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kreuzer_10_2013

"Ich will kein Konsenstheater": Neu-Intendant Enrico Lübbe im Interview

030 Magazin 1013 Film 038 Spiel 044 Musik 046 Theater 058 Literatur 068 Kunst 072 Termine 084 SANDRANEUHAUS »Ich will kein Konsenstheater« Normales Mineralwasser oder das gute Mond- wasser, das Hartmann schon trank? Oder doch Kaffee? Enrico Lübbe macht auch bei der zum Interviewtermin angebotenen Getränke- auswahl Ernst mit der angekündigten Vielfalt an Leipzigs Stadttheater. In seinem Büro fast unterm Dach empfängt der neue Intendant des Schauspiels die kreuzer-Delegation. Auf das ihm am Herzen liegende vielfältige Theateran- gebot kommt Lübbe immer wieder zurück, während er über seinen programmatischen Kurs und die Ruhepausen in Markkleeberg spricht und erklärt, dass Kritik häufig von Leuten komme, die nie ein Stück gesehen hätten. kreuzer: Fühlte sich Ihr Wechsel nach Leipzig als Heimkommen an? ENRICO LÜBBE: Weniger, als ich gedacht habe. Ich zog vor fünf Jahren aus Leipzig weg und bin überrascht, wie sich Stadt und Schauspielhaus seither verändert haben – und ich habe mich auch verändert. Die emotionale Bindung ist natür- lich da. Ich habe mit diesem Haus eine Vorge- schichte und verdanke ihm viel. Das war eigentlich der erste Impuls, als die Entscheidung fiel. Aber wenn dann die Arbeit beginnt, bleibt gar keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, dann macht man einfach seine Arbeit. kreuzer: Den Namen Centraltheater haben Sie gestrichen. Wie wollen Sie das Schauspiel Leipzig als neue Marke etablieren? LÜBBE: Der Überbau hieß ja immer Schauspiel Leipzig. Centraltheater war allein eine Spiel- stättenbezeichnung. Und wir nehmen wieder den Namen des Eigenbetriebs Schauspiel Leip- zig für alles, quasi als Dachmarke. Und unter diesem Dach haben wir mehr Spielstätten als zuletzt, verbunden mit klaren programma- tischen Linien. Ich hatte mit Sebastian Hart- mann nie ein Problem und ich werde auch über seine künstlerische Leistung nichts Negatives sagen. Im Gegenteil, ich finde, dass auch her- vorragende Arbeiten gezeigt wurden. Da muss man die Emotionen manchmal ein bisschen runterfahren, wie zum Beispiel bei der Abon- nenten-Veranstaltung vorm Sommer, da ging es zum Teil schon sehr emotional zu. kreuzer: Wie lief die denn ab? LÜBBE: Es war sehr voll und es herrschte eine positive Aufbruchstimmung. Sobald das Thema »die letzten fünf Jahre« kam, gingen die Emoti- onen hoch. kreuzer: Wie schnell war für Sie der Namens- wechsel vom Centraltheater zum Schauspiel ent- schieden? LÜBBE: Gar nicht so schnell. Nur merkte ich, als ich mich mit vielen Leuten aus der Stadt getroffen habe, dass das ein großes Thema ist. Sehr viele sagten damals schon im zweiten Satz zu mir: Aber es heißt wieder Schauspiel Leipzig, oder? Ich hatte immer gedacht, dass man über Inhalte redet, und ob das Geschenk jetzt grün oder blau ver- packt ist, sei nicht so wichtig. Aber das ist nicht der Punkt – es geht da um mehr, eben um den Punkt der Identifikation, der für viele auch mit dem Namen verbunden ist. kreuzer: Haben Sie so eine Aufladung des Theaters als Repräsentationsort auch in anderen Städten erlebt? LÜBBE: Das gibt es bestimmt woanders auch. Aber so extrem war es dort, wo ich bis jetzt war, nicht. Vielleicht wäre aber auch die Formulierung »Identifikationsort« richtiger. Und ein Identifi- kationsort war das Schauspiel Leipzig zuletzt für zu wenige Leute. Es gibt aber eine große Sehn- Interview des Monats Neu-Intendant Enrico Lübbe über seinen Start am Schauspiel, antrainierte Kritikfähigkeit und die Mühen des Imagewechsels

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