausstellungen. Ange- fangen hat er mit den Zacker-Nights, weil er die richtigen Partys für sich nicht gefunden hatte. »Ich war immer die Randgruppe der Rand- gruppe«, sagt er. Als Schwuler auf den Gruftie- Nächten oder ganz in Schwarz auf den Schwulen- Partys. Also startete er selbst Partys, auf denen sowohl Madonna als auch der düstere Sound der Achtziger liefen. Und oft ging es übers Feiern an sich hinaus. Die Verbindung von Konzert mit bildender und Filmkunst gipfelte in zwei Bouygerhls-Festivals. Auch wenn er den Schwerpunkt nicht auf politische Botschaften und Korrektheit legt, versteht er seine Veranstal- tungen als Schutzraum, in dem Begriffe wie hetero, schwul oder bisexuell keine Rolle spielen. »Da läuft meine Musik und ich kann knut- schen.« Auf einer seiner ersten Veranstaltungen lernte er auch gleich seinen heutigen Freund und zukünftigen Mann kennen. »Der stand vor dem DJ-Pult und wollte mich küssen.« Persön- licher Höhepunkt der zehn Jahre. Gab es auch Krisen? »Ich krieg nach jeder Veranstaltung ne Krise«, gibt Zacker zu. War das jetzt gut genug?, fragt er sich dann und nimmt sich jede Kritik zu Herzen. Finanziell hat es ihn auch gelegentlich reingerissen, weswegen er froh ist, dass das Veranstaltungswesen nicht sein richtiger Job ist, sondern dass er sein Monatsgehalt in seiner Werbeagentur verdient. Verändert hat sich in den zehn Jahren sein Pro- gramm. Heute würde er nicht mehr jede Trash- band einladen, »die Bananen schält oder sich Milch über den Kopf kippt«. Offensichtlich hat sich auch Leipzig verändert, da muss man noch nicht mal nach Plagwitz fahren, um das zu sehen. »Doch die Stadt ist immer noch cool«, sagt der gebürtige Leipziger, der nie wirklich den Reiz verspürt hat, wegzuziehen. »Klar heißt es oft: Der Bär steppt nicht mehr, der Bär ver- reckt. Aber hier ist immer noch alles möglich: Ob du nun eine Partyreihe oder eine Firma gründen willst.« Er selbst ist ruhiger geworden, geht seltener aus, hat die heimelige Couch samt Hund und Mann lieben gelernt. »Und es geht doch wirklich nichts über einen Grillabend mit Freunden.« Zur »10 Years of Z«-Geburtstagsfeier veran- staltet der ehemalige Turniertänzer eine Gala mit geladenen Gästen und nur 66 Kaufkarten im UT Connewitz, zu der er sich selbst ein Konzert der Band Deptford Goth schenkt, die mit ihren Synthies und tiefem traurigem Gesang eine liebevolle und schmerzende Melancholie hervorruft. Zur Jubiläumsedition-Party am nächs- ten Tag legen Weggefährten Zackers auf, von Claire aus dem Conne Island über Sergej Klang vom BKL bis zu Mrs. Pepstein von Radio Blau. Und nach der großen Sause? »Ich mach erst mal keine Konzerte mehr«, sagt er und erzählt von Hochzeitsvorbereitung und dem Stress der letz- ten Monate, aber dann: »Ach, Pläne sind doch Schall und Rauch. Ich habe schon wieder so viele Ideen.« Kooperationen, Indiespecial, Film, Ausstellung. Er kann es halt nicht lassen. JULIANE STREICH ▶ 10 Years of Z – Zacker Jubiläums-Weekender: 11./12.10., UT Connewitz, Elipamanoke »Da läuft meine Musik und ich kann knutschen« Hat die heimelige Couch lieben gelernt: Partyveranstalter Zacker Zacker veranstaltet seit zehn Jahren Konzerte und Partys for bouys and gerhls and criminal queers »Ich krieg nach jeder Veranstaltung ne Krise«

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