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kreuzer_10_2013

FrohFroh-Kolumne, Sahnehäubchen zum Fleisch-Festival: 10 Jahre Metalheadz

050 Musik 1013 Film 038 Spiel 044 Theater 058 Literatur 068 Kunst 072 Termine 084 Wochenende für Wochenende zieht Matthias Tanzmann durch die Welt. Sein Output als Producer hat dadurch in den vergangenen Jahren merklich nachgelassen. Und die weni- gen Tracks und Remixe zeigten eine immer stär- kere Tech-House-Straffung seines Sounds. Anfang September kam nach drei Jahren eine neue EP auf seinem Label Moon Harbour heraus. Auch »Tilt« geht diesen Weg weiter. Drei funktionale Tracks mit teilweise überraschend raviger Note – aber eben auch wenig markanten Momenten. Die Dosis an DJ-Funktionalität scheint Lake People dagegen kaum zu interes- sieren. Seine Stücke sind in sich geschlossene, harmonisch überquellende House-Stücke mit einer gewissen Electronica-Erdung. Beim Offenbacher Label Connaisseur Recordings folgte vor Kurzem der zweite Teil seiner »Step Over, Trace Into«-EP-Reihe. Zunehmend erhabener klingen Lake Peoples Stücke, ohne dass es in Behäbigkeit oder Pathos abzurutschen droht. Auf mehr offensive Disco-Eleganz setzt New World, ein Teil des House-Duos Boytalk. Riotvan brachte seine »Night Stalker« heraus, auf der auch die Leipzigerin Jennifer Touch zu hören ist. Und ihr lässig-wehmütiger Gesang klingt, als hätte sie bereits in den Achtzigern große Hits gefeiert. Drei wunderbare Stücke, die zeigen, wie viel süße Melancholie unter dem Disco-Glitzer steckt. Filburts Label O*RS widmet sich mit der »2000« einem Dub-Ausflug im 7"-Format. Von Bassist Andreas Wendland ließ er sich einige Instrumente einspielen und drehte die Delay-Filter weit auf. Entstanden sind zwei tief vibrierende Versionen von »It’s Hard To Be Dub«. Slow House im Dub-Mantel – sehr gelungen und in neun ver- schiedenen Farben auf Vinyl gepresst. Auch Kassem Mosses Label Ominira betritt einen neuen Pfad, wobei das Label quasi mit jeder neuen Veröffentlichung einen anderen Sound anschlägt. Throwing Shade aus London hat er entdeckt – eine junge Producerin, die Soul mit reduzierten Synthesizer-Arrangements verbindet. Passend zur gegenwärtigen UK-Garage- Renaissance, allerdings wesentlich gedrossel- ter und den Pop-Kontext vom Rand beobachtend. JENS WOLLWEBER Die hiesige Metal-Szene hat sich prächtig ent- wickelt. Sprachen wir vor zwei Jahren noch von Bodenbildungsprozessen (kreuzer 07/2011), so wuchert die Pflanze Underground-Metal nun wie Giftefeu und Stechginster wild vor sich hin. Es gibt eine Schar von Bands jedes Metal- Genres und einen festen Fanstamm, der zu den Konzerten in der Nische zusammenfindet. Ganz und gar nicht unschuldig hieran sind die Metalheadz, die sich über eine Dekade fauler Dunkelheit zur Szenestütze entwickelt haben. Im Markkleeberger Jugendclub Spinne organi- sierte die Crew 2003 ein Konzert. »Wir haben uns über Preispolitik, Geldmacherei und schlech- ten Musikgeschmack anderer geärgert«, so benennen die zwei Köpfe der Metalheadz ihre Beweggründe, übers bloße Fansein hinauszu- gehen. Jörg und Marcus, die man besser unter den Namen Niebe und Pappe kennt, wollten den Beweis antreten, dass man als Fan für Fans den heißeren Scheiß anrührt. »Wir wollten etwas ganz Besonderes machen und keine halbherzigen Konzerte. Nach drei Versuchen hatten wir den Dreh raus.« Bis heute sehen sich die beiden als Fans, was man als Garant für die Güte ihrer Konzerte nehmen darf. 14 Crewmitglieder helfen ihnen dabei. Allmählich weitete sich der Wirkungs- bereich der Metalheadz nach Norden aus und das ursprüngliche »Markkleeberg« verlor sich aus dem Namen. »Uns sind Bands abgesprungen, weil sie lieber in Leipzig spielen wollten. Unsere Gäste bestehen zu 80 Prozent aus Leipzigern.« Und dann zog es auch sie selbst ins Großstäd- tische. Mit brutalstmöglicher Regelmäßigkeit hämmert die Crew fast monatlich Under- ground-Konzerte wie Pflöcke in den blutdurs- tigen Szeneboden. Die Jubiläumsbombe namens Fleisch-Festival wird in der Halle 5 als Death-Trap hochgehen. Von den Old-Schoolern Priming Pressure (Leip- zig), hier rinnt etwas Melodic ins tieftönende Grab, über die thrashig sägenden Krow (Brasilien) bis zum Brutal Death der Vivisektoren von Cytotoxin (Chemnitz) wird das ganze Genrear- senal abgefeuert. Zwei bis dato unter Verschluss gehaltene Supporter treten zusätzlich auf, bevor die Hühnergötter von der dänischen Nordsee- küste Illdisposed alle noch stehenden Metalheadz niederknüppeln. Ob die Bandauswahl ein Geschenk der Metal- headz an sich selbst ist? »Absolut! Wir finden die Bands selber knorke! Schlafen: schon seit Tagen unmöglich.« Ein Sahnehäubchen folg- lich. Ach so, welchen Regeln folgt das Booking? »Es muss knallen! Punkt!« TOBIAS PRÜWER ▶ Fleisch-Festival: 12.10., Party: 17 Uhr, Konzertbeginn: 19 Uhr, Halle 5, www.metalheadz.pytalhost.de ▶ Ein Interview mit Pappe und Niebe lesen Sie auf www.kreuzer-leipzig.de »Es muss knallen«: Seit zehn Jahren heizen die Metalheadz in der Leipziger Undergroundhölle ein SWENREICHHOLD Sahnehäubchen zum Fleisch-Festival Boom-tschak »frohfroh – we like dance music from leipzig« ist wohl der bekannteste und informativste Blog zur elektronischen Musikszene der Stadt. Blogbetreiber und kreuzer-Autor Jens Wollweber fasst hier monatlich die frohesten Meldungen zusammen. Für alle, die Leipziger Tanzmusik auch so mögen. »Wir wollten keine halbherzigen Konzerte«: Die Crew der Metalheadz

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